Jugend
Madeleine Barot kommt in Châteauroux in einer Lehrerfamilie zur Welt und geht in Clermont-Ferrand und in Versailles zur höheren Schule, wo sie an den Aktivitäten der „Fédé“ (Französischer Bund christlicher Studentenvereine) für Oberschüler teilnimmt.
Sie studiert an der Sorbonne Geschichte, beginnt dann, in der Bibliothèque Nationale als Praktikantin zu arbeiten und wird 1935 Archivarin an der École Française de Rome (Französischen Schule in Rom), wo sie bis 1940 bleibt. Damals tritt sie auch in die „Fédé“ ein, in dem sie von diesem Zeitpunkt an sehr aktiv ist.
Der Krieg 1940
Als Italien in den Krieg eintritt, wird Madeleine Barot nach Frankreich zurückbeordert. Dort übernimmt sie auf Vorschlag von Pfarrer Marc Boegner das Generalsekretariat der Cimade, Comité inter-mouvements auprès des évacués (bewegungsübergreifendes Hilfskomitee für Evakuierte), an deren Aufbau sie zusammen mit Suzanne de Dietrich mitgewirkt hat und die sich der dramatischen menschlichen Probleme im Zusammenhang mit den Flüchtlingen und Evakuierten annimmt.
Von da an widmet sie ihre ganze Intelligenz und Energie der Koordination der Hilfe für die Internierungslager, insbesondere für das Lager in Gurs (Pyrénées-Atlantique), in dem an die 40.000 Ausländer und Juden vom Vichy-Regime festgehalten werden. Sie macht häufige Besuche in den Lagern, organisiert Aufnahmezentren in Chambon-sur-Lignon, und es gelingt ihr, für die am meisten gefährdeten Juden Fluchtwege in die Schweiz einzurichten.
Sie nimmt an der Reflexionsgruppe teil, die 1941 zur Abfassung der Thesen von Pomeyrol führt, in denen der Widerstand der Reformierten Kirche Frankreichs gegen den Nationalsozialismus unterstrichen wird.
Nach der Befreiung Frankreichs kümmert sich Madeleine Barot um die Gefangenen, die der Kollaboration verdächtigt werden, vor allem in Drancy.
Internationale Aktivitäten
1953 wird Madeleine Barot Leiterin der Abteilung für Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen in Kirche und Gesellschaft des Ökumenischen Rats der Kirchen, wozu noch die Leitung der Abteilung für entwicklungsbezogene Bildungsarbeit kommt. 1968 nimmt sie an den Arbeiten der SODEPAX (Society, Development, Pax) unter der Ägide des ÖRK (Ökumenischer Rat der Kirchen) und der katholischen Kirche teil und reist in diesem Zusammenhang nach Schwarzafrika, Madagaskar und Südamerika, wo sie mitten in der Zeit der Entkolonisierung eine herausragende Rolle bei der Verbesserung der Lage der Frauen spielt und ihr internationales Ansehen wächst.
Von 1974 bis 1979 ist sie Sekretärin der Kommission für soziale, wirtschaftliche und internationale Angelegenheiten der Fédération Protestante de France (Bund protestantischer Kirchen in Frankreich).
1980 wird sie Vizepräsidentin von ACAT, Action des chrétiens pour l’abolition de la torture (Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter).
1988 wird Madeleine Barot zum Doctor Honoris Causa der Theologischen Fakultät in Paris ernannt.