Abraham Mazel (1677-1710)

Der Prophet und Kämpfer Abraham Mazel ist einer der wenigen Kamisarden, die den Aufstand von der ersten bis zur letzten Stunde mitgetragen haben.

Der Beginn des Kamisardenaufstandes

Abraham Mazels Traum, Samuel Bastide © Musée du Désert

Abraham Mazel wurde am 5. September 1677 in Falguières in der Nähe von Saint-Jean-du-Gard (damals Saint-Jean-de-Gardonnenque) als Sohn des Wollkämmers David Mazel (1648-1719) und seiner Frau Jeanne Daudé (1650-1680) geboren.

Im Oktober 1701 wird Abraham Mazel vom „Geiste der Propheten“  heimgesucht, der ihm eingibt, seine Glaubensgenossen zu befreien, die vom Abbé du Chayla, dem katholischen Missionsvorsteher der Cevennen, gefangen gehalten werden. Mazel versteht diese Eingebung als einen Aufruf zum Heiligen Krieg gegen die Verfolger.

Am 24. Juli 1702 bricht Abraham Mazel mit Esprit Séguier und etlichen weiteren Genossen zu einer Strafexpedition nach Pont-de-Montvert (im heutigen Departement Lozère) auf, wo der Abbé du Chayla einige protestantische Schwärmer eingesperrt hat. Im Verlaufe dieser Befreiungsaktion wird der Abbé umgebracht, was einen Krieg auslöst : den königlichen Truppen, die in die Cevennen entsandt werden um die Aufständischen einzukreisen, stehen kleine bewaffnete Kampfgruppen von “ Kamisarden“ gegenüber. Ihre Anführer sind junge Propheten wie Jean Cavalier (1681-1740) und Pierre Laporte, genannt Rolland (1675-1704). Sie ziehen durch das Hochland der Cevennen und die angrenzende Ebene, brennen katholische Kirchen nieder und singen dabei ihre Psalmen.

Ein dauerhafter Kampf

1704 erleidet die Truppe von Jean Cavalier eine schwere Niederlage. Während Cavalier daraufhin mit dem Marschall Villars, dem Kommandanten der königlichen Truppen, Friedensverhandlungen aufnimmt, führen andere Kamisarden den Kampf weiter. Unter ihnen befindet sich auch Abraham Mazel. Im Januar 1705 fällt er den Regierungstruppen in die Hände, wird jedoch dank der Fürsprache des Pfarrers von Saint-Martin-de-Corconac, den er während eines vorangegangenen Überfalls verschont hat, am Leben gelassen.

Mazel wird in das berüchtigte Sammelgefängnis für rebellische Protestanten in der Tour de Constance (im heutigen Departement Gard) eingewiesen. Am 24. Juli 1705 gelingt ihm zusammen mit 76 weiteren Gefangenen die Flucht.

Er stellt sich der Justiz und erhält die offizielle Zusage, Frankreich unter freiem Geleit verlassen zu können. Jenseits der Grenze trifft er seinen Freund Élie Marion. Zusammen mit weiteren Genossen ziehen sie nach Genf und von dort aus nach Lausanne, wo Mazel als Offizier des „Kamisardenregiments“ besoldet wird. Im November 1705 beteiligt er sich an dem mißglückten Versuch der Kamisarden und der mit ihnen verbündeten örtlichen Gesinnungsgenossen, das Herzogtum Savoyen zu überfallen. Er flieht daraufhin nach England und schließt sich dort der Gruppe der „Propheten aus den Cevennen“ an. Seine „Eingebungen“ befehlen ihm jedoch, in die Cevennen zurückzukehren. Mazel gehorcht.

Im März 1709 kommt er zusammen mit Daniel Guy, genannt „Billard“, und Antoine Dupont im Vivarais an, dem nordöstlichen Ausläufer der Cevennen. Er sammelt eine Kampfgruppe junger Leute um sich, die von Jean Justet de Vals angeführt werden.

Am 22. Juni 1709 greifen die Kamisarden ein Regiment Schweizer Soldaten an, das kampflos flüchtet. Am 8. Juli werden sie in den Bergen von Leyris (im heutigen Departement Ardèche) geschlagen. Justet – und vielleicht auch Dupont – fallen im Kampf. Die Reste des Kamisardentrupps werden in der Schlacht von Font-Réal in der Nähe von Saint-Jean-Chambre aufgerieben. Guy Billard wird dabei getötet, aber Mazel gelingt noch einmal die Flucht. Er entkommt in die Cevennen, wo er Claris, Corteiz und weitere noch aktive Prediger trifft und einen neuen bewaffneten Aufstand vorbereitet.

Am 14. Oktober 1710 wird Abraham Mazel im Mas de Couteau in der Nähe von Uzès (im heutigen Departement Gard) von den Soldaten ergriffen und totgeschlagen.

Am Tempel von Uzès, einem ehemaligen Franziskanerkloster, das 1791 von der Reformierten Gemeinde übernommen wurde, ist eine Gedächtnistafel zum Tod von Abraham Mazel angebracht. Sein Geburtshaus in Falguières wurde von der „Association Abraham Mazel‘ erworben, die dort eine internationale Begegnungsstätte eingerichtet hat.

Die Netzseite www.camisards.net will einem größtmöglichen Publikum alle Studien, Abhandlungen, Texte und Informationen sowie jede Veranstaltungs-Ankündigung zugänglich machen, die sich auf den Kamisarden-Krieg beziehen.

Bibliographie

  • Bücher
    • ROSSIGNOL Ferdinand, Les protestants illustres, Paris, 1862
    • VERGE FRANCESCHI Henri, Abraham Duquesne, huguenot et marin du roi Soleil, France Empire, Paris, 1992, p. 444

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