Die hugenottische Fluchtbewegung, genannt « Refuge »
Die Auswanderung der französischen Hugenotten in protestantische Länder, um der Verfolgung zu entgehen, stellt ein bedeutendes, sich über ein Jahrhundert erstreckendes Ereignis dar. Es ist zu unterscheiden zwischen der Ersten Fluchtbewegung der sechziger Jahre des 16. Jahrhunderts mit einem Höhepunkt gleich nach der Bartholomäusnacht einerseits und der Großen Fluchtbewegung nach der Widerrufung des Edikts von Nantes andererseits. Mehr als 200.000 Hugenotten machten sich ins Exil auf.
Schon bei den ersten Verfolgungen fliehen viele Protestanten aus der Normandie und dem Poitou nach England und gründen zahlreiche französische Kirchen in London. Die Vereinigten Provinzen nehmen die größte Zahl auf, die sich aktiv an der Entstehung der im 18. Jahrhundert aufkommenden « Republik der Gelehrten » beteiligen werden. Die Schweiz, Land Calvins, lässt sehr viele Flüchtlinge in Richtung der deutschsprachigen Länder durchziehen, vor allem nach Brandenburg, das mit dem Edikt von Potsdam (1685) eine Politik der aktiven Gastfreundschaft vertritt.
Doch ist Europa nicht allein bei der Aufnahme : viele aus Frankreich geflüchtete Protestanten nehmen an der Eroberung der Neuen Welt teil, einige wenige gelangen sogar bis nach Südafrika.
In den verschiedenen Ländern gestaltet sich die Aufnahme in der Regel freundlich und der Zustrom dieser meist hochqualifizierten Bevölkerung erweist sich als wertvoller Zugewinn in Wirtschaft, Kultur und auch demographisch.