Jean Cavalier (1681-1740)
Jean Cavalier ist der berühmteste Anführer der Kamisarden
Jean Cavalier wird am 28. November 1681 in Ribaute (im Kanton von Anduze) als Sohn von Antoine Cavalier und Élisabeth Granier geboren. Zunächst arbeitet er als Knecht auf dem Bauernhof seines Onkels Lacombe in Vézenobre, danach als Bäckerbursche in Anduze (im heutigen Departement Gard). 1701 flieht er nach Genf, da er auf einigen verbotenen Versammlungen der Protestanten erkannt wurde und daher mit einer Galeerenstrafe rechnen muss. 1702 kehrt er in seine Heimat zurück und schließt sich nach der Ermordung des Abbé du Chayla zusammen mit anderen jungen Männern aus dem Flachland den Aufständischen in den Bergen der Cevennen an. Im September des Jahres geht er von dort wieder in die Ebene hinab. Mit jedem Handstreich gegen die Soldaten des Königs verbessert sich die Ausrüstung seines Trupps, dessen Kämpfer immer erfahrener und zahlreicher werden.
In eigener Regie oder zusammen mit Rolland verwüstet er die Dörfer der Katholiken und steckt deren Kirchen in Brand. Er scheut aber auch nicht vor offenen Feldschlachten mit den königlichen Truppen zurück und bringt diesen einige vernichtende Niederlagen bei, zum Beispiel im Dezember 1702 in der Schlacht vom Mas de Cauvi vor den Toren von Alès oder im März 1704 in der Nähe des Devois de Martignargues bei Vézenobre. Kurz danach, im April 1704, wird sein Trupp jedoch bei Nages geschlagen und sein „Arsenal“ in der Grotte von Euzet von den Soldaten entdeckt, geplündert und gesprengt. Daraufhin nimmt er Friedensverhandlungen mit dem Marschall Villars auf, legt die Waffen nieder und zieht mit einer Handvoll Getreuer aus den Cevennen ab.
Er geht nach Genf und stellt sich in den Dienst des Herzogs von Savoyen, der ihn zum Obristen ernennt. 1706 – während des Spanischen Erbfolgekrieges – ist er Befehlshaber eines Regimentes der anglo-portugiesischen Armee und hat zahlreiche ehemalige Kamisarden und hugenottische Réfugiés unter seinem Kommando, mit denen er beabsichtigt, später über Katalonien in die Cevennen zurückzukehren. Die Armee der Alliierten wird jedoch bei Almansa geschlagen und Cavalier in dieser Schlacht schwer verwundet.
Auf Halbsold gesetzt reist er in der Folgezeit zwischen England und Holland hin und her. 1710 lässt er sich in Irland nieder, wo er von einer kleinen Pensionszahlung lebt. 1735 bekommt er die Beförderung zum Brigadegeneral und wird 1738 zum Gouverneur der Insel Jersey ernannt. Er stirbt am 17. Mai 1740 in Chelsea, einem westlichen Vorort von London. Auf dem dortigen Friedhof (und nicht, wie man oft lesen kann, auf dem Friedhof der französischen Glaubensflüchtlinge in Dublin) liegt er auch begraben.
Weiter im Rundgang
Bibliographie
- Bücher
- ALLARD A., Jean Cavalier, chef camisard, Dordrecht, 1925
- PIN Marcel, Jean Cavalier, Nîmes, 1936
Dazugehörige Rundgänge
-
Der Cevennenkrieg
Im 18. Jahrhundert sprach man vom „Krieg in den Cevennen”, wenn man sich auf die Guerilla bezog, die zu Beginn des Jahrhunderts die Cevennen verwüstete, um eine Wiedereinsetzung des Edikts...
Dazugehörige Vermerke
-
Der Auftakt der Revolte
Der Aufstand der Kamisarden begann am 24. Juli 1702 mit der Ermordung des Abbé du Chayla in Pont-de-Montvert (im heutigen Departement Lozère). -
Les Camisards
Guerre civile en Cévennes Tricentenaire de la guerre des camisards (1702-2002) -
Élie Marion (1678-1713)
Élie Marion ist einer der wenigen Kamisardenführer und -propheten mit Hochschulausbildung. In seinem Londoner Exil gründet er die Gemeinschaft der ‚Kinder Gottes‘ (auch‚ French Prophets‘ genannt) und setzt alles daran,... -
Das Ende des Kamisardenaufstandes
Die Anführer der Kamisarden legen einer nach dem andern die Waffen nieder und nehmen mit dem Marschall Villars in lockerer Folge Verhandlungen auf. Bis 1710 kommt es dennoch zu Versuchen,... -
Die Ursprünge des Kamisardenaufstandes
Die Widerrufung des Edikts von Nantes im Oktober 1685 zieht die Zerstörung der protestantischen Kirchen, die Ausweisung der Pastoren und das Verbot der reformierten Religionsausübung nach sich. Doch schon bald...