Die hugenottische Fluchtbewegung nach Amerika
Zahlreiche Protestanten haben ab dem 16. Jahrhundert an der Eroberung der Neuen Welt teilgenommen, dann im 17. Jahrhundert dort Zuflucht gefunden, um den Verfolgungen zu entgehen.
Ab dem 16. Jahrhundert kommen Hugenotten nach Amerika
Viele Protestanten haben an den Expeditionen teilgenommen, die Brasilien, Florida oder Südkarolina zum Ziel hatten. Dahinter steht der Traum, angestoßen von der königlichen Macht oder auf Veranlassung des Admirals von Coligny, von einem antarktischen Frankreich. Aber ein Traum von kurzer Dauer wegen der Rivalität mit Spanien, das den Sieg davon tragen wird.
Im 17. Jahrhundert befinden sie sich in Akadien oder in den englischen Kolonien Neuenglands.
Schon 1620, als die berühmte Mayflower in Plymouth anlegt, sind Franzosen an Bord. Schon im Jahre 1662 richten zahlreiche Bewohner von la Rochelle eine Petition an den Gouverneur von Massachusetts, um sich dort niederlassen zu können und „mit den Engländern zu leben“.
Sie werden wohlwollend empfangen. Man zählt die Anzahl der Familien, die sich dort ansiedeln werden, auf 150 und sie anglizieren schnell ihre Namen.
Infolge der Widerrufung des Edikts von Nantes nimmt die Zahl der Flüchtlinge in Neuengland zu; sie kommen entweder direkt aus Frankreich oder nach einem Zwischenaufenthalt in Holland oder England. Alle diese Hugenotten stellen ihre große Anpassungsfähigkeit und die Treue zu ihrer neuen Heimat unter Beweis. Einige haben sich ausgezeichnet und eine Rolle in den Geschicken Amerikas gespielt.
Neuengland als Zufluchtsland
Die englischen Kolonien (Neuengland) dienen den europäischen religiösen Dissidenten als Zufluchtsort. Eine unleugbare Solidarität verbindet die Hugenotten mit England. Am Ende des 17. Jahrhunderts kommen die französischen Reformierten entweder direkt aus Frankreich oder sie fahren über Holland oder England, oder sie kommen aus Neu-Frankreich in die englischen Kolonien. Die Familien kommen im Allgemeinen in Begleitung ihres Pastors.
Schon 1620, als die berühmte Mayflower in Plymouth anlegt, sind Franzosen an Bord. Schon im Jahre 1662 richten zahlreiche Bewohner von la Rochelle eine Petition an den Gouverneur von Massachusetts, um sich dort niederlassen zu können und „mit den Engländern zu leben“.
Der Empfang hat sich als sehr warmherzig erwiesen. Man schätzt die Zahl der Familien, die sich in Massachusetts, niederlassen auf 150. Mehrere unter ihnen anglizieren dann ihren Namen.
Das Neue Amsterdam oder Neue York und die Hugenotten
Ab dem Beginn des 17. Jahrhunderts fahren die Holländer in die Neue Welt und gründen die Westindische Kompanie.
Das Neue Amsterdam hat 1663 ein erstes Mal vor der englischen Flotte kapituliert. Trotz einer offensiven Rückkehr der Holländer zehn Jahre später hat die Auswanderung aus den Niederlanden in die Neue Welt ab diesem Datum fast völlig aufgehört.
Was die Hugenotten angeht, so kommen sie in großer Zahl in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und bilden ein wichtiges Element in der Bevölkerung des Neuen York. Unter ihnen sind die aus La Rochelle Gebürtigen am stärksten vertreten.
Die französische reformierte Kirche von New York
Pastor Pierre Daillé aus Saumur kann als der eigentliche Gründer der französischen protestantischen Kirche von New York gelten. Er lässt im Jahre 1686 die erste protestantische französische Kirche bauen. Pierre Daillé war Lehrer an der berühmten Akademie von Saumur, flüchtete dann nach Holland und von dort nach Amerika (1683).
Die Assimilation scheint leicht und vollkommen. Daillé leistet dem König von England den Treueeid. Und doch scheinen die Hugenotten sich weiterhin darum zu sorgen, eine französische Kirche aufrecht und ihre Sprache beizubehalten. Die französischen Flüchtlinge sind sehr loyal gegenüber der englischen Krone, lehnen aber die Riten der anglikanischen Kirche ab. Sie bemühen sich ständig darum, eine unabhängige kirchliche Organisation zu bewahren.
Aber das wird immer schwieriger. Die französische Kirche ist gezwungen, von 1776 bis 1796 zu schließen. Während dieser Zeit sind die meisten Mitglieder der französischen Kirche in die anglikanische Gemeinde eingetreten.
Im Jahre 1804 wird die französische Kirche vom episkopalen Erzbischof von New York unter dem Namen „The French Church du Saint Esprit“ geweiht (sie befindet sich in der 60. Straße).
Man kann nicht von „Kolonie“ sprechen, denn die Hugenotten kommen in kleinen Gruppen an und werden gezwungen, sich als Engländer einzubürgern. Sie zerstreuen sich also schnell.
Die hugenottische Kirche hat aufgehört zu existieren. Aber die Tradition, einen Gottesdienst auf Französisch zu feiern, hat sich erhalten und dauert weiterhin an.
Im Großen und Ganzen stammen die Auswanderer eher aus bescheidenen Verhältnissen, aber es sind auch Großbürger darunter, die es geschafft haben, einen Teil ihres Vermögens zu retten, wie Gabriel Bremon, Pierre Baudoin oder die Brüder Faneuil, die einer der ersten Familien von La Rochelle angehören und die schon 1691 erwähnt werden unter den in der Kolonie von Boston aufgenommenen Franzosen.
New Rochelle
Auf der Straße, die New York mit Boston verbindet, wird, wahrscheinlich im Jahre 1688, die Stadt New Rochelle von den Hugenotten gegründet im Angedenken an die Stadt, aus der so viele Flüchtlinge aufgebrochen sind.
Nach und nach nehmen die Bewohner die englische Sprache und den anglikanischen Ritus an. Aber sie bewahren eine französische Kirche, genannt Eglise de la Trinitié (Dreifaltigkeitskirche). Diese Kirche erhält von Georg III. eine Charta, die auf 1762 datiert ist.
Die Hugenotten haben eine wichtige Rolle bei der Gründung von Schulen gespielt und haben sich durch die Bedeutung, die sie der Erziehung der Mädchen gewährten, hervorgetan.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts bewahrt New Rochelle seinen Ruf als Zentrum für Erziehung und gute Sitten.
Zahlreiche Hugenotten in Virginia und Florida
In allen englischen Kolonien an der Atlantikküste von Maine bis Florida kamen im 17. Jahrhundert und in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts französische Hugenotten an. Wie alle Flüchtlinge waren sie von beispielhafter Loyalität gegenüber England.
Unter ihren Zufluchtsorten kann man die Stadt Manakian anführen, nicht weit von Richmond auf dem James River, die ihren Namen indianischen Ursprungs beibehalten hat und wo sich eine Gruppe von 700 Hugenotten niedergelassen hat.
Ein anderer Zufluchtsort ist Charleston in Südkarolina, wo das Schiff „Richemond“ im Jahre 1685 etwa 50 Familien an Land gesetzt hat. Die Reise ist von der englischen Krone finanziert worden, damit die Hugenotten sich in dieser Gegend niederlassen, um Wein anzubauen und Maulbeer-und Olivenbäume zu pflanzen. Sie gründen Modellbauernhöfe, machen die Erde urbar und entwickeln die Landwirtschaft.
Rolle und Einfluss der Familien hugenottischer Abstammung auf die amerikanische Kultur
Die Hugenotten zeichnen sich durch große Anpassungsfähigkeit aus, sie passen sich ihrer neuen Heimat an. Die Namen werden anglizisiert. Die Stadt New York zählt viele Menschen hugenottischer Abstammung. Zum Beispiel: Pierre Minuit, der der Legende nach die Insel Manhattan für 24 Dollar kaufte; Isaac Bethlo – ein Franzose aus der Picardie, der 1652 in New Amsterdam angekommen war – und der der Insel, auf der sich die Freiheitsstatue befindet, ihren Namen gegeben hat. Staten Island wurde zuweilen „Hugenot Island“ genannt wegen der großen Anzahl der dort ansässigen Hugenotten.
In Boston ist die „Faneuil Hall“, eines der ältesten Gebäude der Stadt, von der aus La Rochelle stammenden Familie Faneuil der Stadt geschenkt worden, um als öffentliche Markthalle zu dienen.
Die Nachfahren der hugenottischen Flüchtlinge spielen oft eine sehr wichtige Rolle in den Geschicken Amerikas und in der Entwicklung seiner Kultur.
Bibliographie
- Bücher
- BEDARD Marc-André, Les protestants en Nouvelle-France, collection « Cahiers d'histoire », La Société historique de Québec, Québec, 1978, p. 141
- BIRNSTIEL Eckart (textes réunis par), La Diaspora des Huguenots. Les Réfugiés protestants de France et leur dispersion dans le monde (XVIe-XVIIIe siècles), Champion, Paris, 2001
- CHINARD Gilbert, Les réfugiés huguenots en Amérique, Les Belles Lettres, Paris, 1925
- LARIN Robert, Brève histoire des protestants en Nouvelle-France et au Québec, XVIe-XIXe siècle, Éditions de la Paix, Québec, 1998
- LESTRINGANT Frank, Le Huguenot et le sauvage : l’Amérique et la controverse coloniale en France au temps des guerres de religion, Droz, Genève, 2004
- MATHIEU Jacques, La Nouvelle-France : les Français en Amérique du Nord, XVIe-XVIIIe siècle, Belin, Paris, 1991
- TRUDEL Marcel, Initiation à la Nouvelle-France, Holt, Rinehart et Winston Limitée, Montréal-Toronto, 1968, p. 323
- Artikels
- POULAIN André, „Les protestants français et la fondation du Canada“, Voix du protestantisme français au Canada, Vie chrétienne, 1971, Numéro 11, p. 100,123
- POULAIN Hélène, „La place des huguenots dans l’établissement de la Nouvelle-France“, Voix du protestantisme français au Canada, Vie chrétienne, octobre-novembre 1985, p. 37-52
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