Der Marsch in den Krieg
Ab 1517 breitet sich der Protestantismus in Frankreich aus. Schnell steigt die Zahl der protestantischen Gläubigen. Viele Adlige konvertieren und bilden eine mächtige Partei und der mehrheitliche Katholizismus fürchtet sich vor der Konkurrenz.
Im Jahr 1560 führt die Verschwörung von Amboise zu weiteren Spannungen. Protestanten versuchen, den jungen König François II. zu entführen. Sie scheitern. Sie werden hingerichtet.
Katharina von Medici, die Regentin von Frankreich, versammelt daraufhin im Jahr 1561 katholische und protestantische Theologen zum Kolloquium von Poissy, um eine Versöhnung zu erreichen. Das gelingt jedoch nicht. Die Rivalität mündet im Krieg.
Die Explosion des Hasses (1562-1572)
Im März 1562 brennen die Truppen des Herzogs von Guise eine Scheune in Wassy nieder, wobei 50 Protestanten ums Leben kommen. Der Bürgerkrieg breitet sich daraufhin in ganz Frankreich aus.
Der Konflikt spielt sich auf drei Ebenen ab:
- religiös: Für die Katholiken kann das Christentum nur römisch-katholisch sein.
- institutionell: Der Thron Frankreichs fußt auf dem Katholizismus. Der König ist von Gott in sein Amt erhoben.
- im Adelsstand: Die Rivalität besteht auch zwischen den großen Familien: Die Familie der Guise auf katholischer Seite und die Familie der Châtillon auf protestantischer Seite, mit dem Admiral de Coligny an ihrer Spitze.
Die Gewalttätigkeiten nehmen zu. Ausländische Armeen greifen in den Krieg ein: spanische, um die Katholiken zu unterstützen; deutsche und englische Truppen, um den Protestanten zu helfen.
Die ersten drei Kriege folgen aufeinander, unterbrochen von kurzlebigen Friedensverträgen.
Um die Parteien einander näher zu bringen, organisiert Katharina von Medici die Hochzeit ihrer Tochter Marguerite de Valois mit dem Protestanten Heinrich von Navarra. Am 24. August 1572 findet jedoch während der Feierlichkeiten auf Betreiben der Guise und mit Zustimmung des Königs Karl IX. das Massaker der Bartholomäusnacht statt. 4000 Protestanten werden in Paris umgebracht, darunter der Admiral de Coligny und andere protestantische Führer. Auch in den Provinzen kommt es zu weiteren Massakern.
Ein politischer Krieg (1572-1584) : komplexe Probleme
Die Bartholomäusnacht hat zwei wichtige Folgen:
– Die protestantische Bevölkerung des Königreichs sinkt aufgrund von Konversionen und einer massiven Abwanderung ins Ausland.
– Es bricht ein vierter Krieg aus: Die Protestanten erheben sich im Süden und gründen die Union des protestants du Midi, eine Art Staat im Staat.
Der Tod von König Karl IX. im Jahr 1574 macht die Situation noch komplizierter: Eine politische Bewegung, die sogenannten Malcontents, die sich sowohl aus gemäßigten Katholiken als auch aus Protestanten zusammensetzt, stellt den neuen König Heinrich III. in Frage.
Doch trotz drei weiterer Kriege gelingt es keiner der beiden Seiten, die Oberhand zu gewinnen.
Kann der König Frankreichs protestantisch sein? (1584-1589)
Der Tod des Herzogs von Anjou, des letzten Bruders des Königs, im Jahr 1584 beunruhigt die Katholiken: König Heinrich III. hat immer noch keine Nachkommen und die Dynastie der Valois hat somit keinen Erben mehr. Das Oberhaupt des Hauses Bourbon, König Heinrich von Navarra, wird somit zum rechtmäßigen Erben, ist aber protestantisch. Diese Aussicht ist für die unnachgiebigen Katholiken, die sich in der „Heiligen Liga“ zusammenschließen, unannehmbar.
Unter der Führung von Herzog Heinrich von Guise bestimmt die Liga einen anderen Erben für den Thron: den Kardinal von Bourbon, den Onkel von Heinrich von Navarra. Vor diesem Hintergrund wird der Krieg 1585 wieder aufgenommen. Angesichts der zu großen Macht der Guise gibt König Heinrich III. 1588 den Befehl, die Guise zu ermorden. Als Reaktion darauf wird der König selbst sechs Monate später von einem Mönch aus der „Heiligen Liga“ getötet.
Von Heinrich III. als rechtmäßiger Nachfolger anerkannt, wird Heinrich von Navarra als Heinrich IV. König von Frankreich, wobei er verspricht, sich in der katholischen Religion unterrichten zu lassen.
Die letzte Phase der Kriege (1589-1598)
Wegen der erbitterten Opposition der Heiligen Liga muss Heinrich IV. sich sein Königreich erkämpfen. Die langwierige Eroberung der Macht dauert fast zehn Jahre.
Nach seinen Siegen in den Schlachten von Arques (1589) und Ivry (1590) belagert Heinrich IV. Paris.
Er begreift jedoch, dass er nie akzeptiert werden wird, wenn er Protestant bleibt. Im Jahr 1593 konvertiert er zum Katholizismus. Der Überlieferung nach soll er gesagt haben: „Paris ist eine Messe wert“. Am 27. Februar 1594 wird er in Chartres zum König von Frankreich gekrönt.
Am 13. April 1598 unterzeichnet er das Edikt von Nantes, das den Religionskriegen nach 36 Jahren Bürgerkrieg endlich ein Ende setzt!
Das Edikt stellt den Religionsfrieden wieder her, indem es den Protestanten Gewissensfreiheit, eine umfassende öffentliche Ausübung ihrer Religion und Zugang zu allen zivilen und militärischen Ämtern gewährt. Die Katholiken erhalten das Recht, an allen Orten die Messe zu feiern.
Ergebnis
Leider sind der Frieden und die religiöse Toleranz nur von kurzer Dauer. Die politisch-religiösen Konflikte flammen unter Ludwig XIII. zwischen 1620 und 1629 wieder auf. Ludwig XIV. geht mit seiner Politik der Einschränkung und schließlich der Unterdrückung der Religionsfreiheit noch weiter. Dies gipfelt 1685 in der Aufhebung des Edikts von Nantes durch das Edikt von Fontainebleau.
Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts erlangen die Protestanten wieder die Anerkennung ihrer Religion und in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts öffnen sich Protestanten und Katholiken allmählich in einem ökumenischen Prozess füreinander.