Erinnerungsorte in der Aquitaine

Diese wichtige Region, bestehend aus den Departements Gironde (33), Dordogne (24), Lot-et-Garonne (47), Landes (40 und Pyrénées – Atlantiques (64) umfasst ehemalige historische Gebiete: Guyenne, Béarn, Périgord.

Guyenne

Evangelische Kirche von Bordeaux, rue du Hâ (33) © Cécile Lhermitte

In Bordeaux fasst die Reformation erst relativ spät Fuß. Sie verbreitet sich durch die maritimen Austausche mit den bekehrten Ländern, Holland und England, aber auch durch die Lehrer des Kollegiums von Guyenne, vor allem Mathurin Cordier, der erste Lehrer von Calvin im Collège de la Marche in Paris. Die Lehrer des 1533 von dem Erzbischof von Bordeaux und Jurade gegründeten Kollegiums von Guyenne spielen eine entscheidende Rolle in dieser Verbreitung.

Im Jahre 1546 erleidet Nicole Maurel, ein ehemaliger Cölestinermönch, Regent des Kollegiums von Guyenne, das Martyrium in Saintes.

In dem Fischerdorf Arvert gründet der ehemalige Priester Philibert Hamelin eine Kirche, bevor er in Bordeaux hingerichtet wird. Danach eifert das Parlament von Bordeaux ebenso danach, die Häresie zu unterdrücken, wie das von Toulouse. Und doch versammelt die 1560 errichtete Kirche von Bordeaux 7000 Gläubige.

Nach der Batholomäusnacht werden die aus Paris kommenden Befehle streng ausgeführt.

Die Burg Hâ, deren Türme heute noch stehen, erinnert an die Protestanten, die dort gefangen waren, entweder weil sie sich weigerten, abzuschwören, oder weil sie ins „Refuge“ flüchteten.

Das Schloss Trompette, eine Zitadelle, die Karl VII. gebaut hatte, nachdem er die Engländer in der Schlacht von Castillon (1453) aus Guyenne verjagt hatte, dient auch als Gefängnis für die widerspenstigen Protestanten. Es wurde 1818 zerstört, um den Place des Quinconces anzulegen.

Die evangelische Kirche von Bordeaux, bekannt durch eine 1639 angefertigte Zeichnung des Holländers Van der Hem, befand sich in Bègles, eine Meile von der Stadt entfernt. Sie wird am 5. September 1685 dem Erdboden gleichgemacht.

Es gab auch protestantische Gemeinden in Bazas, Duras und Meillan.

Nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes begrenzte eine starke ausländische Kolonie, wo die Reformierten zahlreich waren, die Unterdrückung.

Die „Neu- Bekehrten“ in Bordeaux bemühen sich, eine Kirche „unter dem Kreuz“ beizubehalten. Um 1753 wird wieder ein Kolloquium von Pastor Grenier de Barmont gegründet. Die Herrnhuter Brüder nehmen Einfluss auf die Stadt durch ihre deutsche Kolonie.

Nach der Revolution wird die ehemalige Kapelle des Klosters der“ Filles de Notre Dame“, das mit der Erziehung der jungen Hugenotten betraut war, dem reformierten Glauben zugesprochen: es ist die heutige evangelische Kirche von Hâ.

 

Pau (64), Bergfried des Schlosses © Collection particulière

Die Reformation gelangt im 16. Jahrhundert in diese Gegend, die ein wichtiges Land für den Protestantismus wird, zunächst durch den Einfluss des Bischofs von Oloron von 1536 bis 1555, Gérard Roussel, der mit dem Bischof Briconnet und Guillaume Farel verbunden war, danach, als Margarete von Angoulème, die Schwester von Franz I., die der Reformation zugeneigt war, den König von Navarra heiratet. Während ihr Schwiegersohn Antoine de Bourbon der Reformation eher ängstlich gegenübersteht, bekennt Jeanne d’Albret ihren Glauben öffentlich an Weihnachten 1560. Sie führt sogar das Simultaneum in den Kirchen des Béarn ein. Die Bilder der Heiligen verschwinden aus den Kirchen. Der Katholizismus wird minoritär und geduldet. Pierre Viret gündet eine protestantische Akademie in Lescar. Der Sohn von Jeanne, Heinrich III. von Navarra, der künftige Heinrich IV. wird am 15. Dezember 1553 im Schloss von Pau geboren und verbringt seine Jugend im Schloss von Coarraze, von dem heute noch ein Turm steht.

1569, nach der Niederlage der Hugenotten in Jarnac, übernimmt Jeanne d’Albret, die sich nach La Rochelle zurückgezogen hat, die Führung im Widerstand gegen die königliche Armee, die von Katharina von Medicis geschickt worden war, um den Protestantismus „auszurotten“.

In Navarrenx schlägt die von Montgomery befehligte Armee der Wiedereroberung von Jeanne d’Albret die königliche Armee in die Flucht. Während eines halben Jahrhunderts herrscht der Protestantismus im Béarn vor.

Die Psalmen werden auf bearnesisch übersetzt. Die von Lescar gegründete protestantische Akademie wird nach Orthez verlegt. Pau, Sauveterre, Nay und Oloron werden reformierte Hochburgen.

Das Edikt von Nantes findet im Béarn keine Anwendung, denn er ist 1598 eine souveräne Grafschaft. Ludwig XIII. muss 1620 sogar Pau zurückerobern, ein Vorspiel zu den Kriegen, die von 1621 bis 1629 die hugenottische Macht in Frankreich vermindern werden.

Béarn

Kirche von Orthez © Reymond
Les temples du Béarn dans le seconde moitié du XVIIe siècle
Die protestantischen Kirchen im Béarn in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts © Emeline Ferron pour Fondation Bersier

In der Mitte des 17. Jahrhunderts zählt Béarn etwa 30 000 Protestanten, die in Orthez und Sauveterre besonders zahlreich sind. Ein Drittel der Einwohner von Pau ist reformiert. Salies ist fast ganz protestantisch.

Ab dem Frühjahr 1685 beginnt der Intendant Foucault mit strengen Dragonaden und greift damit der Aufhebung des Ediktes von Nantes  zuvor. Die evangelischen Kirchen werden zerstört, aber der Bischof von Oloron zeigt sich tolerant gegenüber den Abschwörungen der Neu-Bekehrten.

Ab 1687 hört man wieder den Gesang der Psalmen rund um Pau. Die Reformierten versammeln sich in den Häusern und in den umliegenden Wäldern. 1698 wird Claude Brousson in Oloron festgenommen, nachdem er in Pau zwei geheime Versammlungen geleitet hat.

Ab 1750 blüht der Protestantismus dank Pastor Etienne Deferre wieder auf.

Ab 1790 errichten die Protestanten in Orthez eine „außen dekorierte“ evangelische Kirche.

Nach der Revolution zählte man nur noch 5000 Gläubige, vor allem in Salies-de-Béarn und Orthez.

In Pau steht noch der Glockenturm der Kirche Saint-Martin, den Jeanne d’Albret dem protestantischen Glauben geschenkt hatte, und wo Pierre Viret und Théodore Béze gepredigt haben. Ludwig XIII. gab die Kirche den Katholiken zurück.

Protestantische Inschriften in dem Tal der Aspe:

Im Süden von Oloron, im Tal der Aspe, stehen in den Dörfern Osse-en-Aspe und Hastingues noch protestantische Häuser mit Bibelsprüchen über ihren Türen. Ebensolche Inschriften findet man auch in Aydius, aber ihre Herkunft ist nicht bezeugt.

In Orthez ist im Haus von Jeanne d‘Albret ein protestantisches Museum des Béarn eingerichtet worden.

Périgord

Schloss Graveron

Von Libourne bis Bergerac ist das „Tal“ und seine Umgebung besonders stark von der Reformation geprägt.

Castillon, bekannt durch seine Schlacht, nimmt die Reformation ab 1562 an. 1566 belagert der Graf von Mayenne die Stadt, lässt 22 Einwohner aufhängen und das Rathaus der Stadt zerstören.

Im 17. Jahrhundert hinterlässt der große Marschall de Turenne 20 000 Pfund für die Armen, die sich zum Katholizismus bekehren würden. Die Protestanten nutzen das Geld, um ein Krankenhaus zu bauen (das heutige Rathaus).

Das Schloss von Graveron gehört im 16. Jahrhundert dem Protestanten Jean le Berthon, Gatte von Philippe de Luns. Sie flüchten nach Paris, wo sie alle beide 1557 sterben; sie wurde auf dem Place Maubert lebendig verbrannt.

Sainte-Foy-la-Grande wird schon 1541 von Ayman de la Voye bekehrt, der von dem Parlament von Bordeaux zum Scheiterhaufen verurteilt wird. Um 1559 korrespondiert Pastor Sellac mit Calvin und predigt in Montségur, Gensac, Pellegrue. 1578 findet in Sainte-Foy eine nationale Synode statt, eine „Kirche des Herrn“ wird 1584 errichtet. Es wird das „kleine Genf“ genannt und Heinrich von Navarra verweilt dort mehrmals 1576 und 1588. Von der evangelischen Kirche des 16. Jahrhunderts gibt es noch die Glocke in der Kirche.

In dem Schloss von Fauga, zwischen Fleix und Port-Sainte-Foix, einem Besitz der Familie Bethman, fand am 22. Februar 1745 die erste große Versammlung der „Wüste“ statt, die 6000 Hugenotten von Bergerac bis Libourne zusammenbrachte.

Nach der Bartholomäusnacht wurde Bergerac die intellektuelle Hauptstadt der protestantischen Welt. Richelieu lässt die Stadtmauern 1629 schleifen.

Bergerac

Plan von Bergerac mit Kirche © S.H.P.F.

Bergerac zählt im 17. Jahrhundert 6000 Protestanten, darunter viele Kaufleute und Händler.

Lange vor der Aufhebung des Ediktes von Nantes leidet die Gegend unter Verfolgungen. Die evangelische Kirche von Bergerac wird 1682 zerstört, aber man versammelt sich auf den Ruinen, um zu beten und zu singen. 1685 erreichen 17 Dragonerkompanien durch ihre Misshandlungen ein kollektives Abschwören, aber der Widerstand bleibt hartnäckig. Zahlreiche Reformierte wandern nach England oder Holland aus.

Im 18. Jahrhundert zahlt die Region während der Zeit der „Wüste“ einen schweren Tribut über 500 Gefangene und 60 Galeerensklaven, darunter Jean Marteilhe.

La Force bekehrt sich ab 1560 zur Reformation. Die heutige evangelische Kirche wurde 1604 unter Heinrich IV. gebaut von dem Grafen von Caumont-la-Force; Sie gehörte zum Schloss und wurde nicht zerstört, da der Graf erklärt hatte, er habe sie in eine Kapelle umgewandelt. Das Schloss wurde von Lakanal unter der Revolution dem Erdboden gleichgemacht. La Force bleibt heute noch berühmt als Werk von John Bost berühmt.

Im Süden der Dordogne empfing das Schloss von Duras, das den Durforts gehörte, die bis 1665 protestantisch waren, Jeanne d’Albret, die die protestantische Armee gegen die königliche Armee von Ludwig XIII. befehligte

 In Lacapelle-Biron wurde Bernard Palissy geboren, der 1590 in der Bastille starb, weil er sich nicht zum Katholizismus bekehren wollte.

Die Pastoren der „Wüste“, Viala und Loire predigen im Tal der Dordogne zwischen 1740 und 1744

Danach normalisiert sich die Lage.

Die reformierten Praktiken sind so verankert, dass die Gottesdienste sogar während der Revolution ununterbrochen in Sainte-Foy und Bergerac weitergehen.

1803 gab es noch 2000 Reformierte rund um Sainte-Foy und 5000 rund um Bergerac.

Die Gesellschaft der Geschichte des Protestantismus im Tal der Dordogne und in Sainte-Foy-la-Grande vereinigt Archive und Gegenstände der Pfarrgemeinden aus der Gironde und der Dordogne.

Die evangelischen Kirchen in Frankreich.

Das Studienzentrum des Protestantismus im Béarn.

Bibliographie

  • Bücher
    • DUBIEF Henri et POUJOL Jacques, La France protestante, Histoire et Lieux de mémoire, Max Chaleil éditeur, Montpellier, 1992, rééd. 2006, p. 450
    • LAURENT René, Promenade à travers les temples de France, Les Presses du Languedoc, Millau, 1996, p. 520
    • REYMOND Bernard, L’architecture religieuse des protestants, Labor et Fides, Genève, 1996
    • VALETTE Jean, Itinéraires protestants en Périgord, Société de l'histoire du protestantisme dans la vallée de la Dordogne, 1998

Dazugehörige Vermerke

Der Kreis von Meaux (1521-1525)

Der Kreis von Meaux wird 1521 von Lefèvre d’Étaples gegründet. Er gibt seinen Mitgliedern Raum zu religiöser Besinnung und zum geistigen Austausch und regt diese insbesondere dazu an, in den...

Jean Calvin (1509-1564)

Eine Generation nach Luther gibt der Franzose Jean Calvin der Reformation eine neue Richtung : er erneuert die Kirchenordnung und die Glaubenslehre und bestimmt die Rolle der Kirche im Staat neu.

Guillaume Farel (1489-1565)

Farel ist der Reformator der französischen Schweiz und hat besonders in Neuchâtel gewirkt. Er ist Prediger und Organisator sowie Verfasser einer Liturgie in französischer Sprache.

Das Edikt von Nantes (1598)

Dieser Gesetzesakt ist der bedeutendste der Regierung von Henri IV., da er nach 36 Jahren des Bürgerkrieges ein friedliches Zusammenleben von Katholiken und Protestanten ermöglicht.

Bernard Palissy (1510-1590)

Cet artiste faïencier paye de sa vie sa fidélité à la foi réformée.