Michel de l’Hospital (1505-1573)

Er ist ein katholischer Jurist und wird von Katharina von Medici dazu angehalten, Katholiken und Protestanten zu einem friedliches religiösen Zusammenleben zu bewegen. Dieser Versuch scheitert.

Vorkämpfer einer Politik der Versöhnung

Michel de l'Hospital, Kanzler von Frankreich (1503-1573)
Die Bibel © Collection privée

Er ist der Sohn eines Arztes und studiert die Rechte an der Universität von Padua, wo er stark vom Humanismus beeinflusst wird. Er wird Professor für Zivilrecht. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich wird er 1554 Oberpräsident am Königlichen Rechnungshof in Paris.

Katharina von Medici lässt ihn 1560 zum Kanzler der französischen Krone ernennen und trägt ihm auf, eine Aussöhnung zwischen Katholiken und Protestanten herbeizuführen. Nach der Aufdeckung der Verschwörung von Amboise setzt er sich dafür ein, die Protestantenverfolgungen in Grenzen zu halten und lehnt es ab, das Todesurteil des (protestantischen) Prinzen Condé zu unterzeichnen.

Das Scheitern des Religionsgesprächs von Poissy

Michel de L’Hospital befürwortet die Einberufung eines französischen Nationalkonzils und unterstützt den Plan, Katholiken und Protestanten 1561 in Poissy zu einem Religionsgespräch zusammenzurufen. Infolge der Unnachgiebigkeit beider Parteien – Théodore de Bèze (Beza) leitet die protestantische Delegation, der Kardinal von Lothringen die katholische – kommt es zu keinem Ergebnis.

1562 bricht in Frankreich der erste von insgesamt acht Religionskriegen („Hugenottenkriege“) aus. Katharina von Medici macht Michel de L’Hospital für das Scheitern ihrer Politik des Ausgleichs verantwortlich. 1568 tritt er von seinem Amt des Kanzlers zurück.

Ein Schriftsteller und Schirmherr der Literaten

Briefmarke: Darstellung Michel de L'Hospitals © Collection privée

Michel de L’Hospital erwirbt sich durch seine Briefe einigen Ruhm und wird zum Schirmherr der Dichter der Pléiade. Aus seiner Feder stammen auch einige Regelwerke zur Reform des Gerichtswesens und der Verwaltung.

Bibliographie

  • Bücher
    • AMPHOUX Michel, Michel de l’Hospital et la liberté de conscience au XVIe siècle, Fischbacher, Paris, 1900
    • BUISSON Albert, Michel de l’Hospital, Hachette, Paris, 1950
    • CROUZET Denis, Michel de l’Hospital, Champ Vallon, Seyssel, 1998

Dazugehörige Vermerke

Das Religionsgespräch von Poissy (1561)

Um es nicht zu einem Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten kommen zu lassen, lädt Katharina von Medici Theologen beider Parteien zu einem Religionsgespräch in Poissy ein. Das Vorhaben scheitert.

Die acht Religionskriege (1562-1598) (Einzelheiten)

Im 16. Jahrhundert erlebt Frankreich eine religiöse Spaltung: die groβe Mehrheit bleibt dem Katholizismus treu und eine bedeutende Minderheit schlieβt sich der Reform an. Das Prinzip der Koexistenz beider Konfessionen...

Die Literatur im 16. Jahrhunderts

Die mächtige Erneuerungsbewegung, die Reformation im sozialen und spirituellen Bereich darstellte, musste einfach der zeitgenössischen Literatur ihren Stempel aufdrücken : bedeutende Namen legen Zeugnis von ihr ab, ihren tiefgreifenden Einfluss belegen...

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Erasmus, ein großer Vertreter des Humanismus des 16. Jahrhunderts, ist ein offener und kultivierter Geist, ein Europäer vor der Zeit. Er ist der Verfasser der ersten kritischen Ausgabe des Neuen...

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Renaissance und Humanismus im Europa des 15. und 16. Jahrhunderts

Nach Ende des Hundertjährigen Kriegs (1453) erlebt Europa eine kurze Zeit der Ruhe: Weniger Epidemien und Konflikte, erneutes Bevölkerungswachstum, die Städte entwickeln sich und die Handelsbeziehungen vervielfachen sich. Große Banken...