Von den Schmiedemeistern des 17. Jahrhunderts...
„Den hinabstürzenden Bächen folgten wir nunmehr durchs Bärental. Die dicken Wälder auf beiden Höhen sind unbenutzt. Hier faulen Stämme zu Tausenden übereinander, und junge Sprösslinge keimen in Unzahl auf halb vermoderten Vorfahren. Hier kam uns durch Gespräche einiger Fußbegleiter der Name von Dietrich wieder in die Ohren, den wir schon öfter in diesen Waldgegenden ehrenvoll hatten aussprechen hören…, und so erfuhr ich auch hier bei einiger Nachfrage gar leicht, dass von Dietrich früher als andre sich der Gebirgsschätze, des Eisens, der Kohlen und des Holzes, mit gutem Erfolg zu bedienen gewusst und sich zu einem immer wachsenden Wohlhaben hervorgearbeitet habe“. Goethe, Dichtung und Wahrheit, Buch X.
Der Name von Dietrich, der Goethe auffällt, als er eine Jugendreise durch das Elsass macht, ist der einer Familie von Schmiedemeistern, deren erste Aktivitäten auf diesem Gebiet ins Jahr 1625 zurückreichen, als der erste Hochofen angezündet wurde. Das geschah in Niederbronn les Bains, einem kleinen Dorf in den Vogesen, wo die Römer vor noch längerer Zeit Thermen eingerichtet hatten. Die de Dietrichs waren Protestanten. Sie hatten als Gründungsdevise ihrer Tätigkeit einen Ausspruch gewählt, der aus der protestantischen Ethik schöpfte : „Non sibi, sed aliis“ (nicht für sich selbst, sondern für die anderen). Das Unternehmen entwickelte sich schnell. Wenn auch günstige Naturgegebenheiten dazu beitrugen, nicht zuletzt die Tatsache, dass sich die Rohstoffe zutage befanden, so waren die Reflexion, das durchdachte Handeln, der offensichtliche Wissensdurst (in der Familie gab es zahlreiche Chemiker) entscheidend. Man muss darauf hinweisen, dass sich 1785, zum Beispiel, die Dietrichs mit den Bedingungen des Erzabbaus auf eine Art und Weise beschäftigen, die man heute als ökologisch bezeichnen würde.
...zu den Industriellen des 18. und 19. Jahrhunderts
Im 18. Jahrhundert waren die Dietrichs zu Industriellen geworden (sie beschäftigen mehr als 100 Arbeiter) und zugleich Honoratioren. Als die Revolution ausbrach, war Jean de Dietrich, der sich auf Mineralogie spezialisiert hatte, Bürgermeister von Straßburg. (Leider wurde er trotz seiner sehr liberalen Einstellung hingerichtet, als die Schreckensherrschaft ihren Höhepunkt erreichte).
Die Revolution und ihre Kriege stören das Gleichgewicht des Unternehmens, das damals 500 Arbeitnehmer auf verschiedene Fabriken verteilt beschäftigt. Aber das Gleichgewicht wird im Kaiserreich wiederhergestellt auf Grund einer fruchtbaren Allianz mit der Familie Berkheim und dank des Eingreifens von protestantischen Bankiers (insbesondere der Turkheims).
Die Entwicklung der Fabriken ist während des ganzen 19. Jahrhunderts (und später) brillant und innovativ, ob es sich nun um Haushaltsartikel (berühmte Bügeleisen, nicht weniger berühmte Küchenherde, Kochtöpfe etc.) oder den Bau von Wagons oder Eisenbahngleisen handelt (eine Tätigkeit, die auch von den Koechlins ausgeübt wird, die die 1839 fertiggestellte Eisenbahnlinie Mühlhausen, Thann, Straßburg bauten). Der Höhepunkt wurde vielleicht mit der Herstellung des Automobils, das unter dem Namen Lorraine-Dietrich bekannt ist, erreicht. Die letztere Tätigkeit wird jedoch 1904 aufgegeben.
Für sozialen Fortschritt
1867 hatte die Jury der Weltausstellung von Paris den Dietrichs einen ihrer großen Preise verliehen auf Grund ihres Einsatzes für soziale Harmonie und das Wohlergehen der Bevölkerungsgruppen. Unter vielen anderen Aktivitäten war die der Ausbildung der Angestellten bemerkenswert : eine echte Berufsschule wurde im Zweiten Kaiserreich eingerichtet ; sie ist übrigens der Ursprung des jetzigen ‚Lycée de Dietrich‘ (einer privaten beruflichen Oberstufe, die sich auf Kesselschmiede und EDV spezialisiert).