Rund um Saint-Germain-des-Prés

Saint-Germain-des-Prés spielt eine wichtige Rolle bei der Geburt des Protestantismus um den Theologen und Humanisten Jacques Lefèvre d’Etaples.

Geschichte

© Thibault Godin (2016)
© Thibault Godin (2016)

Jacques Lefèvre d’Etaples wurde 1455 geboren und ist 1536 gestorben und trägt den Namen des Dorfes in der Picardie, aus dem er stammt. Nach seiner Priesterweihe wird er 1507 vom Abt Guillaume Briconnet (geboren 1472 – gestorben 1534) zum Bibliothekar der Abtei und beginnt dort mit der Übersetzung des Neuen Testaments ins Französische.

Nach seiner Ernennung zum Bischof von Meaux reformiert Guillaume Briconnet seine Diözese, indem er die kirchliche Disziplin wiederherstellt und die Predigttätigkeit fördert.

Lefèvre d’Etaples, der zu der Gruppe gehörte, die diese Wiederherstellung verwirklichte, wird von der Sorbonne für seine Übersetzung des Neuen Testaments ins Französische verurteilt. Er flüchtet nach Straßburg, von wo er 1526 von Franz I. zurückgerufen wird. Danach lebt er unter dem Schutz der Margarete von Navarra, der Schwester des Königs. Seine Kommentaren zu den Briefen des Paulus machen ihn zu einem Vorläufer der großen Reformatoren.

Während Heinrich IV. von 1590 bis 1594 Paris belagerte, ließ er einen Beobachtungsposten im Glockenturm der damals außerhalb der Pariser Mauern befindlichen Abtei Saint-Germain des Prés einrichten.

In der Umgebung

© Thibault Godin (2016)
© Thibault Godin (2016)

Nördlich der Abtei, in der Rue de l’Abbaye, unten am Treppenhaus links hinten im Hof, sind eine Büste von Franz I. und eine Statue von Michel de l’Hospital zu sehen. Letzterer organisierte auf Verlangen von Katharina von Medici 1561 das Kolloquium von Poissy, ein vergeblicher Versuch der Versöhnung zwischen Katholiken und Protestanten.

In der südlichen Grünanlage der Abtei steht eine Bronzestatue von Bernard Polissy, dem berühmten protestantischen Keramiker, der 1589 in der Bastille in Armut starb, nachdem er dazu verurteilt worden war, als Hugenotte gehängt und verbrannt zu werden.

Ganz nah bei der Abtei, in der Rue des Marais, der heutigen Rue Visconti, trat eine sogenannte gepflanzte reformierte Kirche informell zusammen, um zu beten, die Bibel zu lesen und Psalmen zu singen.

Man hatte dieser Straße den Namen „kleines Genf“ gegeben in Anspielung auf die zahlreichen Reformierten, die dort wohnten; sie beginnen, ihre Toten in größter Diskretion auf dem Friedhof der Rue des Saints Pères zu begraben, von dem die aufgestellten Säulen und eine am Haus Nummer 30 angebrachte Plakette weiter Zeugnis geben.

Der erste Pastor dieser kleinen Gemeinde war Jean Le Macon de Launay, genannt La Rivière, ein Jurastudent, der über Genf und Lausanne gekommen war und an der ersten Synode vom 25. bis 29. Mai 1559 teilnahm, die heimlich bei einem Le Vicomte genannten Protestanten stattfand in der Rue Visconti 4 in einer Herberge mit doppeltem Ausgang. In dieser Herberge wurde 1555 die erste reformierte Taufe gefeiert.

Der ersten nationalen Synode stand François de Morel vor, ein Pfarrer, der nach zwei Jahren in Genf nach Frankreich zurückgekehrt war. 72 verzeichnete Kirchen aus ganz Frankreich waren dort vertreten. Die Synode stimmte über ein Glaubensbekenntnis und eine Kirchendisziplin ab, die als Ordnung für das kirchliche Leben galt.

Als ordnungsgemäß organisierte und verzeichnete Kirchen galten diejenigen, die einen Ältestenrat und einen Pfarrer hatten, der die beiden von den Reformierten anerkannten Sakramente austeilen durfte: das Abendmahl und die Taufe.

 

Rund um Saint-Germain-des-Prés

1-3 Place Saint-Germain des Prés, 75006 Paris, France

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