Das Januar-Edikt („Toleranzedikt“)
Am 17. Januar 1562 erläßt die Regentin Katharina von Medici im Namen des minderjährigen Königs Charles IX. nach einer Sitzung des Erweiterten Kronrats ein Edikt, das im Geiste der Toleranz verfaßt ist, jedoch in Erwartung der Beschlüsse des Konzils von Trient nur vorläufigen Charakter hat. Dieses Edikt spricht den Protestanten das Recht zu, sich öffentlich zum Gottesdienst in den außerhalb der Stadtmauern liegenden Vorstädten sowie auf dem Lande zu versammeln.
Die Protestanten werden (wenn auch nur bis auf weiteres) unter den Schutz von Recht und Gesetz gestellt, was für sie, die bisher als Ketzer verfolgt wurden, kein unbedeutender Fortschritt ist.
Herzog François de Guise und mit ihm eine große Zahl von Katholiken verwehren sich mit Nachdruck gegen ein Inkrafttreten dieses Edikts.
Das Massaker von Wassy
Am 1. März 1562 wird ein reformierter Gottesdienst in Wassy, einer Stadt in der Champagne, in einer „Scheune“ abgehalten, die allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz wohl doch innerhalb der Stadtmauern steht. Das widerspricht den Vorschriften des Januar-Edikts. Der Herzog von Guise, auf dessen Ländereien Wassy liegt, zieht mit seinem Gefolge durch die Stadt. Ein Wort gibt das andere, die Auseinandersetzung wird immer heftiger und endet schließlich in einem Gemetzel. Das „Scheunenmassaker“ hinterläßt unter den Protestanten über 50 Tote, darunter viele Frauen und Kinder, und mehr als 150 Verletzte.
Die Protestanten sehen in dem Massaker eine von langer Hand vorbereitete Aktion. Aus ihrer Sicht zieht es den Ausbruch der Religionskriege nach sich. Für die Katholiken beginnen diese am 2. April 1562 mit der Einnahme von Orléans durch die Truppen von Louis de Condé.