Die Protestanten
Von Luther im Jahre 1517 initiiert, hat die Reformation verschiedenartige Strömungen hervorgebracht, die gleichwohl auf gemeinsamen Prinzipien beruhen. Unter dem Einfluss der Erweckungsbewegungen haben sich im Laufe der Jahrhunderte neue protestantische Konfessionen herausgebildet.
Vier Reformationsmodelle
Im 16. Jahrhundert bilden sich vier Reformationsmodelle heraus, die alle den von Martin Luther (1483-1546) verkündeten Prinzipien folgen:
Jesus Christus allein, die Schrift allein, die Gnade allein, der Glaube allein.
So unterscheidet man:
- die lutherische Reformation – von Luther begründet
- die von Zwingli und Calvin begründete Reformation (reformierte Strömung)
- die radikale Reformation mit den Wiedertäufern
- die anglikanische Reformation, begründet in England unter Heinrich VIII.
Diese vier Modelle haben verschiedenartige Strömungen hervorgebracht, die im folgenden Verbindungsschema dargestellt werden.
Die verschiedenen Strömungen des Protestantismus
Die Lutheraner haben ein Kirchenmodell übernommen, das sowohl in der Lehre als auch in der Liturgie auf Luther zurückgeht. Seit dem 16. Jahrhundert sind sie einander sehr ähnlich geblieben.
Die Reformierten, auch Calvinisten genannt, sind aus der von Ulrich Zwingli (1484-1531) entwickelten und von Jean Calvin (1509-1564) fortgeführten Strömung hervorgegangen.
In den anglikanischen Ländern werden die Reformierten Presbyterianer genannt.
Die Puritaner gehören zur calvinistischen Strömung: nach 1560 werden sie von ihren Gegnern so bezeichnet; sie wollten in der Reform der Kirche von England weiter gehen, weil sie die von Elisabeth I. getroffenen Maßnahmen als zu zurückhaltend beurteilten.
Die Waldenser-Bewegung, die von Pierre Valdo am Ende des 12. Jahrhunderts in Lyon begründet worden war, breitet sich im Mittelalter in ganz Europa aus; im Jahre 1532 tritt sie der reformierten Strömung bei.
Die hussitische Kirche, die aus der von Jan Hus im 14. Jahrhundert in Böhmen und Mähren begründeten Reformbewegung hervorgegangen ist, wird nach und nach zu einer protestantischen Kirche.
Die radikale Reformation ist durch den Willen gekennzeichnet, die anderen Reformationen, die ihrer Meinung nach nicht weit genug gehen, zu übertreffen: insbesondere lehnt sie die Kindertaufe ab. Folgende Strömungen gehen daraus hervor:
- die Hutterer, Schüler von Jakob Hutter (1500-1536), die jede Art von Gewalt ablehnen;
- die Mennoniten, Schüler von Menno Simons (1496-1561), die die Unabhängigkeit der Kirche vom Staat fordern und gleichzeitig Gewalt und Krieg ablehnen;
- Die Unitarier, die das Dogma der Dreifaltigkeit ablehnen und die Göttlichkeit Jesu Christi bestreiten.
Die Amish entstehen im Elsass am Ende des 17. Jahrhunderts innerhalb der mennonitischen Gemeinde; ihr Gründer Jakob Amann fordert eine strengere Disziplin.
* Das Schisma der Kirche von England, die sich unter dem Anstoß Heinrichs VIII. im Jahre 1534 von Rom trennt, macht den Weg für eine Annäherung an die Protestanten frei; die anglikanische Kirche nimmt 1563 unter der Herrschaft von Königin Elisabeth I. ein von der Reformation inspiriertes Glaubensbekenntnis an.
* Die Episkopalen sind aus der anglikanische Kirche der Vereinigten Staaten hervorgegangen: nach der Unabhängigkeitserklärung von 1776 haben sie sich von der Vormundschaft des Königs von England befreit, sind aber in der anglikanischen Gemeinschaft geblieben.
* Zahlreiche Strömungen sind seit dem 17. Jahrhundert aus den Erweckungsbewegungen hervorgegangen. Wie die aus der radikalen Reformation entstandenen Strömungen behalten auch die Baptisten, die Anfang des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden entstanden sind, die Taufe Erwachsenen vor.
* Die Quäker versammeln sich in „Freundesversammlungen“, still und ohne Gesang; jeder ist frei in seinem religiösen Glauben.
Die Methodisten, von John Wesley und George Whitefield inspiriert, messen der Seligwerdung durch die Werke eine große Bedeutung bei, denn diese bezeugen konkret den Gnadenstand des Gläubigen.
Die Adventistenkirche wird von William Miller (1782-1849) in Erwartung des Endes der Welt und der Hoffnung auf die Wiederkehr Christi gegründet; sie hält den Sabbat und gewisse Nahrungsvorschriften des Alten Testaments ein.
Die Darbysten sind aus Dissidenten der Kirche von England hervorgegangen, die den Einfluss des Staates im kirchlichen Leben abgelehnt hatten. Mit ihrer reformierten Theologie stehen sie dem Pietismus nahe. Sie versammeln sich in Brüdergemeinden unter der Führung von Ältesten.
Die Salutisten gehören der Heilsarmee an, einer von William Booth (1829-1912) zur Evangelisierung der ärmeren Bevölkerungsschichten gegründeten Bewegung.
Sie ist im Kampf gegen Armut sehr engagiert.
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Bibliographie
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