Ein Hofmusiker
Claude Le Jeune wurde um 1530 in Valenciennes geboren und ging vor 1564 nach Paris, wo er sich François de La Noue und Charles de Téligny, zwei protestantischen Adligen, anschloß. Ihnen widmete er 1564 seine Dix psaumes de David [Zehn Psalmen Davids].
Er wurde einer der wichtigsten Komponisten der „Musik nach antikem Maß“ [musique mesurée à l’antique], deren Wirkungsprinzip darauf beruht, den Sprachrhythmus der Poesie (kurze und lange Silben, Pausen) durch den Betonungsrhythmus der Musik (kurze und lange Noten, Akkorde) nachzuahmen.
Er trat der von dem Dichter Jean-Antoine Baïf gegründeten Akademie der Dichtkunst und Musik bei.
Claude Le Jeune kam als Musiklehrer von François d’Alençon (1554-1584), des Bruders von König Heinrich III. (1551/1574-1589), an den Hof.
Während der Unruhen der Katholischen Liga floh er 1590 aus Paris und fand Zuflucht in La Rochelle, der Hochburg der Protestanten.
1596 wurde er von König Heinrich IV. (1553/1589-1610) offiziell zum Hofkomponisten ernannt.
Vertonung der Psalmen
Claude Le Jeune komponierte mehr als dreihundert religiöse Werke, von denen der größte Teil 1601 nach seinem Tode veröffentlicht wurde.
Seit 1564 interessierte er sich für die Psalmen und komponierte mehrstimmige Fassungen einer großen Anzahl von Psalmen aus dem Genfer Psalter.
Seine Vertonungen der Psalmen, die erst nach der Sammlung von Claude Goudimel (um 1520 – 1572) veröffentlicht wurden, weisen eine sehr neuartige polyphone Struktur auf und sind schwieriger („künstlerischer“) zu singen als die wesentlich einfacheren Psalmenkompositionen von Goudimel. Aus diesem Grunde zieht man seit dem Ende des 18. Jahrhunderts im Familien- und Kirchengesang meist dessen Vertonungen vor.
Die Psalmen von Claude Le Jeune waren jedoch im 17. Jahrhundert weit verbreitet, auch und besonders außerhalb Frankreichs.