Ein Platz im Herzen der Gemeinde
Egal, ob die Taufe an einem Kind oder an einem Erwachsenen vollzogen wird, dieses Sakrament wird im Allgemeinen während eines Sonntagsgottesdienstes in Anwesenheit der Ortsgemeinde gefeiert.
Darum wird die Taufe gewöhnlich im Chor, sichtbar für alle Gläubigen, gefeiert. Das stellt einen grundlegenden Unterschied zu den Gebäuden des katholischen Gottesdienstes dar, dessen Taufbecken möglichst nahe am Eingang in einer Kapelle stehen, um die Dämonen zu verjagen, bevor sie weiter vordringen können.
Die Taufbecken
Die Taufbecken sind vor allem der Kindertaufe vorbehalten. Sie bestehen gewöhnlich aus einem Becken aus Metall, Glas oder Porzellan, das auf einem Sockel aus Stein, Holz oder Metall aufliegt oder dort fixiert ist. Im Gegensatz zu den katholischen Taufbecken haben sie keine Abflusslöcher im Boden, da das nicht geweihte Wasser ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen entleert wird. Ihr Gebrauch ist keineswegs unentbehrlich, aber sie befinden sich in den meisten lutherischen Gebäuden in Anlehnung an die mittelalterliche Praxis, aber mit einem Platzwechsel, was den katholischen Gebrauch betrifft: sie stehen jetzt nicht mehr in einer Kapelle in der Nähe des Eingangs, sondern im Chor. Manchmal befinden sie sich auch in einem besonderen Raum (Paris, Kirche des Bon-Secours). Sie können dann aus Stein sein (Nouvel-Avricourt, Moselle) oder aus Holz. Ihre Verzierung bezieht sich meist auf das architektonische Vokabular des Gebäudes. Manchmal erinnert sie auch an die Symbolik der Taufe: die Taube des Heiligen Geistes, der Fisch oder der griechische Begriff Ichthus (der die Anfangsbuchstaben der griechischen Wörter wiederholt: “Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser“).
In der alemannischen Schweiz können die Taufbecken in den Kirchen der reformierten Tradition in der Mitte des Chores stehen, wo sie sich, bedeckt mit einer Holzplatte, in einen Abendmahlstisch verwandeln. Der Gebrauch der Taufbecken verbreitet sich in Frankreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der theologischen Betrachtungen des Pastors Eugéne Bersier (1831-1889) oder der Elsässer, die sich in Paris niederlassen. Meist sind sie aus Holz oder Metall (Paris, Kirche von Pentemont oder Saint Esprit) und übernehmen zuweilen die gleichen dekorativen Elemente wie der Abendmahlstisch (Paris, Oratoire du Louvre).
Die Wasserkrüge und Becken
Nützlich für die Taufen durch Begießen oder Besprengen bestehen die Taufgegenstände aus einem Wasserkrug und einem Becken, oder aus einer Vorlegeplatte, die sich nicht oder wenig von den zivilen Gegenständen unterscheiden, oder von denen, die im katholischen Ritus für Waschungen benutzt werden.
Aus Silber, versilbertem Metall, Zinn oder einem anderen Metall, Glas oder Keramik zeigen sie nur selten eine spezifische Verzierung auf, die die Inschrift eines Bibelverses sein kann (Nivange, Moselle), ein Kreuz, ein Fisch oder die Taube des Heiligen Geistes, oder ausnahmsweise eine Darstellung der Taufe Jesu (Weißenburg).
Sie können als Zusatz zu den Taufbecken benutzt werden oder unabhängig davon.
Jedes andere Gefäß wie Becher, Schüsseln oder sogar ein Schildkrötenpanzer (Mialet, Museum des Désert, der aus einer Mission in Madagaskar stammt) hat benutzt werden können oder wird noch benutzt.
Die übrigen mit der Taufe verbundenen Gegenstände
In der lutherischen Tradition sind Taufbriefe häufig. Sie werden von dem Paten oder der Patin geschenkt und bezeugen ihr Versprechen. Es handelt sich meist um gemalte oder bedruckte Bilder, seltener aus Glas mit Hinterglasmalerei(Straßburg, Elsässisches Museum) oder um Ausgeschnittenes. Das Bild zeigt meist eine Taufszene. Diesem Brief wird oft ein Tauftaler beigefügt, der in dem Brief eingewickelt aufbewahrt und in ein Stoffetui gelegt wird, oder zuweilen in eine besondere Metalldose mit einer mit der Taufe verbundenen Inschrift oder Verzierung.
In demselben Sinne werden von dem Pastor Konfirmationsbilder verschenkt, meist mit einem handgeschriebenen Text, der eine Ermahnung oder einen Bibelvers beinhaltet.
Die Taufbäder
Das Badebecken wird zumindest seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in den Baptistenkirchen bezeugt und entwickelt sich in den evangelikalen Kirchen: diese Kirchen praktizieren im Allgemeinen die Erwachsenentaufe durch untertauchen.
Das Badebecken, rechteckig oder rund, gemauert oder gekachelt, ist im Boden eingelassen, entweder im Chor oder hinter der Kanzel. In einigen Fällen gibt es ein zweites Badebecken, das leer bleibt für den Pastor. Ein abnehmbarer Boden kann das Becken außerhalb der Taufen bedecken (Paris, Kirche der rue de Maine)
Das Badebecken kann auch die Form einer Badewanne annehmen, oder sogar die eines Sarges (Toulouse), und erinnert dann symbolisch an den Tod des Menschen, der durch die Taufe erneuert wird.
Wenn die Taufe draußen stattfindet, kann sie in einem Wasserlauf oder im Meer gefeiert werden, oder einfacher, in einem aufblasbaren Schwimmbad.