Die lutherische Reformation
Luther regt eine Reformbewegung der Kirche an, die nicht nur deren Praktiken, sondern auch deren Lehre einer Prüfung unterzieht. Er will keine neue Kirche erschaffen. Die Ablehnung durch Rom führt ihn jedoch zu einem Bruch, den er ursprünglich vermeiden wollte.
Luthers Revolte
1517 löst Luther mit dem Anschlag seiner 95 Thesen „wider den Ablasshandel“ eine Reformbewegung aus. Dank der neuen Erfindung des Buchdrucks verbreiten sich seine Thesen rasch über ganz Europa. Unter Berufung auf das Neue Testament fordert er nicht nur, die missbräuchlichen Praktiken in der katholischen Kirche zu unterbinden, sondern auch deren Lehre zu überprüfen. Alles, was den Lehren des Neuen Testaments widerspricht, soll abgeschafft werden. Die Kirche soll in ihrer bestehenden Form grundlegend reformiert werden. Da der Papst ihn nicht anhören will und ihn exkommuniziert (aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausschließt), lässt es Luther auf einen Bruch mit der Kirche ankommen, den er ursprünglich nicht gewollt hat.
Luthers Kirche
Auf diese Weise entsteht eine neue Kirche, die in Deutschland „evangelisch“ genannt wird, da sie sich als eine Rückkehr zum Evangelium versteht.
Die neue Glaubenslehre wird 1529 in den zwei Katechismen (Glaubensunterweisungen) von Luther sowie in der Augsburger Konfession (1530) seines Mitstreiters Philipp Melanchthon dargelegt.
Der evangelische Gottesdienst hat sich weit von der katholischen Messe entfernt. Er wird in deutscher und nicht mehr in lateinischer Sprache abgehalten und beruht auf :
- der Predigt des Evangeliums,
- dem Kirchengesang (Luther komponiert selbst mehrere Kirchenlieder),
- dem Abendmahl oder der Kommunion, in Gestalt von Brot und Wein.
Marienverehrung, Anbetung der Heiligen und Totenkult sind abgeschafft.
Die Ausbreitung der lutherischen Lehre
Die lutherische Reformation verbreitet sich in den norddeutschen Ländern des Reiches, wo sie von den Landesfürsten und den Magistraten zahlreicher Städte eingeführt wird.
Luther sucht die Unterstützung der Fürsten, um die neue evangelische Kirche einzurichten und die Einhaltung der neuen Gottesdienstregeln sicherzustellen.
Die lutherische Reformation verbreitet sich außerdem in Dänemark, in Norwegen und in Schweden, wo die Herrscher regelrechte Staatskirchen gründen.
Im Königreich Frankreich konnten sich nur die reformierten Kirchen ein wenig etablieren.
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