Die sechzehn Synodalprovinzen (1660)

Die reformierten Kirchen folgen in ihrer räumlichen Gliederung dem geographischen Rahmen der politischen Provinzen Frankreichs. Die reformierten Gemeinden sind hauptsächlich städtischer Natur, aber es gibt auch bedeutende ländliche Kirchen in Südfrankreich und am Atlantik.

Eine synodale Organisation

  • Abgrenzungen der Provinzen und Bezirke (1660)

Seit dem Ende der Unabhängigkeit des Béarn (1620) werden die reformierten Kirchen im Rahmen von 16 Synodalprovinzen erfasst.

Für jede Synodalprovinz (innerhalb der 1620 festgelegten Grenzen, aber unter Ausschluß von Sedan und Metz, dem Elsass und dem Mömpelgarder Land) wird um 1660 die Anzahl der Kirchen erfaßt und eine Schätzung der reformierten Bevölkerung vorgenommen.

Die Synodalprovinzen des Nordens

Die sechs Synodalprovinzen des Nordens weisen nur einen geringen protestantischen Bevölkerungsanteil auf : 171 Gemeinden mit insgesamt 135.000 Gläubigen, von denen die Hälfte in der Stadt lebt.

  • Ile-de-France, Picardie, Champagne, Metz

Diese weiträumige Synodalprovinz zählt nur 51.000 Reformierte in 47 Kirchen. Die größten Gemeinden sind diejenigen von Paris (12.000), Meaux, Nanteuil (3.000), Calais, Abbeville und Saint-Quentin.

  • Normandie

Diese Synodalprovinz zählt 42.000 Reformierte in 43 Kirchen, deren wichtigste diejenigen von Dieppe, Le Havre, Rouen, Caen und Bolbec sind. Es gibt auch eine gewisse Anzahl von Kirchen, die von einem Grundherrn abhängig sind (Lehenskirchen).

  • Bretagne

Diese Synodalprovinz zählt 3.500 Reformierte in 11 Kirchen, z. B. in Nantes, Rennes und Vitré, sowie einige Lehenskirchen.

  • Anjou, Maine, Touraine

Diese Synodalprovinz zählt 10.200 Reformierte in 21 Kirchen, unter anderem in Tours, Saumur und Loudun. Es gibt auch reformierte Gottesdienste bei einigen Grundherren.

  • Orléanais, Berry

Diese Synodalprovinz zählt 11.500 Reformierte in 23 Kirchen, darunter diejenigen von Blois, Mer, Châtillon, La Charité, Henrichemont.

  • Bourgogne

Diese Synodalprovinz zählt 17.000 Reformierte in 26 Kirchen, darunter die in Lyon, und einige isolierte Gemeinden in der Auvergne, im Châlonnais, Dijonais ; das Land von Gex bei Genf weist bedeutende Gemeinschaften auf.

Die Synodalprovinzen am Atlantik

Die vier atlantischen Synodalprovinzen haben eine im wesentlichen ländliche reformierte Bevölkerungsgruppe von 293.000Gläubigen in 227 Kirchen.

  • Poitou

Diese Synodalprovinz weist eine starke protestantische Dichte mit 77.500 Reformierten in 49 Kirchen auf, daunter die in Niort (die wichtigste), Poitiers, Châtellerault, Thouars ; im Osten der Vendée und im Süden von Deux-Sèvres liegen zahlreiche Lehenskirchen.

  • Saintonge, Aunis, Angoumois

Diese Synodalprovinz verzeichnet 93.500 Reformierte in 60 Kirchen, in La Rochelle, Cognac und in zahlreichen Marktflecken.

  • Basse-Guyenne

In dieser Synodalprovinz leben die meisten Protestanten : 97.000 in 72 Kirchen, u. a. in Bordeaux, Sainte-Foy-la-Grande, Bergerac, Clairac und Nérac und in der Umgebung dieser Städte.

  • Béarn

Diese kleine Synodalprovinz, deren protestantische Bevölkerung seit der Eingliederung des Béarn ins französische Königreich stark abgenommen hat, zählt noch 25.000 Reformierte in 46 Kirchen, in Nay-Pontacq, Pau, im Ossetal, in Oloron, Saliès und vor allem Orthez.

Die Synodalprovinzen des Südens

Fast die Hälfte der reformierten Bevölkerung Frankreichs lebt in den sechs Synodalprovinzen des Südens : 369.000 mit 298 Kirchen.

  • Haut-Languedoc, Haute Guyenne

Diese Synodalprovinz zählt 80.000 Reformierte in 64 Kirchen, in Montauban,, Millau, Castres und Umgebung, Foix, Mazamet und Revel.

  • Bas-Languedoc

Diese Synodalprovinz zählt 81.000 Reformierte in 63 Kirchen, in Montpellier und Nîmes (1.200 Protestanten). Die Bevölkerung ist mehrheitlich protestantisch im Vaunage, Vistrenque und Uzège.

  • Cevennen

Diese Synodalprovinz zählt 74.000 Reformierte in 59 Kirchen, u. a. in Alès, Sauve und im oberen Tal des Tarn.

  • Vivarais

Diese Synodalprovinz zählt 48.000 Reformierte in 29 Kirchen, darunter die von Annonay ; die hauptsächlich ländlichen protestantischen Gemeinden liegen im Tal von Eyrieux, auf den Ebenen von Velay und in den Boutières.

  • Provence

Diese Synodalprovinz zählt 8.000 Reformierte, die vor allem auf dem Land leben, und 12 Kirchen, darunter die in Manosque, Riez, Wyguières und Le Luc. Eine waldensische Gemeinde ist im Durancetal (Mérindol, Lourmarin, Cabrières) anzutreffen. In Marseille gibt es nur wenige Protestanten.

  • Dauphiné

Diese Synodalprovinz zählt 78.000 Reformierte in 71 Kirchen, darunter die des Fürstentums Orange, von Montélimar, Dieulefit und Grenoble. Die protestantischen Gemeinden liegen im Drômetal, im Diois, dem Dractal und in den waadtländischen Grenzbereichen zwischen Frankreich und Savoyen.

Bibliographie

  • Artikels
    • CHAREYRE Philippe, „Démographie et minorités protestantes“, Bulletin de la SHPF, SHPF, Paris, octobre-novembre 2000, p. 867-889

Dazugehörige Vermerke

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  • Die Organisation der reformierten Kirchen

    Die reformierten Kirchen sind wie im 16. Jahrhundert nach dem in der Kirchenordnung von 1559 vorgesehenen Muster organisiert. Ihre Leitung liegt bei einer Reihe von Instanzen auf lokaler, regionaler oder...
  • Die protestantische Geographie (1660)

    Die reformierten Protestanten sind in den Provinzen am Atlantik und im Süden zahlreicher als in den Provinzen des Nordens.
  • Der Protestantismus im 17. Jahrhundert

    Nach dem Frieden von Alès (1629) wird die Schwächung des reformierten Adels fühlbar. Das Großbürgertum löst ihn an der Spitze der reformierten Kirchen ab.
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    Das wichtigste Ziel des protestantischen Schulwesens ist im 17. Jahrhundert die Weitergabe des reformierten Glaubens. Zu jener Zeit ist ein nichtreligiöses Unterrichtswesen unvorstellbar.
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