Die Unterweisung
in der christlichen Religion

Sie ist das Hauptwerk von Jean Calvin und wurde von ihm fortlaufend vervollständigt. In den 25 zu seinen Lebzeiten erschienenen Ausgaben legt er sein gesamtes theologisches Denken dar.

Der Titel

  • Die « Christianae religionis institutio » von Jean Calvin

Der Begriff „Unterweisung“ hat im 16. Jahrhundert einen erzieherischen Sinn. 1516 hat Erasmus von Rotterdam eine Unterweisung des christlichen Fürsten (Institutio principis christiani) veröffentlicht.

Die Unterweisung von Calvin ist im wesentlichen ein Handbuch der christlichen Lehre.

Die Erstausgabe von 1536

Die Erstausgabe erscheint in lateinischer Sprache 1536 in Basel. In seiner dem französischen König Franz I. gewidmeten Vorrede (Épître au Roi) verteidigt Calvin die Protestanten, die für ihn gute Christen sind, welche sich der königlichen Macht keinesfalls widersetzen wollen.

Die Erstausgabe umfasst sechs Kapitel. Calvin übernimmt Luthers Auffassung vom Heil ohne Verdienst und erläutert die wesentlichsten Elemente des christlichen Glaubens : den Dekalog, das Credo, das Vaterunser und die Sakramente. Wie Luther erkennt er nur zwei Sakramente an : die Taufe und das Abendmahl.

Das letzte Kapitel trägt den Titel Die christliche Freiheit (La liberté chrétienne) und ist ein sehr eigenständiger Beitrag Calvins, der hier über die Organisation des öffentlichen Lebens nachdenkt und das Wesen der politischen Regierung in drei Abschnitten behandelt :

  • die Obrigkeit oder politische Autorität, Hüter und Wahrer der Gesetze ;
  • das Gesetz ;
  • das von den Gesetzen regierte Volk, das der Obrigkeit Gehorsam schuldet.

Nur in einem einzigen Fall darf das Volk gegenüber der Obrigkeit ungehorsam sein : wenn ihre Gesetze dem Gesetz Gottes widersprechen. Laut Calvin ist es dann zu passivem Widerstand berechtigt.

Diese Ideen des jungen Calvin bezüglich der Organisation des öffentlichen Lebens findet sich ohne wesentliche Veränderung in allen weiteren Ausarbeitungen seines Werkes wieder.

Die nachfolgenden Ausgaben

Die Ausgabe von 1539 umfasst sechs Kapitel, deren inhaltliche Anordnung gegenüber der Erstausgabe völlig verändert ist. Die ersten Kapitel behandeln zunächst Gott und den Menschen. Während das Denken Luthers um Jesus Christus kreist, steht bei Calvin Gott im Mittelpunkt. Die lateinische Formel Soli Deo Gloria (Gott allein sei Ehre) verdeutlicht diese Akzentsetzung. In den folgenden Kapiteln werden nacheinander abgehandelt : Gesetz, Glaubensbekenntnis, Buße, Rechtfertigung durch den Glauben, Zusammenhang zwischen Altem und Neuen Testament der Bibel und Prädestination (Vorbestimmung) – Providenz (Vorsehung).

Die Prädestinationslehre ist seitdem mit dem Namen Calvins verbunden. Er hat sie jedoch nicht selbst erfunden, sondern von Augustinus übernommen. Sie ist untrennbar mit der Lehre vom Heil ohne Verdienst verbunden. Für Calvin ist Gott die alleinige Quelle des Heils. Gott bestimmt die Erwählten und die Verworfenen. Die Prädestination ist für Calvin die logische Konsequenz eines Heils ohne Verdienst. Sie betont die Vorrangigkeit göttlichen Handelns.

Die folgenden Kapitel behandeln die Sakramente. Die Lehre vom Abendmahl ist nicht nur zwischen Katholiken und Protestanten ein Streitfall, sondern auch unter den Reformatoren selbst. Luther und Zwingli bekämpfen sich gegenseitig heftig in dieser Frage, auch wenn sie beide den katholischen Glaubenssatz von der Transsubstantiation ablehnen.

Zwingli geht von der geistigen („symbolischen“) Gegenwart Christi beim Abendmahl aus ; für Luther ist Jesus Christus wirklich in Brot und Wein zugegen.

Calvin bestreitet die körperliche Gegenwart Christi im Brot und im Wein. Für ihn ist Jesus Christus während des gemeinschaftlich begangenen Abendmahls im Glauben aller Beteiligten gegenwärtig.

Die letzten Kapitel behandeln jeweils die christliche Freiheit, die Macht der Kirche, die Macht der politischen Führung und das christliche Leben.

Calvin unterscheidet zwischen der kirchlichen und der politischen Macht. Er ist gegen die Einmischung der Obrigkeit in kirchliche Angelegenheiten. Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Meinung ist Genf im 16. Jahrhundert kein Gottesstaat gewesen (eine Herrschaftsform, bei der die Staatsgewalt allein religiös begründet wird). Dank der Lehre Calvins konnte die Kirche eine gewisse Eigenständigkeit gegenüber dem Staat bewahren, was sie selbst dann in Funktion erhielt, wenn sich dieser gegen sie stellte.

In seiner an Franz I. gerichteten Vorrede (Épître au Roi) der Unterweisung (die diesem gewidmet ist) schreibt Calvin :

« Quelle chose convient mieux à la Foy, que de nous recongnoistre nudz de toute vertu, pour estre empliz de luy ? Vuids de tout bien, pour st empliz de luy ? Serfz de péché, pour estre délivrez de luy ? Aveugles, pour estre de luy illuminez ? Boyteux, pour estre de luy redressez ? Débiles, pour estre de luy soustenez ? De nous oster toute manière de gloire à fin que luy seul soit glorifié et nous en luy ? »

(Was hilft es dem Glauben mehr, als dass wir uns aller guten Dinge entblößt sehen, um von Gott bekleidet zu werden ? Aller Güter enteignet, um Ihn zu besitzen ? Sklaven der Sünde zu sein, um von Ihm erlöst zu werden ? Blind zu sein, um von Ihm erleuchtet zu werden ? Gebrechlich zu sein, um von Ihm aufgerichtet zu werden ? Schwach und schwankend zu sein, um von Ihm gestützt zu werden, uns allen Ruhms zu entledigen, um Ihn allein zu rühmen und uns in Ihm ?)

Bibliographie

  • Bücher
    • CALVIN Jean, Institution de la religion chrétienne, Éd. J.D. Benoit, Paris, 1957-1963, Volume 5

Dazugehörige Rundgänge

  • Jean Calvin

    Mit der Veröffentlichung seines Buches: Die Institution der christlichen Religion etabliert sich Jean Calvin als Haupttheologe der reformierten Strömung. Er wurde nach Genf gerufen, das gerade die Reformation durchlaufen hatte,...

Dazugehörige Vermerke