Marie Durand (1711-1776)

Marie Durand ist für die französischen Protestanten die Verkörperung des Widerstandes gegen religiöse Intoleranz, wie sie in Frankreich nach dem Widerruf des Edikts von Nantes vorherrschte.

Maries Kindheit

Marie Durand (1711-1776) © S.H.P.F.

Marie Durand wurde 1712 im Weiler von Bouchet-de-Pransles im Herzen des Vivarais geboren. Ihr Bruder war Pierre Durand, Pastor der « Kirche der Wüste ».

Die Familie Durand hielt durch tägliche Lektüre der Bibel an ihrem reformierten Glauben fest. Der Vater organisierte von Zeit zu Zeit heimliche Zusammenkünfte von Protestanten. Auf einer dieser Versammlungen, die von einem Nachbarn verraten worden war, wurde Maries Mutter verhaftet. Sie starb später im Gefängnis.

Maries älterer Bruder Pierre Durand, 1700 geboren, war schon im Alter von kaum 20 Jahren ein mitreißender Prediger der « Kirche der Wüste ». Im Kreise der reformierten Untergrundkirchen des Vivarais spielte er eine wichtige Rolle, da er dort die 1721 auf der Geheimsynode des Languedoc gefaßten Beschlüsse umzusetzen versuchte. Auch er wurde schließlich gefaßt und am 22. April 1732 hingerichtet.

Trotz seines hohen Alters wurde schließlich auch der Vater verhaftet. Kaum hatte sich Marie mit dem 25 Jahre älteren Mathieu Serre verlobt, liefen auch schon Gerüchte um, sie habe sich in der « Wüste » verheiratet. Ihr Verlobter wurde 1730 verhaftet und in der Festung von Brescou eingesperrt.

Einen Monat später wurde auch Marie verhaftet und in der Tour de Constance in Aigues-Mortes (im heutigen Departement Gard) gefangengesetzt. Sie war zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alt. Die folgenden 38 Jahre ihres Lebens verbrachte sie im Gefängnis, denn sie wurde erst 1768 entlassen. Sie zog sich nach Bouchet-de-Pransles, ihrem Heimatort, zurück, wo sie acht Jahre später starb.

Die Gefangene der Tour de Constance

Gefangene Hugenottinnen am Turm der Beständigkeit (Tour de Constance) © Musée du Désert

Über Maries erste Zeit in der Gefangenschaft ist nur wenig bekannt. Unter den rund 30 mit ihr einsitzenden Frauen, von denen sie anfangs die jüngste war, wird sie aber einige aus ihrem heimischen Vivarais wiedergetroffen haben. Ihr Glaube festigte sich unter der Last der ihr auferlegten Prüfungen. Das Mitleiden am Martyrium ihres Bruders zwei Jahre nach ihrer eigenen Gefangennahme sowie ihr Furchtlosigkeit und ihre Gelassenheit verliehen ihr schon bald im Kreise ihrer Leidensgenossinnen eine herausragende Stellung. Sie sprach den Verzweifelten Mut zu und kämpfte mit ihnen gegen die Versuchung, sich die Freiheit durch das Abschwören des eigenen Glaubens zu erkaufen. Sie wurde die Seele des Widerstandes gegen den Druck der katholischen Geistlichen, die einen Übertritt zu ihrer Kirche erzwingen wollten.

Von der auf dem Brunnenrand des Gefängnisses erkennbaren Inschrift « RESISTER » [Widerstand leisten] wird meist gesagt, Marie Durand habe sie selbst dort eingeritzt. Aber ob sie es nun war oder nicht, ist nicht so wichtig. Für die Protestanten symbolisiert diese Inschrift auch heute noch die Glaubensergebenheit und die Erlösungshoffnung ihrer Vorfahren in den Zeiten der « Wüste ».

Die Briefe von Marie Durand

« Widerstand leisten» : inschrift im Turm der Beständigkeit ; « Tour de Constance; »

Von Marie Durand sind an die 50 Briefe überliefert, die inzwischen alle veröffentlicht worden sind. Diese Briefe stellten die einzige Verbindung der Gefangenen zur Außenwelt dar. Darunter befinden sich

  • Hilfsgesuche,
  • Dankschreiben an die wenigen Unterstützer,
  • Nachrichten an den Pastor Paul Rabaut aus Nîmes, der sich um die Gefangenen kümmerte,
  • Einige persönliche Briefe an Anne Durand, die nach Genf geflohene Tochter ihres Bruders.

Bibliographie

  • Bücher
    • BASTIDE Samuel, Les prisonnières de la Tour de Constance, Musée du Désert, 1901
    • BENOIT Daniel, Marie Durand, prisonnière à la Tour de Constance de 1730 à 1768 : son temps, sa famille, ses compagnes de captivité, Edipro, 2008, p. 174
    • FABRE André, Marie Durand, prisonnière de la Tour de Constance, 1712-1768, Nouvelle Société d'édition de Toulouse, Dieulefit, 1935
    • GAMONNET Étienne, Lettres de Marie Durand, Presses du Languedoc, Montpellier, 1986
    • GAMONNET Étienne, Pierre Durand, E.et C. Editions, 2002

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