Die Protestanten und die Malerzunft von Saint-Germain-des-Prés
Die Malerzunft von Saint-Germain-des-Prés, die die von der Abtei gewährten Freiheiten genoss, ermöglichte es den zahlreichen Malern, die aus dem Ausland (meistens aus Flandern und dem Norden) und der Provinz nach Paris kamen, der argwöhnischen und beengenden Aufsicht der Pariser Zunft zu entkommen. Unter den kosmopolitischen Künstlern, die ihr angehörten, waren auch viele protestantische Maler. Das Stillleben war unter den Malern der Zunft von Saint-Germain-des-Prés das am weitesten verbreitete Genre.
François Garnier
Am bekanntesten ist dieser Maler als Stiefvater von Louise Moillon, deren verwitwete Mutter er am 17. August 1620 heiratet. Der im Ehevertrag angegebene Titel „Bürger von Paris“ deutet auf Prosperität hin. Er wohnt damals auf der Ile de la Cité. Er ist auch Bilderhändler und erwirbt 1627 einen Stand auf der Messe von Saint-Germain-des-Prés, in der Rue Mercière, den er später vergrößert. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1630 heiratet er 1634 in zweiter Ehe Denise Du Pont, die Witwe des Goldschmieds Jacques Le Sage. Man hat oft auf die häufige Zugehörigkeit zum Calvinismus oder zumindest eine aktive Sympathie für den Protestantismus bei den Pariser Goldschmieden hingewiesen. Marie Gilbert, seine erste Frau, war ebenfalls die Tochter eines Goldschmieds. Er stirbt wahrscheinlich 1658 oder kurz vor diesem Jahr.
François Garnier fils
Dem Ehepaar François Garnier und Marie Gilbert wird 1623 ein Knabe geboren, der den Vornamen seines Vaters, François, erhält. 1647 – 1652 und dann wieder 1656 gehört er zu den Künstlern des Hauses des Königs und führt Verschönerungs- und Wartungsarbeiten aus. Wendet er sich 1658 (nach dem Tod seines Vaters) bei seiner Heirat mit Marie Varin in der Pfarrkirche Saint-Germain-l’Auxerrois vom reformierten Bekenntnis ab ? Bis 1665 hält er sich im Poitou auf, wo er als Maler des Königs topographische Aufnahmen durchführt. Am 18. April 1672 wird er in der Pfarrgemeinde Saint-Germain-l’Auxerrois beigesetzt.
Abraham und Jean Le Roy
Abraham ist Stilllebenmaler, wohnt in der Rue de l’Horloge und stammt vielleicht aus Nancy.
Sein Sohn Jean ist gleichfalls Miniaturmaler. Am 1. Januar 1679 „schwor er der Häresie Calvins, in der er geboren war, ab und bekannte sich feierlich zur katholischen, apostolischen und römischen Religion“.
Michel Lanse (oder Lance oder Lansse)
Er ist 1613 in Rouen geboten. Am 6. September 1659 wird er von der Akademie zugelassen und im Februar des folgenden Jahres mit einem Bild, auf dem ein „mit einem großen Teppich bedeckter Tisch mit Musikinstrumenten & antiken Vasen, dazwischen Blumen & Früchte & einige Tiere“ dargestellt ist, in die Akademie aufgenommen. Bei seinen Zeitgenossen genießt er Anerkennung als guter Landschaftsmaler und geschätzter Maler von Blumen und Tieren. Er stirbt am 19. November 1661 und wird am nächsten Tag auf dem protestantischen Friedhof Saints-Pères begraben.
Protestanten im Exil
Manche protestantische Stilllebenmaler, deren Kunst in vollkommenem Einklang mit dem Schaffen ihrer niederländischen Kollegen steht, gehen bereits lange vor der Widerrufung des Edikts von Nantes, und noch bevor sich diese Bedrohung abzeichnet, ins niederländische Exil.
N.-L. Peschier, der wohl aus der Ardèche kommt, stellt in den 1660er Jahren in Holland Vanitas-Bilder her.
Sébastien Bonnecroy stammt wahrscheinlich gleichfalls aus der Ardèche. Er malt gegen 1660 in Antwerpen Stillleben mit Büchern. Zwischen 1650 und 1676 hält er sich in Den Haag auf.