Missionsgesellschaften

Die im 19. Jahrhundert ,von französischen Protestanten gegründeten Missionswerke unterteilten sich in zwei Kategorien : Die einen richteten sich an die nichtchristlichen Völker und verbanden sich mehr oder weniger leicht mit der kolonialen Expansion Frankreichs. Die anderen verfolgten das Ziel der inneren Mission auf eigentlich französischem Boden.

Die äußere Mission

Pfarrhaus in Moorea © S.H.P.F.
  • La Société des Missions évangéliques (Evangelische Missionsgesellschaft, heute DEFAP genannt)

Im Jahre 1822 wurde in Paris die „Société des Missions évangéliques parmis les Peuples non chretiens“ (Gesellschaft für evangelische Missionen unter nicht-christlichen Völkern) gegründet. Ihre ersten Schritte unternahm sie in Lessouto (heute : Lesotho) in Südafrika. Danach dehnte sie sich in Ozeanien aus, besonders in Tahiti, in Sambesi und mit mehr

Schwierigkeiten in Gabun, (eigenständige französische Kolonie, dann von Brazzaville aus regiert), im Senegal und in Kabylien. Ein kurzes Experiment in China zur Zeit des Zweiten Kaiserreichs (1852-1870) wurde nicht weitergeführt.

Zu Anfang ihrer Tätigkeit trat die „Societé des Missions“ in die Fußstapfen der englischen ,holländischen und schweizer Missionsgesellschaften .Als protestantische Gesellschaften

waren diese aufgrund der kolonialen Expansion ihrer Heimatländer in Übersee seit Beginn des 19. Jahrhunderts tätig. Die „Société des Missions“ löste – in Abhängigkeit von dem Wechsel der Protektoratsherrschaft – nach und nach die eine oder andere Mission ab. In den französischen Kolonien, in welchen bereits katholische Missionen etabliert waren, erwies sich ihre Arbeit als ziemlich mühsam.

Die Mission von Lessouto (heute : Lesotho) wurde nicht nur als Pioniersmission angesehen, sondern auch als Vorbild betrachtet. Um das Jahr 1890 bestand sie aus 128 Stationen (feste Bezugspunkte). Sie zählte 81 Missionare, 57 missionierende Grundschullehrer, 103 einheimische Grundschullehrer, die den Missionaren bei der Arbeit halfen. 12443 erwachsene Christen waren erfasst, die ihr auf 49 772 Personen geschätztes Umfeld beeinflussten. Die logistische Unterstützung umfasste 129 Grundschulen, eine pädagogische Hochschule, eine höhere Schule für Mädchen, eine Berufsschule, eine Bibelschule, eine theologische Schule. Die Mission veröffentlichte eine Monatszeitschrift, La petite lumière du Lessouto (das Lichtlein von Lessouto). Der Erfolg sollte sichtbare Nachwirkungen auf Sambesi haben.

Die Missionsarbeit gründete sich auf ein spezifisches Konzept, das eine besondere Ausbildung der Missionare voraussetzte. Diese wurde in Paris vermittelt. Sie war theologisch und praktisch. Insgesamt war sie auf die Mitwirkung vieler angewiesen und kostspielig. Die Missionsgesellschaft kam schnell in den Genuss vieler Schenkungen und Nachlässe, die 1887 den Bau des Missionshauses („Maison des missions“, heute DEFAP) auf dem Boulevard Arago 102, in Paris ermöglichten.

Im übrigen haben sich viele Pfarr- und Missionarsfrauen für die Entwicklung der Gesellschaft eingesetzt.1830 entstand ein Hilfskommittee der Frauen von Paris (Comité auxiliaire des Dames de Paris), das immer mehr an Bedeutung gewann. 1866 schlug es vor, „Kinder zu Missionaren“ auszubilden. In diesem Fall stellte man sich vor, Kinder für 2 bis 3 Jahre zu einer guten Schulausbildung nach Frankreich kommen zu lassen. Anschließend sollten sie zurückkehren, um ihre Heimat zu evangelisieren. Das nötige Geld brachten sie mit einem jährlichen Wohltätigkeitsbasar auf. Diese Tradition, insbesondere das besondere Ziel, blieb bis in die neunziger Jahre erhalten.

Natürlich muss erwähnt werden, dass die Société des missions die mit der Sklaverei verbundenen Probleme besonders aufmerksam wahrnahm. Diese wurden teils deutlich mit den Menschenrechten in Bezug gebracht, teils aber auch etwas paternalistisch behandelt.

  • Das Hilfswerk für geflüchtete Sklaven von Saint- Louis, Senegal

Unabhängig von der Société des Missions wollte dieses Werk den Sklaven helfen und das Evangelium predigen, die, im Inland misshandelt, in den Senegal flüchteten, um sich vor den Grausamkeiten ihrer Besitzer zu retten. Unter den Flüchtlingen sollten die bestgeeigneten und intelligentesten jungen Männer ausgesucht werden, um sie in Frankreich zu erziehen und zu geschickten Handwerkern auszubilden, zu Grundschullehrern und – sollte Gott sie dazu berufen – zu Missionaren, damit der Senegal, dieses für Europäer so ungastliche Land, eines Tages von seinen eigenen Kinder evangelisiert werden könne“ (Dictionnaire des oeuvres protestantes).

Die inneren Missionen

Missionshaus, heute DEFAP © S.H.P.F.

Neben den Auslandsmissionen gibt es viele innere Missionen, die eine breite Palette von Interessen verfolgen.

  • La Societé évangélique de France. Sie wurde 1833 gegründet, insbesondere auf Anregung von Victor de Pressensé. Sie hat es ermöglicht, Orte für den protestantischen Gottesdienst zu finden. Im 19. Jahrhundert wurden 24 reformierte Kirchen, 8 Freikirchen, 2 Methodistenkirchen, eine Kirche des Augsburger Bekenntnisses eröffnet. Ebenso förderte die Gesellschaft stark die Wandermission.
  • La Societé centrale d’évangélistion. Sie wurde 1835 in Bordeau gegründet, 1847 dann in Paris. Sie förderte die Schaffung von theologischen Schulen. Sie wollte auch in Krankenhäusern oder anderswo denen protestantischen Beistand leisten, denen es daran mangelte.
  • 1854 ergab sich mit dem Krimkrieg die Gelegenheit, ein „Comité d’évangelisation des militaires protestants“ ( Evangelisationskommittee für protestantische Soldaten) zu schaffen.

In seinem Gefolge wurde dann das Amt des protestantischen Militärseelsorgers offiziell anerkannt. Seit dieser Zeit wurde dieses Amt regelmäßig besetzt.

Im Rahmen der inneren Missionen muss auch die Gründung der „Société française pour l’évangelisation d’Israël » (Französische Gesellschaft für die Evangelisierung Israels) 1888 erwähnt werden. Dieses Werk übernahm die Tätigkeiten der „Société des Amis d’Israël “ (Gesellschaft der Freunde Israels), welche 1835 in Straßburg dank englischer Geldmittel gegründet wurde. Ihr durchaus problematisches Anliegen war die Evangelisierung französischer Juden. Die Gesellschaft veröffentlichte eine Zeitschrift, Les Amis d’Israël (Die Freunde Israels).

Bibliographie

  • Bücher
    • PUAUX Frank (dir.), Les œuvres du protestantisme français au XIXe siècle, Comité protestant français, Paris, 1893, p. 480

Dazugehörige Vermerke

Bibelgesellschaften

Eine der dringlichsten Forderungen der Reformation war, dass jeder Gläubige die Bibel lesen könne. Das zu ermöglichen war eines der obersten Anliegen der Verantwortlichen des mittlerweile wieder eingeführten protestantischen Gottesdienstes....

Jugendwerk

Nach 1848 nahm das Studentenleben Form an und organisierte sich. Es entwickelten sich Vereine zum Schutz der Studenten.

Versorgungswerke für Pfarrer

Nach der offiziellen Anerkennung mussten sich die protestantischen Kirchen praktische Grundlagen schaffen. Sehr schnell ergab sich die Frage nach den Lebensbedingungen der Pfarrer.

Sozialwerke

Nach der Revolution von 1848 und besonders nach der Pariser Kommune richtete sich die Aufmerksamkeit der protestantischen Gemeinschaft, zu der auch bedeutende Industrielle oder Bankleute zählten, auf die Arbeiterklasse und...

Hilfswerke

Viele protestantische Hilswerke wurden im 20. Jahrhundert gegründet. Es gab mehrere Gründe dafür. Der erste und wesentliche ist das sehr tatkräftige Mitleid mit den Vernachlässigten einer sich sehr schnell entwickelnden...