Aufruf zur Revolte
Um 1700 verbreitete sich in den Cevennen die Bewegung der Propheten, die anfangs dazu aufriefen, der katholischen Kirche den Rücken zu kehren und sich wieder zum reformierten Glauben und dessen Übungen zu bekennen.
Sehr schnell gingen die Propheten jedoch dazu über, vorauszusagen „daß die Kirchen der Katholiken brennen werden und eine große Verheerung über das Land kommen wird“. Angesichts der Verfolgung durch die Obrigkeit verwandelte sich die Verkündung der Propheten in einen Aufruf zum Heiligen Krieg.
Einer dieser Propheten war Abraham Mazel. In seinen Memoiren berichtet er von einem Traum, der ihn zu jener Zeit heimsuchte : In einem Garten sah er viele schwarze Ochsen, die ihm jemand davonzujagen befahl. Eine Eingebung ließ ihn erkennen, dass es sich bei den schwarzen Ochsen um Priester handelte und dass er, Abraham Mazel, dazu ausersehen war, die Waffen gegen die Verfolger zu ergreifen.
Abbé du Chayla (1648-1702)
Von 1686 bis 1702 versuchten 75 katholische Missionare, die Protestanten der Cevennen zu bekehren. Ihre Bemühungen wurden vom Abbé du Chayla aufeinander abgestimmt, dem Missionsinspektor der Hohen Cevennen, der schon bald als „Protestantenfresser“ bekannt wurde. Der königliche Oberaufseher [intendant] des Languedoc, Nicolas Lamoignon de Bâville, verließ sich im Zuge der Protestantenverfolgungen ganz auf den Abbé, und nicht auf den Bischof von Mende, der als wenig tatkräftig galt.
Mitte Juli 1702 ließ der Abbé sieben junge Leute verhaften, die versucht hatten, sich nach Genf durchzuschlagen. Die drei jungen Mädchen unter ihnen wurden den Nonnen von Mende überstellt. Die vier jungen Männer wurden zusammen mit ihrem Fluchthelfer im Amtssitz des Abbé in Pont-de-Montvert in Ketten gelegt. Die Nachricht von ihrer Gefangennahme verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Am 22. Juli 1702 flehten die Verwandten der Gefangenen den Abbé an, Milde walten zu lassen. Umsonst.
Die Nacht des 24. Juli
Für die Kamisarden wie auch für die Geschichtsschreibung beginnt der Krieg in den Cevennen mit der Ermordung des Abbé du Chayla am 24. Juli 1702.
Abraham Mazel hat berichtet, eine „Eingebung“ habe ihn dazu gebracht, die vom Abbé du Chayla gefangengehaltenen Glaubensgenossen zu befreien. Zusammen mit Esprit Séguier sammelte er einen Trupp von rund sechzig Männern um sich, die mit einigen Feuerwaffen, Hacken, Sensen, Messern und Knüppeln bewaffnet waren. Ihr Treffpunkt war ein „Trois Fayards“ genannter Ort auf den Höhen über Pont-de-Montvert, unweit des Gipfels des Bougès.
Die Bande stieg in den Ort hinab und feuerte vor dem Haus des Abbé, in dem keine Wachmannschaft lag, einige Schüsse ab.
„Was wollt ihr ?„ fragte da der Abbé.
„Wir wollen die Gefangenen, im Namen Gottes„.
Diesen Wortwechsel gab Abraham Mazel später in seinen Memoiren wieder.
Als daraufhin nichts weiter passierte, brachen die Männer die Tür auf, befreiten die Gefangenen und legten Feuer an das Treppenhaus. Die Bewohner sprangen aus den Fenstern, wobei sich der Abbé ein Bein brach. Er wurde von den Männern gepackt und auf der Brücke des Ortes umgebracht.
Der Aufschwung der Revolte
Am nächsten Morgen töten die Aufständischen zwei Priester, darunter den Gemeindepfarrer von Saint-André-de-Lancize, sowie die Bewohner des Schlosses von La Devèze. In den Cevennen wird Alarm geblasen. Soldaten des Königs besetzen Pont-de-Montvert. Einige Rädelsführer werden aufgegriffen und öffentlich hingerichtet : Esprit Séguier wird in Pont-de-Montvert auf dem Scheiterhaufen verbrannt, Moïse Bonnet wird vor dem Schloss von La Devèze aufgehängt und Pierre Nouvel wird in der Kirche von Saint-André-de-Lancize erwürgt.