Wilfred Monod (1867-1943)
Eine wegweisende Persönlichkeit
Wilfred Monod ist einer der großen reformierten Pastoren des an beeindruckenden Persönlichkeiten reichen Familienverbandes der Monods.
Er wurde gegen Ende des II. Reiches (1852-1870) geboren. Als ein der Erweckungsbewegung nahestehener Pastor wirkte er zunächst in Rouen und dann am Oratoire in Paris. Vor allem aber erkannte er die mit der industriellen Entwicklung einhergehenden Probleme sowie den Einfluß des Sozialismus – dessen irreligiösen Charakter er fürchtete – auf die Arbeiterschaft. Wie er es ausdrückte, predigte die Kirche einen « Messias ohne Messianismus », während der Sozialismus einen « Messianismus ohne Messias » predigte. Monod wollte zwischen beiden einen Mittelweg aufzeigen, der darin bestand, den sozialen Einsatz der Kirche zu verstärken und aus ihm ihre überzeugende Berufung für die Gegenwart abzuleiten. Er engagierte sich also einerseits in der Bewegung des Sozialen Christentums und andererseits in der überkonfessionellen protestantischen Sammelbewegung. Das Soziale Christentum verfügte über eine hervorragendes Presseorgan (Vorläufer der Zeitschrift Autres Temps) und trat für ein soziales Programm ein, das die protestantischen Kirchen verwirklichen sollten.
Um dieses Ziel zu erreichen, sollten sie in einer immer stärker verweltlichten Gesellschaft gemeinsam und entschlossen auftreten. Dazu wurde 1905 die Fédération Protestante de France [Protestantischer Bund Frankreichs] gegründet. Da sich jedoch zu Beginn nur wenige Kirchen diesem Bund anschlossen, unterstützte Wilfred Monod ab 1908 die von dem schwedischen lutherischen Bischof Nathan Söderblom unter dem Namen « Christentum der Tat » ins Leben gerufene Sammelbewegung der protestantischen Kirchen. Diese Bewegung vermied alle theologischen Auseinandersetzungen, um sich ganz auf die soziale Frage konzentrieren zu können.
Auch auf lokaler Ebene setzte sich Wilfred Monod für eine ökumenische Verständigung ein. So gründete er 1923 die Communauté des Veilleurs [Wächtergemeinschaft], in deren Gottesdienstordnung, die auf der Seligpreisung beruht, die Liturgien der unterschiedlichen christlichen Konfessionen zusammenfließen.
Da er sich nicht in erster Linie mit der reinen theologischen Lehre befaßte, wurde Wilfred Monod 1923 aus der Theologischen Fakultät von Paris ausgeschlossen, was für ihn ein harter Schlag war.
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