Félix Pécaut (1828-1898)

Radikale liberale Überzeugungen

Félix Pécaut (1828-1898)
Félix Pécaut (1828-1898) © S.H.P.F.

In Salies de Béarn in einem revivalistischen Umfeld geboren, beginnt Félix Pécaut ein Theologiestudium, zuerst in Montauban, dann in Berlin und in Bonn.

1850 nimmt er eine Vertretung in seiner Geburtsstadt an, die er aber sehr schnell wieder verlassen muss, da er sich weigert, das apostolische Glaubensbekenntnis zu lesen. 1853 ordiniert, hat er niemals eine Pfarrstelle innegehabt. In der Tat ist er in tiefem Widerspruch mit der dogmatischen Theologie seiner Zeit, die, wie er meint, nicht im Einklang mit den sozialen Veränderungen dieser Zeit stehe. So sind es also Erziehungsprobleme, die seine Aufmerksamkeit erlangen und in denen er seine ethischen Ansprüche verwirklicht. Er gründet eine Einrichtung in Neuchâtel (Schweiz) und kehrt dann nach Paris zurück. Auf der Synode von 1872 greift er die Kirche an, die Beziehungen mit dem Staat unterhält, und er verzichtet auf jegliches Amt in ihrer Mitte. Von diesem Moment an wird er ein militanter Befürworter der Trennung von Staat und Kirche und arbeitet mit Ferdinand Buisson an der Reform des Grundschulwesens. Er ist an der Gründung der Hochschule zur Ausbildung der Lehrer an höheren Schulen in Fontenay-aux-Roses beteiligt, die junge Mädchen dazu ausbildet, an Volksschullehrerseminaren zu unterrichten. Er zieht sich später in seine Ursprungsregion, den Béarn, zurück, und ergreift Partei für Dreyfus.

Félix Pécaut war ein radikaler Liberaler, dem jedes Dogma widerstrebte, das Bild eines Protestanten, der alle seine Tätigkeiten in der bürgerlichen und bekenntnisneutralen Gesellschaft ausübt.

Bibliographie

  • Bücher
    • LOEFFEL Laurence, La question du fondement de la morale laïque sous la troisième République, PUF, Paris, 2000, p. 272

Dazugehörige Rundgänge

Die Erziehung in der protestantischen Welt seit der Revolution

Nach der Französischen Revolution wird mit den Lyceen und Grandes Écoles (Elitehochschulen) nach und nach ein öffentliches Bildungssystem eingeführt. An den großen Schul- und Universitätsreformen der 3. Republik sind die...

Dazugehörige Vermerke

Der Liberalismus

Den theologischen Liberalismus kennzeichnen im wesentlichen eine große Freiheit bezüglich der Lehre und eine auf der historisch-kritischen Methode gründende neue Art die Bibel zu lesen.

Die Protestanten und das staatliche Unterrichtswesen

Die beiden wichtigsten Epochen des 19. Jahrhunderts, in denen die Protestanten maßgeblich an der Entwicklung des (im Kaiserreich eingerichteten) öffentlichen Unterrichtswesens beteiligt waren, sind die Julimonarchie und die Dritte Republik....

Die Protestanten und die Dreyfus-Affäre

Viele Protestanten engagierten sich auf der Seite von Hauptmann Dreyfus. Einige von ihnen beteiligten sich sogar aktiv an der Bewegung, die Wiederaufnahme des Prozesses ermöglichte, z. B. Scheurer-Kestner, der 1897...

Ferdinand Buisson (1841-1932)

Er ist einer der wichtigsten geistigen Väter der Schulreformen der III. Republik und hat durch die Einrichtung der Hochschulen zur Ausbildung der Lehrer an Höheren Schulen, die das Personal der...

Charles Gide (1847-1932)

Charles Gide ist Nationalökonom und eine herausragende Gestalt in der Genossenschaftsbewegung und im Sozialchristentum Frankreichs. Leitfaden seines Werkes ist der Begriff der Solidarität.

Georges Eugène Haussmann (1809-1891)

Präfekt der Seine im Zweiten Kaiserreich.