Laurent Angliviel
de La Beaumelle (1726-1773)

Als französischer Literat und Zeitgenosse Voltaires befürwortet La Beaumelle ein Christentum, das nicht von der Toleranz zu trennen ist.

Nach dem Studium der Theologie ist er Hauslehrer, Professor, Journalist, Schriftsteller

Laurent Angliviel de la Beaumelle © Wikipédia

In Valleraugue in den Cevennenen (Gard) als Kind einer katholischen Mutter und eines protestantischen Vaters geboren (die Familie Angliviel war seit dem 16. Jahrhundert protestantisch), wurde er vom katholischen Gemeindepfarrer getauft, wie es damals sein musste – nach den Bestimmungen des Edikts von Fontainebleau (1685) – und danach besucht er das Kolleg Enfant-Jésus in Alès. Als er aber nach Valleraugue zurückkommt, macht er eine religiöse Krise durch, die ihn zum Protestantismus zurückführt.

Da beschließt er, nach Genf zu gehen, um ein Theologiestudium aufzunehmen (1745).

Von dort begibt er sich nach Dänemark, wo er zunächst Hauslehrer in einer Familie ist, dann Professor für französische Sprache und Literatur in Kopenhagen.

1750 ist er in Paris, dann von neuem in Kopenhagen, von wo er nach Holland und dann nach Berlin geht (1751), wo er Voltaire trifft.

Sein Streit mit Voltaire

François Marie Arouet, genannt Voltaire, 1694-1778, Gravur nach La Tour © Collection du Château de Coppet

La Beaumelle hat einen unbeugsamen Charakter, stellt hohe Anforderungen und geht dem Kampf nicht aus dem Wege. Er legt sich mit Voltaire an, indem er den geringen Informationsgehalt des Siècle de Louis XIV anprangert und die Nachlässigkeiten und Irrtümer des Werkes hervorhebt. Es folgt ein Streit, der das Ausmaß einer Staatsaffäre annimmt und La Beaumelle beträchtlich schadet..

Voltaire richtet gegen La Beaumelle le Supplément au Siècle de Louis XIV, auf das La Beaumelle sich zu antworten beeilt. Das ergibt dann die Réponse au supplément du Siècle de Louis XIV, in der La Beaumelle die Religionspolitik des Königs in einem heftigen Plädoyer angreift. Er stellt insbesondere die Hauptsanklagepunkte bei der Verurteilung Claude Broussons in Frage. Voltaire soll behauptet haben, Brousson sei als Staatsfeind und nicht als Ketzer gerädert worden, denn Voltaire sah den Prophetismus der Cevennen als eine aufrührerische Bewegung an.

Sein Werk hat unter der negativen Beurteilung, die es von Voltaire erfuhr, gelitten. Darüber hinaus steht er allein, gehört keinem Klan an und ist nicht in der Lage, sich zu verteidigen, als Voltaire ihn als gefährlichen Mann darstellt, dessen Schriften die Regierung verletzen. So verbringt er auf die Denunzierung Voltaires hin zwei Aufenthalte in der Bastille (1753 und 1757).

Als Beaumelle aus dem Gefängnis kommt, wird er in seine Heimat, das Languedoc, verbannt. 1758 ist er in Nîmes und im darauffolgenden Jahr in Montpellier, dann lässt er sich in Toulouse nieder.

Dort nimmt er von 1761-1762 an der Verteidigung von Calas teil.

Vielseitigkeit und Originalität seiner intellektuellen Stellung

Tolosaner Briefe: Angliviel de La Beaumelle (1763) © Archives Dép. de Foix 09
Die Gedanken von Laurent Angliviel de la Beaumelle (1726-1773) © S.H.P.F.

La Beaumelle nimmt eine besondere Stellung in der literarischen Welt ein, denn er ist ein wichtiger Akteur im kulturellen Austausch zwischen dem Königreich von Frankreich und den Ländern des Refuge.

Er ist außerdem ein äußerst frühreifer Autor : mit 22 Jahren gründet er die Zeitschrift La Spectatrice danoise ou l’Aspasie moderne (1749-1750), in der er den Atheismus und den Deismus angreift und sich für die zivile Toleranz ausspricht.

Drei Jahre später veröffentlicht er Mes pensées, ou le Qu’en dira-t-on ? (Kopenhagen, 1751), ein Werk, in dem einige Leser Verbindungen zwischen dem Calvinismus, wie er von La Beaumelle bekannt wird, und dem Republikanimus, der zu der Zeit als eine sehr große politische Häresie betrachtet wird, erkennen konnten.

1755-1756 veröffentlicht er in Amsterdam die 15 Bände seiner Mémoires pour servir à l’histoire de Madame de Maintenon et à celle du siècle passé. Der Erfolg dieser beiden Werke ist glänzend. Aber in beiden Fällen handelt es sich um gewagte Werke, die heikle Themen behandeln und Persönlichkeiten darein verwickeln, die jeder kennt, und die daher imstande sind, deren Autor sehr viele Schwierigkeiten zu bereiten und große Einwände, ja sogar Widerstand auszulösen,

La Beaumelle hat eine wichtige Rolle bei der allmählichen Durchsetzung der zivilen Toleranz durch die Protestanten gespielt. Er verlangt Gewissensfreiheit.

In L’Asiatique tolérant (1748), einer ‚echten Abhandlung über die Toleranz ‚, die er an Louis XV. richtet, verbirgt La Beaumelle aus Vorsicht seine Identität. Er versucht aufzuzeigen, dass die Toleranz unauflöslich mit einem echten Christentum verbunden ist. Er besteht auch auf der Tatsache, dass der Staat nicht ohne zivile Toleranz handeln kann. Er geht so weit, die Revolte gegen den Tyrannen zu rechtfertigen.

1762-1763 korrespondiert er mit dem Pfarrer Paul Rabaut und verfasst die Überlegungen, die Rabaut der nationalen Synode von 1763 zur Beratung vorlegt.

Sein Catéchisme universel bleibt unveröffentlicht (1763), sicher aus Vorsicht. Sein Ziel in diesem Werk, das wie ein Dialog aufgebaut ist, ist es, auf die Fragen zu antworten, die ausschließlich von biblischen Texten gestellt werden.

Bibliographie

  • Bücher
    • Correspondance générale de La Beaumelle, Voltaire Foundation, Oxford, 2005, Tome 1
    • LAURIOL Claude, La Beaumelle, un protestant cévenol entre Montesquieu et Voltaire, Droz, Genève, 1978
  • Artikels
    • LAURIOL Claude, „Un huguenot adversaire de Voltaire, Laurent Angliviel de La Beaumelle“, Bulletin de la SHPF, p. 366-386

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