Die Zulassung
Seit dem Anschluss der Fakultät von Montauban an die Universtät von Frankreich (« Université de France ») konnten nur Abiturienten zugelassen werden, d.h. Schüler, die ein staatliches Gymnasium beendet hatten. Diese Forderung konnte dazu führen, dass so manche bemerkenswerte Berufung abgedrängt wurde. Um dies zu verhindern, wurden 2 auf das Theologiestudium vorbereitendende Schulen gegründet, die zum Abitur oder zu einem von der Hochschule gleichwertig anerkannten Abschlussexamen vorbereiteten :
- Die eine in Nîmes (die sog. Pension Lavondès ) unter der Aufsicht der Liberalen ; sie wurde 1847 eröffnet : Die Schüler besuchten den Unterricht im Gymnasium von Nîmes und hatten über Nachhilfelehrer vor Ort. Nach Bestehen des Abiturs gingen sie an die Fakultät von Genf, die ihnen einigebStipendien gewährte (diese Schule wurde1872 wegen finanzieller Schwierigkeiten geschlossen )
- Die andere in Batignolles stand unter evangelischem Einfluss : Sie wurde1852 eröffnet und schickte ihre Schüler an die Fakultät von Montauban.
Das Studium
Nach der Zulassung (und mit der Empfehlung des Ältestenkreises seiner Kirchengemeinde) absolvierte der Sudent 5 Studienjahre.
- Die ersten 2 Jahre bildeten das philosophische Auditorium “ auditoire de philosophie“, Jahre der Vorbereitung, die hauptsächlich dem Sprachstudium gewidmet waren. Man lernte Hebräisch, was den Zugang zum Alten Testament ermöglichte. Man verbesserte sein Latein und Griechisch, ebenso sein Englisch und Deutsch. Jede Woche wurde ein Arbeit auf Französisch geschrieben. Die Studenten belegten auch Philosophie, biblische Archäologie, Geschichte antiker Religionen und ihrer Moralsysteme, Literatur der Kirchenväter. Prüfungen fanden nach jedem Semester statt.
- Die 3 weiteren Jahre bildeten das theologische Auditorium « auditoire théologique », zu dem man nur nach erfolgreichem sog. Aufstiegsexamen (examen d’ascension) Zugang hatte. In diesem Abschnitt studierte man die Auslegung des Alten und des Neuen Testamentes (Exegese), historische Theologie, dogmatische Theologie, praktische Theologie. Dazu kamen Physik und Naturwissenschaften, Übungen in Katechese und Predigt in Zusammenarbeit mit dem Konsistorium von Montauban. Prüfungen fanden nach jedem Semester statt.
Nach 5 Jahren konnten sich die mindestens 25-jährigen Studenten, „die genügend Beweise für ihre religiöse und sittliche Befähigung erbracht hatten“, zum Examen melden, mit dem sie den Grad eines « bachelier en théologie » erlangen konnten, der für die Ernennung zum Pfarrer erforderlich war.
Dieses Examen bestand aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil in allen theologischen Fächern und aus einem praktischen Teil : « Vorbereitung und Vortrag einer Predigt innerhalb von 4 Tagen über einen von der Fakultät vorgegebenen Text ». Schliesslich musste man noch eine kleine Abschlussarbeit (thèse) vor den Professoren verteidigen. Wollte man Theologie lehren, konnte man das Studium bis zum Grad des « licencié », danach bis zum Doktor der Theologie fortsetzen.
Das Studentenleben
Die Studenten konnten je nach Wunsch im Heim, im sog . Seminar(« séminaire ») wohnen oder ein Zimmer in der Stadt nehmen. Die Disziplin war streng und der Stundenplan war strikt und begann früh am Morgen.
Studienniveau
Es ist schwierig ein Urteil abzugeben, doch alles stand nicht zum Besten. Die Professoren waren keine Wissenschaftler von internationalem Ruf. Die Ernennungsweise begünstigte kaum ihre Auswahl nach wissenschaftlichen Kriterien. Unter der Juli-Monarchie wählte sie der Minister persönlich aus. Ab 1852 wurden sie von den Konsistorien gewählt. Ab 1860 wurden unter Einfluss von Guizot die besten Studenten nach Deutschland geschickt. Damit verbesserte sich das intellektuelle Niveau.
Ausserdem war die theologische Fakultät von Montauban die einzige Hochschuleinrichtung in dieser Stadt und den Studenten entging das Klima des intellektuellen Wettstreites, das in Strassburg und Genf herrschte. Die besonders 1848 geforderte Verlegung nach Paris blieb aus. Erst nach dem 1. Weltkrieg sollte die Fakultät von Montauban in eine Universitätsstadt, nach Montpellier verlegt werden.
Die Lehrer, die diese „liebenswürdige“ Orthodoxie am besten vertraten, waren Jules Pédezert, Charles Bois, Emile Doumergue, Jean Monod.
Die Theologische Fakultät von Montauban im 19. Jahrhundert
Faculté de théologie de Montauban