Die Revolution des Buchdrucks (ab 1445)

Ein technischer Fortschritt läutet eine neue Zeit ein

Die neu entwickelte Technik des typographischen Buchdrucks hat erhebliche Auswirkungen auf die Verbreitung von Ideen : sie macht ein schnelles Umsichgreifen der Reformation möglich.

Eine sehr alte Idee

Gutenbergbibel mit 36 Zeilen © Société Biblique

Im Jahre 105 erfanden die Chinesen das Papier. In China wurde auch die Xylographie erfunden : der Abdruck eines mit Tinte befeuchteten Holzschnittes.

Im 11. Jahrhundert kommt ebenfalls in China der Stempeldruck auf : jedes einzelne Schriftsymbol ist aus gebranntem Ton gefertigt.

Die Typographie geht im 13. Jahrhundert von Korea aus. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts stellt Laurent Coster in Haarlem hölzerne „Buchstaben“ her.

Gutenberg verfeinert die Technik

Druckerei im 16. Jahrhundert

Johannes Gutenberg (um 1400 bis 1468) ist ein deutscher Buchdrucker. Sein Verdienst besteht darin, die gesamte Technik der typographischen Vervielfältigung von Texten verfeinert zu haben :

  • die einzelnen Buchstaben : sie bestehen aus einer widerstandsfähigen Legierung aus Antimon und Blei und sind leicht in Gussformen herzustellen,
  • die Textkomposition,
  • die Handpresse.

Sein Mitarbeiter Schöffer ersetzt die ursprünglich verwendeten Gussformen aus Sand durch solche aus Kupfer.

Um 1455 wird in Gutenbergs Werkstatt in Mainz der erste Druck der Bibel hergestellt : die „42-zeilige“ Bibel in lateinischer Sprache.

Eine Kulturrevolution

Die explosionsartige Ausbreitung des Druckdrucks (1440-1540)

Die neue Erfindung wird sehr rasch überall aufgenommen, erst in Deutschland, dann in ganz Europa : am Ende des 15. Jahrhunderts sind bereits rund 25.000 Buchtitel im Druck erschienen ; bei einer durchschnittlichen Auflage von 500 Exemplaren entspricht das über 12 Millionen Büchern !

Die gedruckten Bücher kosten sehr viel weniger als handgeschriebene. Die Preise fallen. Zu Beginn des Buchdrucks können weniger als zehn Prozent der europäischen Bevölkerung lesen. Durch die Verbreitung gedruckter Texte wächst die Bereitschaft, lesen zu lernen.

Die gedruckten Texte stehen – anders als handschriftlich vervielfältigte – unveränderlich fest. Der Buchdruck trägt zur Verbreitung der Ideen des Humanismus und dann der Reformation bei. Dank ihrer vollständigen Übersetzungen ins Deutsche, ins Französische und ins Englische kann die Bibel nun von allen gelesen und besser verstanden werden.

Bibliographie

  • Bücher
    • GILMONT Jean-François (dir.), La Réforme et le livre. L’Europe et l’imprimé (1517-v. 1570), Éditions du Cerf, Paris, 1990

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