Lyon
Lyon ist die Wiege von Pierre Valdo oder Valdés, der Ende des 12. Jahrhunderts der vorreformatorischen Waldenser-Bewegung seinen Namen gegeben hat. Trotz der Unterdrückungen gibt es noch heute Waldenser Gemeinden im Dauphiné, Lubéron und in Norditalien.
Die Reformation erscheint ab 1524 in Lyon, in der Kirche des Heiligen Kreuzes, mit der ersten protestantischen Predigt in französischer Sprache von Aimé Maigret.
Die Reformation findet viele Anhänger unter den Arbeitern in der Seidenproduktion und im Buchdruck. Die „Predigten“ versammeln Tausende von Anhängern in der Guillotière.
Die evangelische Kirche von Lyon, genannt Paradies, ist die sinnbildliche Darstellung des Protestantismus in Lyon im 16. Jahrhundert.
1562 schlägt sich Lyon auf die Seite von Ludwig I. von Bourbon, dem Prinzen von Condé.. Die Religionskriege üben ihre Schreckensherrschaft aus. In der Bartholomäusnacht werden 300 Reformierte getötet, darunter der Musiker Goudimel. Sein Körper wird in die Rhône geworfen.
Nach dem Edikt von Nantes wird 12 Kilometer weit weg von der Stadt in Saint-Romain de Couzon eine evangelische Kirche gebaut, aber Lyon bleibt unter der strengen Kontrolle der römischen Kirche.
Pierre-Encize, Gefängnis für flüchtende Protestanten
Nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes ist Lyon einer der Übergangsorte der Protestanten, um das „Refuge“ zu erreichen. Zahlreiche Hugenotten werden verhaftet, bevor sie Genf erreichen konnten und in den Gefängnissen von Lyon eingesperrt, darunter in der Burg von Pierre-Encize.
Nach der Revolution zählte man 1803 etwa 3000 Gläubige in der Kirche, die“ Croix-Rousse“ genannt wurde, darunter waren auch Protestanten aus Genf und der Schweiz.
Rund um Lyon (Rhône und Loire)
Im Jahre 1536 erlaubt ein Konflikt zwischen Bern und den Fürsten von Savoyen eine reformierte Niederlassung rund um Thonon, aber nach 1564 und der Abfahrt der Berner unternimmt es Saint-Francois de Sales, die „Verirrten“ in die „wahre Religion“ zurückzuführen.
1598 vollenden die Soldaten des Fürsten von Savoyen das missionarische Werk: die Reformierten müssen abschwören oder auswandern. Die Nähe von Genf und den Schweizer Kantonen führt dazu, dass das Land sich von seinen protestantischen Bewohnern leert.
Im Land Gex zählt man 12 000 Protestanten im 17. Jahrhundert in Divonne, Gex, Cessy, Crozet, Ornex, Ferney, Thoiry, Sergy, Challex, Collanges.
Ab 1662 werden einundzwanzig evangelische Kirchen zerstört, und die Dragonaden von 1685 führen die Bekehrung der örtlichen Gemeinden mit Ausnahme der von Ferney zu Ende.
Im Westen von Lyon kennt Forez nur individuelle Beitritte zur Reformation und kleine Kirchen in Malleval und Saint-Etienne.
Vienne
Im Süden von Lyon, in Vienne, erscheinen die evangelischen Ideen nur vorübergehend trotz Michel Servet, der dort seine Christianismi Restitutio drucken lässt, ein 1553 vom lokalen Klerus verurteiltes Werk.
In Valence drängen die „Ungeduldigen“ die Gläubigen zu Aktionen, die von Calvin und Théodore de Béze verworfen werden. Die Unterdrückung beginnt 1560 mit Maugiron, einem Leutnant der Guise.
Nachdem die Verschwörung von Amboise 1560 gescheitert war, greift die Unterdrückung auf Montélimar und Orange über, wo nach dem Massaker der Protestanten der Baron des Adrets als Anführer von Hugenotten-Banden zu schrecklichen Vergeltungsmaßnahmen greift.
Vivarais (Ardèche)
1528 erscheint ein erstes Zeichen der Reformation in Annonay: der lutherische Mönch Etienne Machopolis predigt dort gegen die Missbräuche und den Aberglauben der Kirche. Einer seiner Nachfolger, Etienne Reinier, wird festgenommen und in Vienne (Drôme) hingerichtet.
1534 werden in Privas und Tournon Stätten der Häresie gemeldet.
1561 haben Annonay und Aubenas Pastoren. Reformierte Gemeinden entwickeln sich in Chalencon, Lamastre, Vernoux, Villeneuve-de-Berg.
1598, nach dreißig Jahren Religionskriegen erkennt das Edikt von Nantes 75 Gottesdienstorte im Vivarais an und gesteht den Protestanten einige Sicherheitsorte zu ( Privas, Vals,Vallon, Le Pouzin, Boutière und Baix.
Olivier de Serres ist in Villeneuve-de-Berg geboren und verwaltet dort seinen Landsitz Pradel, wo er sein „Theater der Landwirtschaft“ schreibt, eine wahre, 1600 veröffentlichte, ländliche Enzyklopädie (Museum von Pradel und Denkmal von Villeneuve de Berg).
Olivier de Serres, né à Villeneuve-de-Berg y administre son domaine du Pradel où il écrit son Théâtre d’agriculture, véritable encyclopédie rurale, publié en 1600. (Musée du Pradel et statue à Villeneuve de Berg).
Die Wiedereroberung durch Ludwig XIII.
Nach der Ermordung von Heinrich IV. 1610 vermindern die militärischen Feldzüge von Ludwig XIII. allmählich die Macht der Protestanten. Die protestantische Armee des Fürsten von Rohan kämpft von 1621 bis 1629 gegen die königlichen Truppen. Zu dieser Zeit fällt die von Saint André Montbrun verteidigte Stadt Privas und erleidet Plünderungen, Massaker, Brände. Die befestigten Höhlen von Jobernie in Coux haben die Protestanten von Privas zu jener Zeit geschützt.
Nach 1629 verlieren die Protestanten jegliche militärische Macht und werden 1664 eine zweites Mal aus Privas verjagt, zu der Zeit als Ludwig XIV. durch seine restriktiven Edikte die Aufhebung des Ediktes von Nantes vorbereitet. Die evangelischen Kirchen werden nach und nach zerstört.
1683 organisiert Claude Brousson den „passiven“ Widerstand, der im Vivarais von Isaac Hamel angeführt wird. Man predigt auf den Plätzen der evangelischen Kirchen. Die königlichen Truppen verwüsten die Gegend auf Befehl von Louvois. Die „Dragonaden“ führen zu massiven Abschwörungen.
Deseignes, eine wichtige hugenottische Stadt im Mittelalter, hatte ihre evangelische Kirche 1608 mitten in der Stadt erbaut. Sie wurde von den Dragonern des Königs im März 1684 zerstört, der gravierte Stein ihrer Fassade wurde aber in der Kirche aufbewahrt und bei der Errichtung der zweiten evangelischen Kirche zwischen 1823 und 1844 wieder an seine Stelle gesetzt.
1685 hebt Ludwig XIV. das Edikt von Nantes auf. Zehn Prozent der 40 000 Protestanten des Vivarais wählen das Exil trotz des Verbots und nehmen den Weg ins „Refuge“.
Die geheimen Versammlungen
Sehr schnell werden für die, die bleiben, geheime Versammlungen organisiert, wie in Serres de Lés und 1689 wird die von Gabriel Astier im Vivarais eingeführte „Bewegung der Inspirierten“ mit Gewalt unterdrückt ( mehrere Tote in Serre de la Palle, wo ein Erinnerungsdenkmal steht).
Prediger und „Propheten“ halten trotz Hinrichtungen, Verurteilungen zu Gefängnis oder Galeeren weiterhin Versammlungen ab.
Ab 1715 organisiert Antoine Court erneut eine „Kirche der Wüste“ im Untergrund.
Pierre Durand wird der erste in der „Wüste“ geweihte Pastor.
Das Museum des protestantischen Vivarais
Es steht in Bouchet de Pranles, im Haus des Pastors und seiner Schwester Marie Durand, die 38 Jahre lang in der Tour de Constance in Aigues-Mortes eingesperrt war.
Eine Tafel erinnert in der evangelischen Kirche von Pervenche bei Saint-Julien du Gua an drei hartnäckige Pastoren (Jean Bernard, Jean Rouvière, Louis Ranc).
Nach 1789 und der Anerkennung der Religionsfreiheit finden sich noch 35 000 Protestanten, das heißt zwölf bis dreizehn Prozent der Bevölkerung allein im Departement Ardèche, zahlreiche evangelische Kirchen wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts wieder aufgebaut.
Dauphiné (Isére, Drôme und Ain) und Savoyen (Savoyen und Haute-Savoie)
Nach den Cevennen, dem Vivarais , Elsass und dem Land um Montbéliard ist der Dauphiné eine der französischen Regionen, wo der Protestantismus tiefe Spuren hinterlassen hat.
Valence
Ab 1549 wird die Reformation in Valence mit Unterstützung des Bischofs Jean de Montluc, in Montélimar und Romans in der Franziskanerkirche gepredigt. 1559 wird sie von dem Fürsten von Guise unterdrückt, der über den Dauphiné bestimmt.
1523 predigt Pierre de Sibiville, ein Korrespondent von Zwingli und Oecolampade in Grenoble. Er wird 1525 verbrannt. Grenoble wird ab 1561 zum Sicherheitsort der Protestanten und erlebt blutige Unruhen. Der Fürst von Lesdiguières führt die hugenottische Partei während der Religionskriege an, nimmt dann an der Errichtung des religiösen Friedens teil und kehrt, von Francois de Sales bekehrt, zum Katholizismus zurück.
In der Nähe von Gap, im Weile Fareaux, wird 1489 Guillaume Farel geboren.
Der Beitritt zur Reformation von Adligen, Bürgern und einfachen Bauern führt zu einer Blüte von kleinen Kirchen, wie in Dupuy-Montbrun und Lesdiguières.
Bescheidene evangelische Kirchen werden gebaut.
Bescheidene Kirchen werden in Pons-en-Royans oder Mens-enTriève gebaut.
In Savoyen erweist sich die Einführung des Protestantismus als schwierig
Die Fürsten von Savoyen sind eher geneigt, den Protestantismus auszurotten als ihn zu begünstigen.
Im 17. Jahrhundert zählt man 72 000 Protestanten, aufgeteilt in acht Kolloquien:
- das Kolloquium von Vienne im Osten von Valence – gepredigt wird in Beaumont-lès_Valence, die evangelische Kirche von Romans ist in Pizancion.
- das Kolloquium in der Gegend um Valence – Allein Montélimar vereint 3000 Gläubige. Rund um Dieulefit und Bourdeaux ist die Bevölkerung zu zwei Drittel protestantisch. Es finden sich evangelische Kirchen in Dieulefit, Vesc, La Bégude de Mazenc, Bourdeaux und Saou, auch in Crest, Aouste,Loriol und Livron.
- das Kolloquium in der Gegend von Die – in Die zählte die große Kirche 4000 Protestanten, drei Pastoren und eine 1604 gegründete Akademie. Die ist Sicherheitsort bis 1627.
- an den Toren des Vercors, im Tal finden sich evangelische Kirchen in Saillans,Pontaix oder in der Haute-Drôme in Châtillon-en-Diois, la Motte-Chalencon.
- das Kolloquium der Freigrafschaften – in Orange zählt man 2400 Protestanten, vier Pastoren, zwei evangelische Kirchen, ein Kolleg, eine Universität, aber sie steht unter der Oberherrschaft von Guillaume von Orange, genannt der Schweigsame. Es finden sich auch Protestanten in Nyons, Vinsobres, Condorcet.
- das Kolloquium des Grésivaudon – Grenoble hat eine einflussreiche Kirche, und man findet auch viele kleine Gemeinden rund um l’Oisans, dem oberen Teil der Isère, dem Tal der Drac und rund um Trièves.
- das Kolloquium rund um Gap: rund um Gap zählt man etwa 4600 Protestanten.
- das Kolloquium rund um Embrun: etwa 3800 Protestanten wohnen rund um Embrun, im oberen Tal der Durance, im Queyras, in Arvieux, Abrioès, Molines und sogar in Saint-Véran.
- das Kolloquium von Valcluson: etwa 11000 Protestanten sind im Osten von Briancon versammelt.
Poet-Laval
In Poet-Laval besteht noch in der ehemaligen evangelischen Kirche das Museum des Protestantismus im Dauphiné.
Im 17. Jahrhundert, Zeit der Verfolgungen
Schon vor der Aufhebung des Ediktes von Nantes 1685 leidet der Dauphiné unter Unterdrückungen. Evangelische Kirchen werden zerstört. Das Edikt von Nantes wird nicht mehr befolgt. 1683 beginnt Claude Brousson seine Widerstandsbewegung. Die Protestanten versammeln sich im „Lager des Ewigen“ in La Baume Cornillane, danach im Wald von Saou. Die Dragonaden folgen aufeinander. Pastoren und Laien fliehen nach Genf. Als die Aufhebung des Ediktes erfolgt, gibt es massenhaft Abschwörungen, sogar Orange wird nicht verschont. Immer mehr Protestanten fliehen in das Schweizer „Refuge“, man schätzt etwa 10 000 Emigranten.
Der Turm von Crest füllt sich mit Gefangenen, 247 werden zu den Galeeren verurteilt.
Und doch werden Versammlungen zwischen 1686 und 1689 in Montmeyran, Dieulefit, la Motte-Chalencon abgehalten.
Prophetische Bewegungen entwickeln sich, besonders in Saou mit Isabeau Vincent.
Im 18. Jahhrundert
Die Verfolgungen gehen weiter: Jacques Roger wird in Grenoble erhängt, Louis Ranc 1745 in Die.
Dieser traurigen Epoche wird heute durch jährliche Versammlungen auf dem Pass Menée (im Norden von Châtillon-en-Diois) im Land von Bourdeaux im „ Wald der Kuh“ gedacht.
Als die Religionsfreiheit wieder hergestellt wird, bleiben noch etwa 35 000 Protestanten in der Drôme, 5000 in der Isére, 36 000 in den Hautes-Alpes, 500 in Orange, das damals in den Vaucluse integriert wird. Die Protestanten befinden sich vor allem außerhalb der Städte auf dem Land, wo sie Dörfler sind, Bauern, Seidenraupenzüchter und Viehzüchter, mit einigen kleinen Besitzern von Papierfabriken in Aouste-Blacons und Wollfabriken in Die und Dieulefit. In den Hautes-Alpes ist die Wiedereinrichtung der protestantischen Gemeinden schwieriger.
Sie ist leichter in der Isère, rund um Mens, dem „kleinen Genf“ des 17. Jahrhunderts.
Im Queyras und in den Hautes-Alpes bleibt die protestantische Prägung bestehen, wo das Museum von Montdauphin die Emigration der Protestanten aus dem Queyras und die Geschichte der Waldenser darstellt.
Eine Karte verzeichnet die evangelischen Kirchen jeder Region.