Ihre Anfänge
Die reformierte Bewegung hat ihren Ursprung in der Schweiz, genauer gesagt im Zürich der Jahre 1519 und 1520. Ihr geistiger Vater ist Ulrich Zwingli, Priester an der Kathedrale von Zürich, der in Wien und Basel studiert hat und sich dem Humanismus verpflichtet fühlt.
Die „reformierte Reformation“ wird in der Folgezeit von dem Franzosen Jean Calvin vorangetrieben, der ebenfalls durch den Humanismus geprägt ist. 1536 erscheint seine Unterweisung in der christlichen Religion. Dieses zunächst in lateinischer Sprache veröffentlichte Werk, das schnell ins Französische übersetzt wird, hat sofort großen Erfolg. Calvin legt darin mit Klarheit, Entschiedenheit und umfassender Gelehrsamkeit die Grundsätze des reformierten Glaubens dar.
Als religiöser Vordenker nach Genf berufen, macht er aus dem Stadtstaat die Hochburg der „reformierten Reformation“.
Man sollte nicht von „Calvinisten“ sondern von „Refomierten“ sprechen, da dieser Zweig der protestantischen Reformation viele Väter hat (Ulrich Zwingli, Martin Butzer, Jean Calvin, John Knox) und also nicht allein auf Calvin zurückgeht. Zu dem Kreis der „reformierten Reformatoren“ gehören außerdem Guillaume Farel, Pierre Robert Olivétan (oder Olivetanus), Théodore de Bèze (oder Beza), Sébastien Castellion.
Die Reformierten finden ihre Anhänger in der Schweiz, in Frankreich, in Schottland, in den Niederlanden und in Ungarn.
Die lutherische und die „reformierte“ Reformation gleichen sich in vielen Punkten. Allerdings bestehen Unterschiede in deren Gewichtung, und es gibt einen wesentlichen Streitpunkt zwischen beiden Richtungen.
Die unterschiedliche Gewichtung zeigt sich darin, dass die lutherische Reformation das Heil ohne Verdienst in den Vordergrund rückt, während das Hauptaugenmerk der „reformierten Reformation“ auf der genauen Lektüre der Bibel liegt. Selbstverständlich ist aber auch für die Lutheraner das richtige Verständnis der Bibel wichtig, genau wie auch die Reformierten von der Bedingungslosigkeit des Heils ausgehen.
Der Streitpunkt betrifft das Abendmahl. Die Lutheraner entfernen sich in der Frage der Gegenwart Christi nicht allzu weit vom Glaubenssatz der Katholiken, während die Reformierten diesen mit Nachdruck ablehnen. Im 16. Jahrhundert hat diese gegensätzliche Auffassung ein Zusammengehen beider Richtungen der Reformation verhindert. Zu einer Zeit, in der es überaus wichtig gewesen wäre, einen gemeinsamen Weg einzuschlagen, konnten Lutheraner und Reformierte wegen der Abendmahlsfrage zu keiner Einigung kommen.