Meaux und Umgebung

Meaux

Guillaume Briçonnet (1470-1534) © S.H.P.F.

In Meaux entstand die erste nach Calvins Vorgaben „angefertigte“ Kirche in Frankreich

Guillaume Briçonnet, der ehemalige Abt von Saint-Germain-des-Prés, wurde 1518 zum Bischof von Meaux ernannt und begann, seine Diözese zu reformieren. Er rief Lefèvre d’Étaples (1520) zu sich, der mit seinen Anhängern, darunter Guillaume Farel, das Zönakel von Meaux gründete. Die Buchdruckerei von Simon de Colines gab die „Kommentare zu den Evangelien“ von Lefèvre d’Étaples heraus.

1525 musste Briçonnet auf Anordnung der Sorbonne den Zönakel von Meaux auflösen, dessen Mitglieder teilweise nach Straßburg flüchteten.

1546 zählte die reformierte Gemeinde in Meaux 400 Gläubige. 40 von ihnen, die sich zu einem Gottesdienst versammelt hatten, wurden verhaftet, ihr Prozess fand in Paris statt – 14 wurden nach Meaux zurückgebracht und auf dem Marktplatz verbrannt (Gedenktafel in der heutigen evangelischen Kirche).

1562 organisierte Louis I. de Boubon, Fürst von Condé, nach dem Massaker von Wassy seinen ersten Aufmarsch. Der Adel der Gegend von Brie schloss sich massenhaft der Reformation an.

Die protestantische Gemeinschaft umfasste zu Beginn der Religionskriege Tausende von Gläubigen, die vor allem Bauern und Handwerker waren.

Ihre Gotteshäuser befanden sich in Chermont, in der Nähe von Nanteuil-les-Meaux (dessen Kirche 1685 zerstört wurde), Montceaux-les-Meaux, Lizy-sur-Ourcq, Chalendos, Bois le Roi und  Fontainebleau.

Das Schloss von Montceaux-les-Meaux

Schloss von Montceaux-les-Meaux (77)

Das Schloss gehörte Katharina von Medici. Heinrich II. ließ hier François d’Andelot, den Bruder des Admirals de Coligny, vorladen, ihn verhaften und im Schloss von Melun einsperren.

Als Condé 1567 plante, den jungen König Karl IX. zu entführen, verließ Katharina von Medici überstürzt Montceaux-les-Meaux und flüchtete nach Paris.

Das Schloss von Condé-en-Brie

Das Schloss von Condé (Departement 77)

Das Schloss Condé-en-Brie wurde im 16. Jahrhundert für Louis I. de Bourbon, Fürst von Condé, Onkel von Heinrich I., errichtet. Er war der erste der Fürsten von Condé.

Der Turm der Benediktinerabtei von Jouarre

Jouarre : Turm der Benediktinerabtei © O. d'Haussonville

Der Turm bewahrt das Andenken an Charlotte de Bourbon-Montpensier, die mit 13 Jahren gegen ihren Willen Äbtissin wurde (1559). Sie floh 1572 aus religiösen Gründen nach Sedan, dann nach Heidelberg zum Kurfürsten von der Pfalz und heiratete den protestantischen Wilhelm von Oranien. Nach ihrem Tod (1581) heiratete dieser Louise von Coligny, die Tochter des Admirals de Coligny. Charlotte de Bourbon-Montpensier war die Nichte von Jeanne d’Albret und die Ahnin des Marschalls von Turenne.

Die katholische Kirche von Claye-Souilly

Kirche von Claye Souilly

Die Kirche diente im 15. Jahrhundert der protestantischen Gemeinde als Gotteshaus. 1601 fand hier eine Provinzialsynode statt.

Das Schloss von Chalendos

Von der Burg, deren Kapelle als Gotteshaus diente, sind nur noch Ruinen erhalten.

Der Turm von Lumigny

Lumigny : der Mediciturm © O. d'Haussonville

Der Turm, in dem sich angeblich diejenigen versammelten, die die Bartholomäusnacht (1572) planten, wird als „Turm der Katharina von Medici“ bezeichnet.

Das Schloss von Blandy-les-Tours

Das Schloss von Blandy-les-Tours (Departement 77)

Das Schloss gehörte Jacqueline de Rohan, Marquise de Rothelin. Ihre Tochter Françoise d’Orléans heiratete Louis I., Fürst von Condé.

1567 ließ Karl IX. die Marquise, ihre Tochter und ihre Kinder verhaften und hielt sie in Paris fest.

Nach dem Tod von Louis de Condé in Jarnac im Jahr 1569 zog sich Jacqueline de Rohan nach Blandy zurück, wo sie 1587 starb. In der Kirche von Blandy fand kurz vor der Bartholomäusnacht die hugenottische Hochzeit von Heinrich von Condé und Marie de Clèves statt.

Das Schloss von Launoy-Renault

Schloss Launoy Renault (77)

Das Schloss gehörte der protestantischen Familie de Bauveau und war ein Treffpunkt der hugenottischen Fürsten. Die Schlosskapelle diente bis 1685 dem reformierten Gottesdienst.

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Route zu diesem Standort

Bibliographie

  • Bücher
    • DUBIEF Henri et POUJOL Jacques, La France protestante, Histoire et Lieux de mémoire, Max Chaleil éditeur, Montpellier, 1992, rééd. 2006, p. 450
    • LAURENT René, Promenade à travers les temples de France, Les Presses du Languedoc, Millau, 1996, p. 520
    • REYMOND Bernard, L’architecture religieuse des protestants, Labor et Fides, Genève, 1996

Dazugehörige Vermerke

Guillaume Farel (1489-1565)

Farel ist der Reformator der französischen Schweiz und hat besonders in Neuchâtel gewirkt. Er ist Prediger und Organisator sowie Verfasser einer Liturgie in französischer Sprache.

Die Bartholomäusnacht (24. August 1572)

Nach einem Versuch religiöser Versöhnung stimmt Charles IX. auf Druck der Guises der Ermordung der Anführer der Protestanten zu. Die Aktion führt zu einem allgemeinen Gemetzel.

Protestantischen Kirchen in Paris

In Paris wie in vielen anderen Städten Frankreichs kam es den Protestanten zu gute, dass ehemalige katholische Kultstätten nach der Revolution Nationalbesitz und ihnen zur Verfügung gestellt wurden.

Erinnerungsorte in der Region Ile-de-France

Im 16. Jahrhunderts ist Paris noch eine mittelalterliche Stadt mit etwa 200.000 Einwohnern, umgeben von den von Philippe Auguste stammenden Stadtmauern (1200).