Quai Montmurat

  • Fakultätstempel © Collection Mme Deymié
  • Eintritt in die ehemalige protestantische theologische Fakultät von Montauban - (1809-1919) © Collection privée
  • Decke der Fakultätskirche, Montauban (82) © Collection Temple de la Faculté
  • Jean-Calvin-Institut in Montauban (Tarn-et-Garonne) © Ville de Montauban
  • Befestigungen und Klosteranlage

Hinter dem „Hôtel de Scorbiac“ gelangt man zum „Quai Montmurat“. Von dort hat man Blick auf den Graben des Flüsschens Lagarrigue (die sogenannte Mandoune) und man versteht, wie günstig der Standort Montaubans für eine Festungsanlage war. Im Mittelalter konnte man das Flüsschen über eine Brücke überqueren, die weit unten lag und über einen steilen Abhang erreichbar war. Am Zusammentreffen der Böschung des Tarn mit dem Graben befand sich eine bedeutende mittelalterliche Festungsmauer mit einem Eingangstor zur Stadt (das Tor Montmurat).
Am Quai Montmurat sieht man in einer Reihe drei Kloster (Klarissen, Karmeliter und Kapuziner). Die Orden ließen sich dort zwischen 1630 und 1640 im Zuge der katholischen Neubevölkerung Montaubans nieder.

  • Kirche der Fakultät (ehemaliges Klarissenkloster)

Die Klarissen oder „Arme Frauen“, der Frauenorden der Franziskaner, unterwerfen sich einer strengen Ordensregel. Der Klarissenorden wurde 1213 von der Heiligen Klara, Zeitgenossin und Schülerin des Heiligen Franz von Assisi, gegründet.
1328 schenkte der Herrscher der Stadt Puycelci dem Orden ein großes Grundstück in der Nähe von Montauban, um dort ein Kloster zu errichten. Da es sich außerhalb der Stadtmauern befand, wurde es während des Hundertjährigen Krieges Ziel für Angriffe durch Plünderer. Die Nonnen zogen sich 1368 in das Innere der befestigten Stadt zurück, dorthin, wo sich heutzutage der Vorplatz der Kathedrale befindet. 1561 wurden sie von den Calvinisten vertrieben und ließen sich in Montech nieder. Nach der Unterwerfung Montaubans 1629 entschieden sie, zu dem Grundstück zurückzukehren, das sie 300 Jahre zuvor aufgegeben hatten. Sie kamen 1631 zurück, der Grundstein für das neue Kloster wurde 1640 gelegt. Die Klarissen blieben dort bis 1792, als das Kloster konfisziert, von der Stadt gekauft und in ein Gefängnis umgewandelt wurde. Im Dachgeschoss findet man noch Inschriften von den jungen hugenottischen Mädchen, die nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 ihren Familien entrissen und bei den Klarissen eingesperrt worden waren, um hier eine katholische Erziehung zu erhalten. Andere Inschriften stammen von den Gefangenen aus der Zeit der Revolution.

Im Dekret vom 5. Juni 1810 entschied Napoléon I., in dem alten Kloster eine Fakultät der protestantischen Theologie einzurichten, die alte Kapelle wurde wieder für den Gottesdienst freigegeben. Außer der Kapelle wird der Rest der alten Klostergebäude, die im 19.Jh. erweitert wurden, heute von einem protestantischen Altersheim genutzt. In der Kirche findet man schöne Ausschmückungen aus dem 18. Jh., zum Beispiel die Deckenbemalung in Trompe-l’œil-Stil.

Die theologische Fakultät wurde 1919 nach Montpellier verlegt; 1920 – 1960 wurden die Klostergebäude vom Institut Jean Calvin, einem Jungenpensionat, genutzt. Bis zur Verlegung nach Montpellier wurde die Fakultät von vielen Studenten, darunter auch vielen ausländischen Studenten besucht. So brachten die Schotten das Rugbyspiel nach Montauban. Die Stadt wurde eine der ersten Städte Frankreichs, in der dieser Sport betrieben wurde. Berühmte Persönlichkeiten absolvierten hier ihre Studien, wie Élisée Reclus, entschlossene Gegnerin Napoléons III.

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