Die protestantische Bevölkerung
Im Jahre 1559, nach dem Tod Heinrichs II., mehren sich die Beitritte, die Zahl der „errichteten“ Kirchen geht an die 1400. Man schätzt die Anzahl der Protestanten allgemein auf zwei Millionen, das heißt 10% der Bevölkerung.
Die neue Religion breitet sich aus
Die calvinistischen Gemeinden sind über das ganze Königreich verstreut, befinden sich aber hauptsächlich im Süden, in einem Halbkreis von Santonge bis Lyon: Santonge, im Süden des Poitou, Guyenne, Gascogne, Béarn, im unteren Teil des Languedoc, in den Cevennen, im Vivarais und Dauphiné. Weitere Gemeinden existieren in der Normandie (Caen, Rouen) sowie in Lyon und in Paris.
Fast die Hälfte des Adels nimmt die neue Religion an, besonders im Hochadel mit großen Namen, die rechtmäßig dem Rat des Königs angehören. Wenn Anton von Bourbon unschlüssig bleibt, während seine Frau Johanna von Albret eine überzeugte Protestantin ist, so ist sein Bruder Ludwig von Bourbon, der Herzog von Condé, 1558 konvertiert, ebenso wie die drei Brüder Chatillon, Neffen des Konnetabel Anne von Montmorency: der Admiral Gaspard de Coligny, François d’Andelot, ein ausgezeichneter militärischer Führer, und Odet, der Kardinalfürst von Beauvais, der 1561 zum „protestantischen Kardinal“ wird.
Ihnen folgen Vertreter einflussreicher Herkunft: La Rochefoucauld, Rohna, La Trémoille, Lévis, Crussol-Uzès, Caumont-Laforce, die eine große Anzahl von Einwohnern der Städte und Dörfer, deren Lehnsherren sie sind, auch dazu veranlassen. Johanna von Albret ist ein besonderer Fall: indem sie das Prinzip „cuius regio, eius religio“ anwendet, hebt sie den Katholizismus in ihrem Königreich Navarra und im Béarn auf und errichtet einen staatlichen Protestantismus.
Als Religion des Buches, des Wortes, entwickelt sich der Protestantismus vor allem in den Städten und Orten, wo Bibeln und Bücher Verbreitung finden. Der Beitritt zum Protestantismus betrifft alle Berufsstände, vor allem aber die Oberschicht der Gesellschaft, die lesen und schreiben kann. Die Bauernschaft ist sehr wenig vertreten, genauso wie die „kleinen Leute“ der Städte, vor allem in Paris. Man findet dort Mitglieder des Klerus, bescheidene Pfarrer, Mönche, Vikare, aber auch Prälate: einige bleiben katholisch, predigen aber Toleranz, andere wagen den Schritt und konvertieren.
Besonders zahlreich sind die Juristen: Richter, königliche Offiziere, Mitglieder des Parlaments, Advokaten, Notare übernehmen oft Verantwortung als Pastoren, Diakone oder Älteste. Weiter unten in der damaligen Hierarchie finden sich Staatsanwälte, Anwälte, Gerichtsvollzieher als glühende Anhänger der neuen Religion. Neben diesen Amtsträgern finden sich sehr viele Kaufleute, besonders in den internationalen Handelsgroßstädten: Rouen, Nantes, Bordeaux und La Rochelle. Die Handwerker stellen ein Großteil, vielleicht die Hälfte der Calvinisten und sie sind es, die in die Zufluchtsorte ins Exil gehen.
„Die Rolle der Frauen ist oft unterstrichen worden“ (Le Roux). Da sie für die Erziehung der Kinder verantwortlich sind, können sie die Verbreitung der neuen Ideen erleichtern und spielen eine wichtige Rolle in der Vermittlung zwischen Katholiken und Protestanten. Im Hochadel spielt Luise von Montmorency durch ihre Wiederheirat mit Gaspar von Coligny, dem Marschall von Chatillon, Vater der drei zum Protestantismus übergetretenen Brüder, eine Vermittlerrolle mit der Familie Montmorency.
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Bibliographie
- Bücher
- COTTRET Bernard, 1598, L’édit de Nantes, Perrin, Paris, 1997
- GARRISSON Janine, Henri IV, Le Seuil, rééd. 2008, Paris, 1984
- MIQUEL Pierre, Les Guerres de religion, Fayard, Paris, 1980
Dazugehörige Rundgänge
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Die acht Religionskriege im Detail
Die französischen Religionskriege ziehen sich sechsunddreißig Jahre lang hin. Das Königreich Frankreich ist damals mit 18 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land auf dem europäischen Kontinent. Die demographische Entwicklung beschleunigt sich...