Die Lutheraner in Paris

Den Königen von Schweden, ihren Botschaftern und der Einsatzbereitschaft ihrer Geistlichen verdankt man 1679 den offiziellen Status, dann das Überleben der lutherischen Gemeinde von Paris, die nach der Widerrufung des Edikts von Nantes aus der Einwanderung hervorgegangen ist.

Vom ersten lutherischen Gottesdienst bis zum regelmäßig stattfindenden Besuch

  • Hugo Grotius (1583-1645), Wissenschaftler und Botschafter von Schweden © Collection privée

Im Oktober 1626 gibt es eine aufsehenerregende, von etwa 20 Fürsten und Botschaftern Schwedens und Deutschlands, die sich auf diplomatischer Mission in Paris befinden, gemeinsam verfasste Mitteilung, nämlich dass in einer ihrer Botschaften unter der Leitung des schwedischen Pastors Jonas Hambraeus das Abendmahl auf lutherische Art gefeiert wurde.

Das ist mehr als eine Glaubensbezeugung, es ist eine Provokation, denn alle Lutheraner in Paris sind eingeladen, das ‚nächste Mal‘ daran teilzunehmen.

Wer sind die Lutheraner in Paris ?

  • Siegel von Hambraeus © Collection privée

Ein Kirchenverzeichnis enthält die Namen derjenigen, die zwischen 1635-1680 in der schwedischen Kapelle zum Abendmahl gegangen sind. Sie sind fast alle Ausländer : zuerst Könige und Prinzen aus Skandinavien und dem Deutschen Reich, außerordentliche Botschafter und hohe Militärs auf Mission in Frankreich. Bald sind sie nicht mehr die einzigen : viele schwedische und deutsche Studenten, die an der Sorbonne studieren, nehmen am Gottesdienst teil. Es kommen auch Kunstschüler wie der Porträtist Lundberg, der Maler Ehrenstrahl und Medaillenpräger Meybusch hinzu.

Die anderen sind deutsche Immigranten, arme Menschen, die aus ihrem vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) verwüsteten Land geflohen sind. Sie kommen ohne Papiere und ohne Gepäck in Paris an, sprechen die Sprache nicht, wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen, um eine Anstellung zu erhalten. In der schwedischen Kapelle finden sie Hilfe und werden von Pfarrer Hambraeus in Empfang genommen, der ihre Namen in sein Buch einträgt und an dessen Gottesdienst sie teilnehmen. Am Ende des Gottesdienstes nehmen sich die Alteingesessenen der Neuankömmlinge an, bringen sie unter und verschaffen ihnen Arbeit. So bildet sich nach und nach eine kleine deutsche Gemeinde.

Ab 1679 nimmt sich der schwedische Gesandte Nils Bielke angesichts der drohenden Auflösung offiziell diese Gruppe an und verleiht ihr den Status einer Botschaftsgemeinde. Dieser Status sichert ihr den Schutz und die finanzielle Unterstützung des schwedischen Königs und den Vorteil der Exterritorialität, die zur Ausübung des Glaubens nötig ist. Um sie zu leiten, beruft der Botschafter einen deutschen Pfarrer, Cephalius, der auf Deutsch predigen und die Kirchenbücher ebenfalls in dieser Sprache führen darf. All das widerspricht den üblichen diplomatischen Geflogenheiten.

Ein schwieriges Leben im katholischen Paris

  • HeiratserlaubnisErlaubnisschein für eine protestantische Eheschließung in einer Botschaftskapelle in © Archives du Consitoire luthérien de Paris

Wenn sie ihren Glauben auch unbehelligt ausüben dürfen, so sind die lutherischen Ausländer in der katholischen und fremdenfeindlichen Gesellschaft von Paris doch vielen Schwierigkeiten ausgesetzt.

Die Statuten der Zünfte enthalten eine, was Ausländer betrifft, sehr strenge Reglementierung, wodurch deren beruflicher Aufstieg verlangsamt wird. Diese Lutheraner haben es schwer, sich zu verheiraten, denn Ludwig XIV. verbietet es seinen Untertanen, einen Nichtkatholiken zu ehelichen, einen Ausländer zu erwählen oder sich ohne seine ausdrückliche Zustimmung im Ausland zu vermählen.

In den Krankenhäusern, die alle von katholischen Orden unterhalten werden, versucht man, sie zu bekehren bevor man ihnen hilft. Ab 1685, nachdem der protestantische Friedhof der Rue des Saints-Pères verwüstet wurde, können Bestattungen nur noch nachts an der Uferböschung der Seine vorgenommen werden.

Ohne die finanzielle Unterstützung Schwedens und die Bemühungen der Diakone der Kapelle hätte die kleine Gruppe von Lutheranern in Paris nicht überleben können.

Bibliographie

  • Dokumente
    • Janine Driancourt-Girod, Les registres des chapelles d’ambassades scandinaves au 17e et 18e siècles
  • Bücher
    • DRIANCOURT-GIROD Janine, L’insolite histoire des luthériens de Paris, Albin Michel, Paris, 1992

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