Oft wird die Revolution von 1848 begrüßt
Den meisten französischen Protestanten galt die Julimonarchie als die bestmögliche Regierungsform. Die Reaktionen der Protestanten auf die Februarrevolution 1848 fielen unterschiedlich aus, zumal sich die Akteure der Zweiten Republik nicht als religionsfeindlich präsentierten und die protestantischen wie die katholischen Pfarrer zum Pflanzen von Freiheitsbäumen einluden.
Viele nahmen das Ereignis mit Freude auf, wie der junge E. de Pressensé, den das Elend des Volkes tief erschüttert hatte und der in der Kapelle Taitbout sehr aktiv war, oder Madame André-Walther, eine der großen Figuren des gehobenen Pariser Bürgertums, die von der Notwendigkeit sozialer Reformen überzeugt war.
Andere dagegen hielten dieses Ereignis für ein Unglück. Die damit verbundenen sozialen Ausschreitungen versetzten manche von ihnen in Angst, nicht jedoch Guizot, der die Dinge mit außerordentlicher Würde aufnahm. Sozialismus und Kommunismus erschienen als « Konkurrenzreligionen » und Léon de Maleville, der 1849 kurz Innenminister war, gehörte zum Leitungskomitée der „Association pour la propagande antisocialiste et l’amélioration des classes laborieuses“ (Vereinigung für antisozialistische Propaganda und die Verbesserung der Lage der Arbeiterklassen). Unter dem Einfluss der von Vinet entwickelten Gedanken wandten sich die bekanntesten Pastoren gegen den „Pantheismus“ von Fourier, Louis Blanc und Proudhon. Léon Pilatte predigte das Christentum als einzige Lösung für die soziale Frage. Anasthase Coquerel, der mit Unterstützung des sehr bürgerlichen „Comité démocratique protestant“ zum Abgeordneten von Paris gewählt wurde, stellte sich auf die Seite der konservativen Kreise, die Gegner jeglicher „subversiven Propaganda“ waren.