Entwicklung der Reformation in Frankreich (1555-1560)
Seit es 1555 in Paris zur Gründung einer Gemeinde gekommen war, befand sich die reformierte Kirche in einer Phase der organisatorischen Einrichtung und territorialen Ausdehnung. Es handelt sich hier um den wichtigsten Zeitabschnitt der politischen Geschichte der französischen Reformation. In hugenottischen Kreisen hofften sogar nicht wenige auf einen Siegeszug dessen, was sie im Gegensatz zur „römischen Überlieferung“ das „reine Evangelium“ nannten.
1559 fühlten sich die Protestanten in Frankreich stark genug verankert, um in Paris eine Nationalsynode einzuberufen. An ihr nahmen Vertreter von etwa dreißig inzwischen eingerichteten Gemeinden teil.
Nach 1559 kam es zu einer großen Zahl weiterer Gemeindegründungen. 1562 waren es bereits 1400. Nach und nach verließen sie den Untergrund und entwickelten ein neues religiöses Selbstverständnis.
Die jungen Gemeinden wurden allerdings seitens der Regierung ständig harten Verfolgungen ausgesetzt.
Heinrich II. unterdrückte die Protestanten unnachgiebig. Er starb 1559. Sein Sohn Franz II., der nur 17 Monate lang regierte, ließ 1560 verlautbaren, er wolle ein Nationalkonzil einberufen, verfolgte in seiner Religionspolitik aber weiterhin eine harte Linie, indem er das Versammlungsverbot der Protestanten erneuerte.
Nach seinem Tode (1560) leitete Katharina von Medici, die Regentin des noch minderjährigen Karl IX., eine Politik der gesellschaftlichen Toleranz ein. Die Protestanten bekamen 1562 durch das „Januar-Edikt“ das Recht auf öffentlichen Kultus zugesprochen. Sie durften ihren Gottesdienst allerdings nur außerhalb der Stadtmauern abhalten.
Bereits 1561 war ein Versuch der Aussöhnung von Katholiken und Protestanten („Religionsgespräch von Poissy“) gescheitert. Ein friedliches Zusammenleben der Konfessionen war danach immer weniger zu erwarten. Die letzte Hoffnung darauf wurde im März 1562 zerstört, als es in Wassy zu einem Massaker der dort zum Gottesdienst versammelten Protestanten kam. Damit begann der Bürgerkrieg („Hugenottenkriege“).
Calvin erteilt Rat, gibt seine Ansichten kund und greift in die französische Politik ein.
An seine Gesprächspartner wendet sich Calvin in seiner Eigenschaft als Repräsentant einer Kirche, der in Frankreich Platz gemacht werden müsse, da sie von „wahrer Frömmigkeit“ geprägt sei. Es geht ihm darum, zu einer wirksamen Reform der Kirche beizutragen.
Seine Gesprächspartner sind zahlreich und gehören sehr unterschiedlichen Kreisen an. Unter ihnen befinden sich hochgestellte Persönlichkeiten des politischen Lebens, wie der König und die Königin von Navarra (Antoine de Bourbon und Jeanne d’Albret), der Admiral Coligny und die Herzogin von Ferrara.
Auch wenden sich viele gerade erst gegründete Kirchengemeinden an Calvin und bitten ihn um Beistand und Rat. Er ermutigt auch direkt französische Glaubensgenossen, von denen er weiß, dass sie aufgrund ihrer religiösen Überzeugungen leiden, und versucht, ihnen zu helfen.