Die Protestantische Union Südfrankreichs

Der Entwurf einer Republik

Der Calvinismus hat eine Staatstheorie hervorgebracht, die über zwei Jahrzehnte lang in Südfrankreich umgesetzt wird. Es handelt sich um ein politisches System, bei dem alle Macht von der Basis ausgeht.

Die Provinzen einer föderativen Republik

  • Heinrich I. von Bourbon, Prinz von Condé (1552-1588) © S.H.P.F.

Im protestantischen Südfrankreich bildet sich eine Art Staatswesen heraus, das im Februar 1573 in Anduze (Cevennen) seine politische Verfassung bekommt : die Protestantische Union Südfrankreichs, die auch unter dem Namen Vereinigte Südprovinzen (« Provinces-Unies du Midi ») bekannt ist. Ihr Schutzherr ist anfangs Henri de Condé, später Henri de Navarre.

Die Protestanten schließen sich in einer Bundesrepublik zusammen, in der die einzelnen Provinzen eine starke Unabhängigkeit genießen. Das oberste Organ der Union ist die Vollversammlung (« États généraux »).

In die Vollversammlung, die zweimal im Jahr zusammentritt, entsendet jede der der Union angeschlossenen Provinzen 3 Delegierte (1 Adliger, 2 Vertreter des Dritten Standes). Hier werden Gesetze verabschiedet, Steuerveranlagungen vorgenommen, Krieg erklärt und Frieden geschlossen.

Die Protestantische Union hat nicht die Absicht, eine politische Spaltung Frankreichs herbeizuführen. In ihren Verlautbarungen betont sie stets, « zum Ruhme Gottes, zum Fortschreiten der Herrschaft Christi, zum Wohle und im Dienst des Königtums und zum allgemeinen Frieden des Landes » zu wirken.

Dieses politische System hat im Süden Frankreichs während der zweiten Hälfte der Religionskriege für das Fortbestehen von Verwaltung und Justiz gesorgt und es später Henri IV. erlaubt, die monarchische Ordnung des Landes schnell wiederherzustellen.

Die politischen Führer der Union handeln mit Henri IV. die Bestimmungen des Edikts von Nantes aus.

Bibliographie

  • Bücher
    • GARRISSON Janine, Les Protestants au XVIe siècle, Fayard, Paris, 1988
    • GARRISSON Janine, Protestants du Midi, 1559-1598, Privat, Toulouse, rééd. 1991
    • WOLFF Philippe (dir.), Histoire des Protestants en France de la Réforme à la Révolution, Privat, Toulouse, 2001

Dazugehörige Vermerke

  • Das Edikt von Nantes (1598)

    Dieser Gesetzesakt ist der bedeutendste der Regierung von Henri IV., da er nach 36 Jahren des Bürgerkrieges ein friedliches Zusammenleben von Katholiken und Protestanten ermöglicht.
  • Ein Aufbegehren gegen die absolute Staatsmacht

    Die Monarchomachen (« Kämpfer gegen die Regierung eines Einzelnen ») sind Staatstheoretiker, die eine vertraglich gebundene Monarchie befürworten.
  • Der Protestantismus nach 1562

    Trotz aller Verfolgungen und Bürgerkriegsunruhen geben sich die reformierten Kirchen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (1562-1598) eine eigene Organisationsform. Die politische Struktur der Protestantische Union Südfrankreichs (Provinces-Unies du Midi)...
  • Jean Calvin (1509-1564)

    Eine Generation nach Luther gibt der Franzose Jean Calvin der Reformation eine neue Richtung : er erneuert die Kirchenordnung und die Glaubenslehre und bestimmt die Rolle der Kirche im Staat neu.
  • Die protestantischen Sicherheitsplätze

    Als befestigte Orte, die einem Gouverneur unterstanden, hatten die Sicherheitsplätze, die den Reformierten gewährt wurden, ein religiöses und auch politisches Ziel.