Er machte Melanchthon auf Französisch bekannt
Wie viele französische Humanisten kannte Calvin Melanchthon bereits ab 1530 auf Grund seiner rhetorischen, dialektischen und philosophischen Handbücher und auch wegen seiner Loci communes, die ab 1521 immer wieder herausgegeben wurden. Calvin war damals Jurastudent und begeisterte sich für die antiken Werke und das Neue Testament auf Griechisch. Er fing an, das evangelische Netzwerk von Paris und Bourges zu frequentieren, das von Marguerite de Navarre protegiert wurde. Sein erster engagierter Text, die aufsehenerregende Rede des Rektors Cop vom 1. November 1533 trägt die Handschrift der Lektüre der Loci von Melanchthon.
Einige Jahre später verkehrte Calvin auf seinem Posten in Straßburg an der Seite Bucers mit Melanchthon anlässlich von Kolloquien, die der Kaiser im Hinblick auf eine Einheit der Kirche im Reich organisiert hatte und die nacheinander in Haguenau, Worms und Regensburg stattfanden. Er begegnet ihm zum ersten Mal 1539 in Frankfurt und gewinnt sofort seine Freundschaft und Wertschätzung.
Nachdem er ab 1541 der Reformator von Genf geworden war, blieb er mit Melanchthon im Briefwechsel. 1543 widmet er ihm eine polemische Schrift gegen Pighius, „einem der größten Höllenhunde des Papsttums“, der „sich heftig für den freien Willen des Menschen ereiferte“.
Es lag ihm daran, die Werke Luthers als auch Melanchthons den Genfern und einer breiteren frankophonen Öffentlichkeit nahezubringen. In seiner Vie de Calvin (1565) unterstreicht Theodor von Beza die gegenseitige Freundschaft Calvins und Melanchthons. Und er einnert daran, dass Melanchthon 1560 kurz vor seinem Tod ihm geschrieben hatte «dass er wünschte, noch mal in diese Kirche (Genf) zu kommen, um ihn wiederzusehen und sich mit ihm zu trösten».