Die Erziehung in der protestantischen Welt
von der Reformation bis zur Revolution
Seit Anfang der Reformation wurde der Erlernung des Lesens und Schreibens, vor allem als Voraussetzung des auf der Bibellektüre basierenden Religionsunterrichts eine große Bedeutung eingeräumt.
Bald schon förderte die protestantische Welt die Entwicklung einer anspruchsvollen technischen Bildung, gleichberechtigt mit Philosophie, Geisteswissenschaften und Theologie.
Im 16. Jahrhundert gehört Bildung zu den Prioritäten der Humanisten und Reformatoren (Luther, Melanchthon, Calvin, Bucer, Rabelais, Montaigne). Luther überlässt diese Verantwortung den Familien und zivilen Behörden. Neben weiteren Humanisten verfasst auch Melanchthon Abhandlungen zum Unterricht und Lehrbücher.
Der Reformator Martin Bucer gründet in Straßburg eine Einrichtung, an der die Geisteswissenschaften gelehrt werden, das erste Gymnasium. Kurz nach Annahme der Reformation gründet auch Genf ein Gymnasium.
Das Lesen und Schreiben verbreitet sich schnell in den reformierten Milieus Frankreichs. „Die Reformation hat sich für die Bildung des Volkes begeistert. Jeder Mensch sollte lesen können, und welches Buch? Das, aus dem sie selbst das Leben schöpfte (Jean Jaurès, 1911)“.
Nach Unterzeichnung des Edikts von Nantes erhalten die Protestanten das Recht, in den Städten, in denen der reformierte Glauben anerkannt ist, Schulen zu betreiben. Dem Religionsunterricht kommt eine große Aufmerksamkeit zu. In den Akademien werden Theologie, Philosophie, Geisteswissenschaften und Jura gelehrt. Saumur und Montauban besitzen berühmte Akademien.
Nach Aufhebung des Edikts von Nantes wurden alle diese Einrichtungen geschlossen.