Paul Rabaut (1718-1794)

Als Pastor der Kirche der Wüste hat Paul Rabaut ein gefahrvolles Leben im Verborgenen geführt.

Ein Werdegang im Schoße der Kirche der Wüste

Paul Rabaut © S.H.P.F.

Paul Rabaut wird 1718 in Bédarieux (im heutigen Departement Hérault) als Sohn eines Tuchhändlers geboren. Er wird Proposant, das heißt Gehilfe und Zögling eines Wanderpastors der Kirche der Wüste.

1738 setzt ihn die Synode als Proposant in der Kirche von Nîmes ein. Danach geht er nach Lausanne (Schweiz), um sich auf dem Französischen Predigerseminar in der reformierten Theologie weiterzubilden. Dort begegnet er Antoine Court.

Der Kampf um rechtliche Anerkennung

Paul Rabaut verkörpert den Widerstand der „Wüste“ gegen die Verfolgung seitens der Obrigkeit.

Sein Wirken als Pastor fällt in eine Zeit, in der harte Verfolgungsmaßnahmen (auf seinen Kopf ist ein Preis ausgesetzt) von der Duldung der reformierten Glaubensausübung abgelöst werden. Dieser in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vollzogene Umschwung geht vor allem auf die Verbreitung der philosophischen Ideen der Aufklärung zurück.

1741 leitet er die Kirche von Nîmes. Von dort aus unternimmt er vielfache Anstrengungen zu einer Verbesserung der rechtlichen Lage der Protestanten und setzt sich besonders für die in der Tour de Constance eingesperrten weiblichen Glaubenshäftlinge ein. Einige seiner Schriften bezeugen seinen Kampf um rechtliche Anerkennung seiner Glaubensgenossen, darunter vor allem die Sehr untertänige und sehr achtungsvolle Bittschrift der Protestanten aus der Provinz Languedoc an den König (1761).

Paul Rabaut ist der Vater von Rabaut Saint-Étienne, der als Abgeordneter des Dritten Standes in die Generalständeversammlung von 1789 berufen wird

Als sein Sohn Rabaut Saint-Étienne am 5. Dezember 1793 verhaftet (und wenig später hingerichtet) wird, wird auch Paul Rabaut eingesperrt. Nach der Entmachtung von Robespierre (Juli 1794) kann er die Zitadelle von Nîmes als freier Mann verlassen, stirbt jedoch schon im darauffolgenden Jahr.

Dazugehörige Vermerke

Marie Durand (1711-1776)

Marie Durand ist für die französischen Protestanten die Verkörperung des Widerstandes gegen religiöse Intoleranz, wie sie in Frankreich nach dem Widerruf des Edikts von Nantes vorherrschte.

Antoine Court (1695-1760)

Antoine Court hat es sich zur Aufgabe gemacht, nach der Widerrufung des Edikts von Nantes (1685) den Protestantismus in Frankreich neu zu beleben und den versprengten Gemeinden eine neue Organisation...

Jean-Paul Rabaut Saint-Étienne (1743-1793)

Als Verteidiger der Religionsfreiheit kämpft Jean-Paul Rabaut, genannt Saint-Étienne, gegen die Sondergesetze, die die Protestanten seit der Widerrufung des Edikts von Nantes (1685) von der französischen Gesellschaft ausschließen.

Jacques Basnage (1653-1723)

Als Pastor in Rouen zur Zeit der Widerrufung des Edikts von Nantes muss Jacques Basnage Frankreich verlassen und zieht nach Holland, wo er gleichzeitig als Theologe, Verfasser von Streitschriften, Historiker...

Jacques Saurin (1677-1730)

Als Pastor im englischen und niederländischen Refuge ist Jacques Saurin für seine Wortgewalt als Prediger und seine tolerante Geisteshaltung bekannt.

Isaac Mallet (1684-1779)

Isaac Mallet ist ein Nachkomme eines nach Genf geflohenen französischen Protestanten und der Gründer des Bankhauses Gebrüder Mallet und Compagnie, das über 250 Jahre lang im Familienbesitz bleibt.

Élie Marion (1678-1713)

Élie Marion ist einer der wenigen Kamisardenführer und -propheten mit Hochschulausbildung. In seinem Londoner Exil gründet er die Gemeinschaft der ‚Kinder Gottes‘ (auch‚ French Prophets‘ genannt) und setzt alles daran,...