Die Zeit der Widerrufung des Edikts von Nantes (1661-1700)

Die Widerrufung des Edikts von Nantes (1685) durch Ludwig XIV. lässt die reformierten Kirchen in Frankreich verschwinden und zwingt die Protestanten, sich zu verstecken oder ins Exil zu gehen.

Von der Unterdrückung zur Widerrufung

  • Ludwig XIV. unterzeichnet in Fontainebleau die Aufhebung des Edikts von Nantes © S.H.P.F.

Der Widerrufung des Edikts von Nantes ging eine ganze Reihe von Unterdrückungsmaßnahmen hinsichtlich der Protestanten und des reformierten Glaubens voraus. Durch diese gegen die Protestanten gerichtete Politik wollte Ludwig XIV. in seinem Reich die Glaubenseinheit wiederherstellen.

Als sich diese Politik als unzureichend erweist, wird Gewalt angewandt : die Dragonaden oder die gewaltsame Einquartierung von Soldaten bei Protestanten, deren Plünderung und Misshandlung ihnen erlaubt sind. Die von den Dragonern terrorisierten Protestanten schwören in großer Zahl ihrem Glauben ab.

Schließlich widerruft Ludwig XIV. das Toleranzedikt von Nantes durch das Edikt von Fontainebleau. Dieses neue Edikt verbietet die Ausübung des reformierten Glaubens und ordnet den Abriss aller noch bestehenden reformierten Tempel an. Die Pastoren müssen sich bekehren oder ins Exil gehen. Die Gläubigen haben keine andere Religionszugehörigkeit mehr als die katholische. Viele entscheiden sich eher für die Auswanderung, die jedoch verboten ist, als für einen unter Zwang erfolgten Glaubenswechsel.

Das Edikt von Fontainebleau ruft heftige Reaktionen hervor : Zustimmung in Frankreich bei den Katholiken, im Ausland jedoch begegnet man den eingesetzten Methoden mit Zurückhaltung oder Empörung.

Die Protestanten, die in Frankreich geblieben sind und sich gegen ihre Überzeugung haben bekehren lassen, werden als ‚Neukonvertierte‘ bezeichnet. Sie müssen sich den katholischen Praktiken unterwerfen : zur Messe gehen, ihre Kinder taufen lassen, die letzte Ölung in der Todesstunde empfangen.

Viele Neukonvertierte üben ihren reformierten Glauben zu Hause oder bei heimlichen Versammlungen aus, die unter freiem Himmel und an abgelegenen Orten stattfinden. Wenn diese Versammlungen entdeckt werden, fällt die Bestrafung hart aus : Gefängnis und Galeeren erwarten die Widerspenstigen.

Bibliographie

  • Bücher
    • BERGEAL Catherine et DURRLEMAN Alain, Éloge et condamnation de la Révocation, La Cause, 1987

Dazugehörige Rundgänge

Dazugehörige Vermerke

  • Die gegen die Reformierten gerichtete Politik (1661-1685)

    Um die ‚vorgeblich reformierte Religion‘ (R.P.R.) politisch einzudämmen, setzt Ludwig XIV. zunächst friedliche, juristische Mittel ein, dann greift er auf Gewalt zurück.
  • Die Dragonaden (1681-1685)

    Mit Dragonaden bezeichnet man die gewaltsame Einquartierung von Dragonern, Soldaten des Königs, bei den Hugenotten. Die letzteren werden ausgeraubt und misshandelt, bis sie abschwören.
  • Die Neukonvertierten

    Nach dem Widerruf des Edikts von Nantes haben fast alle Protestanten, die in Frankreich blieben, abgeschworen : das sind die ‚Neukonvertierten‘. Ihre Teilnahme an katholischen Zeremonien wird überwacht und ihre Abwesenheit...
  • Die geheimen Versammlungen

    Lange vor der Widerrufung des Edikts von Nantes (1685) wird die Freiheit, den reformierten Glauben auszuüben, in Frage gestellt. Nach der Widerrufung des Edikts von Nantes bleiben zwei Drittel der...
  • Das Edikt von Fontainebleau oder die Revokation (1685)

    Im Oktober 1685 unterzeichnet Ludwig XIV. das Edikt von Fontainebleau, welches das Edikt von Nantes widerruft. Es verbietet jegliche Ausübung des reformierten Glaubens und die Auswanderung der Protestanten. Die Pastoren...