Der tolerierte Untergrund

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mildert sich allmählich die Strenge, mit der die Protestanten aus der französischen Gesellschaft ausschlossen werden.

Nach 1760 lässt die Regierung in Frankreich zunehmend Toleranz walten

  • Court de Gébelin (1725-1784) © S.H.P.F.

Die repressive Gesetzgebung bleibt bestehen, wird aber mit weniger Strenge angewandt. Die Lage bleibt dennoch unklar und die allgemeine Unsicherheit bleibt bestehen.

Die Affairen Calas (1762) und Sirven (1764) zeugen von der bleibenden Bedrohung durch die königliche Gesetzgebung. Die Lage der Protestanten hängt noch oft von lokalen Machthabern ab.

Erst mit dem Toleranzedikt von 1787 werden die Protestanten gesetzlich anerkannt.

Die Kirche organisiert sich allmählich:

  • Die reformierten Kirchen werden vor allem durch das Wirken Antoine Courts langsam stärker und werden neu strukturiert. Nach 1760 nimmt die Zahl der Pfarrer zu; da sie zunehmend sesshaft werden, stabilisiert sich ihre Lage. Das ist auch der Fall von Paul Rabaut, dem Oberhaupt der Kirche von Nîmes, einem standhaften Vorkämpfer für die Verbesserung der Lage der Protestanten.
  • Die Beziehungen zwischen Kirche und Staat werden wieder hergestellt. Court de Gébelin, der Sohn Antoine Courts, wird bei der 1763 heimlich abgehaltenen Nationalsynode zum Generalabgeordneten der Kirche Frankreichs bei den protestantischen Autoritäten und den Zivilbehörden ernannt.

Dazugehörige Vermerke

  • Das Toleranzedikt (29. November 1787)

    Mit diesem Edikt gewährt Louis XVI. den Protestanten einen eigenen, von der katholischen Kirche unabhängigen Zivilstand sowie das Existenzrecht in Frankreich, wo sie künftig leben können, ohne wegen ihres religiösen...
  • Paul Rabaut (1718-1794)

    Als Pastor der Kirche der Wüste hat Paul Rabaut ein gefahrvolles Leben im Verborgenen geführt.
  • Ausgeübte Toleranz

    In Frankreich etablierte sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dem Protestantismus gegenüber eine Regierungsform der Toleranz ,die jedoch einige tragische Widersprüche beinhaltete.
  • Die Affäre Calas

    Der Kaufmann Jean Calas wurde vom Obersten Gerichtshof [parlement] des Languedoc zum Tode verurteilt und am 10. März 1762 in Toulouse gerädert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Seine (niemals bewiesene)...
  • Die Affäre Sirven

    Die Affäre Sirven hat weniger Aufsehen erregt als die Affäre Calas, hat aber dennoch ihren festen Platz in der Geschichte der Protestanten im Hochland des Tarn. Auch in diesem Fall...