Die theologischen Debatten
im 19. Jahrhunderts
Das 19. Jahrhundert ist von einem neuen theologischen Klima geprägt. Mehrere Denkströmungen stehen einander gegenüber, die auf den Einfluss der deutschen Theologie, auf die Verbreitung der historischen Bibelkritik und, nicht zu vergessen, auf die Bedeutung der Gefühlswelt, die mit dem Aufschwung der Romantik verbunden ist, zurückgehen.
Denkströmungen stehen sich gegenüber
Im 19. Jahrhundert verändert sich das Klima in der protestantischen Gemeinschaft. Im protestantischen Denken und der protestantischen Frömmigkeit vollzieht sich eine große Wende unter dem Einfluss von vier Faktoren :
- Eine neue Auffassung von der Erkenntnis in Verbindung mit der von der Philosophie Kants ausgelösten Umwälzung.
- Die größere Bedeutung, die, in Verbindung mit der Romantik, der Gefühlswelt zugestanden wird.
- Eine neue Art, die Bibel zu lesen und zu verstehen, die mit dem Aufschwung der historischen und literarischen Kritik der Texte einhergeht.
- Die Säkularisierung der Gesellschaft.
Mehrere theologische und geistige Strömungen prägen und spalten den europäischen Protestantismus und ganz besonders den französischen : der Liberalismus, die Erweckungsbewegungen und die orthodoxe oder evangelische Strömung. Wenn es auch hilfreich ist, sie zu unterscheiden, um zu verstehen, was vor sich geht, so darf man zwischen ihnen keine radikalen Gegensätze sehen oder scharfe Grenzen ziehen. Oft gehen sie eine Verbindung ein, treten gleichzeitig auf oder führen zu Spannungen bei den selben Personen. Unter den Orthodoxen und den Liberalen stehen einige der Erweckung feindselig gegenüber, andere lassen sich beeinflussen. Viele versuchen, Orthodoxie und Liberalismus zu verbinden. Alle sind den gleichen Einflüssen ausgesetzt : Schleiermacher, Vinet. Selbst wenn die Konflikte oft heftig werden, sind die Haltungen der einen und der anderen komplex und unbeständig. Einige gehen von der Erweckung zum extremsten Liberalismus über und sogar zum Freidenkertum. Die Synode von 1872 endet mit dem Bruch zwischen Orthodoxen und Liberalen.
Am Ende des 19. Jahrhunderts verlagern sich die Debatten, und manchmal vertiefen sie sich unter einem doppelten Einfluss : dem des Symbolfideismus und dem des sozialen Christentums.
Dazugehörige Rundgänge
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Der Protestantismus im 19. Jahrhunderts
Das 19. Jahrhundert beginnt mit dem Konkordat von 1801 und den Organischen Gesetzen von 1802, die das Leben der Kirchen reglementieren. Ihre Anordnungen erlauben die Neuorganisation des Protestantismus nach der...
Dazugehörige Vermerke
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Ein neues theologisches Klima
Im Laufe des 19. Jahrhunderts tritt in der protestantischen Theologie eine Wende von großer Tragweite ein. Dieses neue theologische Klima entsteht aus vier Faktoren : dem Aufschwung der Bibelkritik ; einer neuen... -
Die Erweckungsbewegungen
Die Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts stehen in engem Zusammenhang mit der Romantik. Sie führen zu einer existentielleren, gefühlsbetonteren‚ erweckten‘ Frömmigkeit gegenüber einem Glauben, der als fade und eingefahren angesehen wird. -
Die Konflikte
Die theologischen Konflikte gingen durch alle protestantischen Gemeinden. Sie bestimmen die Gründung neuer vom Staat getrennter Kirchen. In den reformierten Kirchen führen sie zu einer Trenung zwischen Orthodoxen und Liberalen... -
Das soziale Christentum
Am Ende des 19. Jahrhunderts beginnen, Pfarrer, die vom Elend der Arbeiterschaft berührt sind, über soziale Gerechtigkeit nachzudenken. -
Die orthodoxe Strömung
Die orthodoxe Strömung betont die rechte Lehre, die der Reformatoren Luther und Calvin und eine ‚respektvolle‘ Lektüre der Bibel.