Erinnerungsstätten in der Champagne-Ardennes

Diese Region umfasst die Departements Marne (51), Haute-Marne (52), Aube (10) und Ardennes (08).

Als ehemalige Grenzprovinz zu den deutschen Fürstentümern, als Kreuzung der Straßen von Genf nach Rotterdam und von Paris nach Straßburg und in der Nähe des späteren Kreises von Meaux öffnete sich die Champagne schon sehr früh den neuen Ideen. Selbst der Bischof der Diözese Troyes schien zur Reformation überzugehen.

Champagne

Massaker von Wassy (1. März 1562) © B.P.U. Genève

Im 16. Jahrhundert entschieden sich ganze Dörfer wie Heitzl-le-Maurupt und Vieil-Dampierre mit ihren Bauern, Händlern und Herren für die neue Religion. In Städten wie Troyes, Wassy, Vitry-le-François und Chaumont wurden Pastoren eingesetzt.

Troyes wurde ab 1535 für die Reformation gewonnen und hatte 1546 seine reformierten Märtyrer.

Die Nähe der Guises zu ihren Ländereien in Lothringen und die Wachsamkeit der Erzbischöfe von Reims, darunter Charles de Guise, der spätere Kardinal von Lothringen, schränkten die Ausbreitung der Reformation jedoch ein.

In Reims versammelten sich einige Hugenotten heimlich in den Kreidestollen. 1561 traf sich Theodor von Bèze dort mit dem Hugenotten de Brancourt und dem Kardinal von Lothringen im Pavillon de Muire, in der heutigen Rue Linguot, in der Nähe des Rathauses.

Am 1. März 1562 ließ der Herzog von Guise in Wassy die Gemeinde der Hugenotten, die sich zu einer Predigt in einer Scheune versammelt hatte, von seinen Truppen niedermetzeln.  In dieser Scheune befindet sich heute das „Protestantische Museum der Grange de Wassy“.

Das Massaker von Wassy markierte den Beginn des ersten Religionskrieges.

In Châlons-sur-Marne fand um 1591-92 der evangelische Gottesdienst in den Kellern des Gebäudes des Herrn Brichot an der Ecke des Marktplatzes statt. Heinrich IV. nahm am 22. Juli 1592 während seiner Rückeroberung des Königreichs daran teil. Der alte protestantische Friedhof befand sich in der Rue aux Vaches (heute Rue Saint Éloi), auf der Höhe der Rue des Vieilles Casernes.

In der Diözese Reims war der evangelische Gottesdienst nur in Ay-en-Champagne durch das Edikt von Nantes erlaubt. Der „Cour du Prêche“ erinnert daran.

In den Schlosskapellen fanden Gottesdienste statt

Hugenottenkreuz (Stadtwappen von Saint-Mards-en-Othe) © Collection privée

Einige Schlösser stellten ihre Kapellen für evangelische Gottesdienste zur Verfügung: im Departement Marne im Ort Bordes, 6 km von Sézanne entfernt, und in Saint-Mards-en-Othe, seit 1568 ein Versteck der Hugenotten. Ein Hugenottenkreuz ist im Gemeindewappen zu sehen.

Ardennes

Sedan (08), Kapelle die war evangelisch zwischen die Revolution und 1930 © S.H.P.F.

In den Ardennen setzte sich die Reformation innerhalb der heutigen Grenzen des Departements Aisne in Rocroi (Bourg-Fidèle), Mézières und Imécourt durch.

Im Departement Aisne brachten um 1525 Bauern, die in der Nähe von Meaux ernten gegangen waren, die reformierten Ideen mit nach Landouzy (in der Nähe von Vervins), das während der Zeit der katholischen Liga zu einer kleinen protestantischen Festung wurde. Dank der Familie von Croy wurde reformierte Kirchen in Montcornet und Parfondeval, später auch in Chauny errichtet.

Ab 1570 wanderten protestantische Familien aus Laon in den Zufluchtsort Genf aus.

Das unabhängige Fürstentum Sedan schloss sich 1562 dem Protestantismus an. Sein Herrscher, der Herzog von Bouillon, berief den Pastor Guy de Brès, den Apostel der belgischen Niederlande, dorthin. Zusammen mit seiner Frau, der sogenannten Regentin, erlaubte er sowohl den katholischen als auch den protestantischen Gottesdienst, eine Art Simultaneum, in der heute zerstörten Kirche Saint-Laurent. Im Jahr 1579 gründete die Regentin ein protestantisches Collège. Ihre Tochter Charlotte, die mit Henri de la Tour d‘Auvergne, Vicomte de Turenne, später Generalmarschall von Frankreich, verheiratet war, ließ eine evangelische Kirche errichten, die später der katholischen Kirche übertragen wurde: Die heutige Kirche Saint-Charles, die während der Revolution Kathedrale von Ardennes und „Tempel der Vernunft“ (temple de la raison) war.

Die prostestantische Akademie von Sedan

Pierre Bayle (1647-1706)

Im 17. Jahrhundert eröffnete Henri de la Tour d’Auvergne in Sedan eine Militärschule und eine Akademie, die viele ausländische Studenten und Lehrer anzog. Pierre Dumoulin, Pierre Jurieu und Pierre Bayle waren dort als Professoren tätig. Die Akademie wurde 1681 geschlossen, aber einige Gebäude sind bis heute erhalten geblieben: Das Collège in der Rue du Mesnil, die Militärschule im Haus der „Gros chiens“, in dem noch biblische Inschriften zu finden sind. Die reformierte Kirche von Sedan hatte drei Pastoren und zählte 5.000 bis 6.000 Protestanten.

Während der Revokation weigerten sich die Reformierten in Sedan zu konvertieren. Im November 1685 entsandte Louvois 300 Reiter und 17 Kompanien. Der Widerstand dauerte fünf oder sechs Tage, dann gaben alle nach.

Sedan kannte anschließend eine Zeit des Untergrunds, der Gefängnisse, der Galeeren, aber auch der Gottesdienste in den Wäldern. Mit der Toleranz des Jahres 1779 wurde im Viertel Fond de Givonne ein Oratorium eröffnet, in dem bis zur Schreckensherrschaft Gottesdienste abgehalten wurden.

1802 wurde den Reformierten in Sedan die Kapelle des ehemaligen Klosters der „Töchter der Glaubensverbreitung“ zugesprochen, in dem junge Protestantinnen eingesperrt worden waren, um ihre Bekehrung zu erreichen.

Vitry-le-François und Pierre Jurieu

Pastoralbriefe von Pierre Jurieu (Rotterdam 1688) © SHPF

Im 17. Jahrhundert gab es auch in Vitry-le-François eine bedeutende protestantische Kirche mit zwei Pfarrern und 2000 Gläubigen. Die evangelische Kirche befand sich damals in Frignicourt, an der Stelle des heutigen SNCF-Bahnhofs. Der Pastor Pierre Jurieu veröffentlichte hier 1673 seine berühmte „Abhandlung über die Frömmigkeit“. Der Mathematiker Abraham de Moivre, Mitglied der Royal Society in London, stammte ebenfalls aus Vitry-Le-François.

Die protestantische Gemeinde in der Champagne, die auch über kleinere Städte (Heiltz-le-Maurupt, Nettancourt, Wassy, Bar-sur-Seine) verteilt war, zählte etwa 9.000 Mitglieder.

Die Revokation führte zu einer starken Auswanderung in die Nachbarländer.

Ein Symbol für diese tragische Zeit ist Louis de Marolles, der 1629 in Heiltz-le-Maurupt geboren wurde, Empfänger der Vogtei Sainte-Ménéhould war, sich trotz Bossuets Drängen weigerte abzuschwören und bis zu seinem Tod 1692 auf der Galeere litt. Während der Zeit der Wüste („Désert“) kamen Claude Brousson und Gardien Givry in die Champagne, um Glaubensversammlungen abzuhalten.

Als jedoch nach dem Toleranzedikt (1787) die Religionsfreiheit wieder hergestellt wurde, gab es nur noch einige Dutzend verstreute Protestanten.

Website mit einer Auflistung der Tempel jeder Region

Bibliographie

  • Bücher
    • DUBIEF Henri et POUJOL Jacques, La France protestante, Histoire et Lieux de mémoire, Max Chaleil éditeur, Montpellier, 1992, rééd. 2006, p. 450
    • LAURENT René, Promenade à travers les temples de France, Les Presses du Languedoc, Millau, 1996, p. 520
    • REYMOND Bernard, L’architecture religieuse des protestants, Labor et Fides, Genève, 1996

Dazugehörige Vermerke

Das Massaker von Wassy (1562)

Für die Protestanten beginnen die Religionskriege mit dem Massaker von Wassy. Für die Katholiken werden sie von der Eroberung von Orléans durch Louis de Condé ausgelöst.

Das Edikt von Nantes (1598)

Dieser Gesetzesakt ist der bedeutendste der Regierung von Henri IV., da er nach 36 Jahren des Bürgerkrieges ein friedliches Zusammenleben von Katholiken und Protestanten ermöglicht.

Was es im Frankreich des 16. Jahrhunderts bedeutet, Protestant zu sein

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