Die Gefängnisstrafe

Die Gefängnisstrafe wird hauptsächlich auf Frauen und Mädchen angewandt sowie auf Jungen, die für den harten Dienst auf den Galeeren noch zu schwach sind. Es werden jedoch auch zahlreiche Männer lange Monate über in Haft gehalten, manche bevor sie auf die Galeeren geschickt wurden.

Haftgründe : Fluchtversuch, Ausübung des reformierten Glaubens

Seit der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) droht Protestanten, die versuchen, Frankreich zu verlassen und dabei gefasst werden, die Galeerenstrafe, soweit es sich um Männer handelt, und die Gefängnisstrafe für Frauen. Dies gilt auch für alle diejenigen, die ihnen geholfen haben.

Alle, die an einer geheimen Versammlung teilgenommen haben und festgenommen wurden, werden gleichfalls verurteilt.

Zur Zeit der Aufhebung des Edikts von Nantes versucht ein Viertel der Protestanten zu emigrieren. Viele werden gefasst und die Gefängnisse füllen sich.

Die Tour de Constance, in der ab 1707 ausschließlich Frauen untergebracht werden

  • Turm der Constance © O. d'Haussonville

Bald nach der Aufhebung des Edikts von Nantes dienen die Türme der Befestigungsmauern von Aigues-Mortes als Gefängnis. Ab 1707 wird die Tour de Constance („Turm der Standhaftigkeit“) ausschließlich mit Frauen belegt, die wegen ihres Glaubens zu lebenslanger Haft verurteilt sind. Die Zahl der Gefangenen bewegte sich zwischen 17 und 34. Marie Durand, die im Alter von fünfzehn Jahren gefangengesetzt wurde, wurde dort achtunddreißig Jahre festgehalten, bis 1768, als die drei letzten Gefangenen freigelassen wurden.

Carcassonne 

1712 werden dort zahlreiche Frauen, besonders aus der Gegend von Nîmes, gefangen gehalten, die meisten seit mehr als zehn Jahren.

Marseille 

  • Das Schloss von If, Marseille (13) © Isabelle de Rouville

In den Forts Saint-Nicolas und Saint-Jean wurden im allgemeinen die Galeerensträflinge untergebracht, die nach Verbüßung ihrer Strafe nach Übersee deportiert werden sollten. Insgesamt wurden an die tausend Protestanten auf die Antillen verschifft, Männer, Frauen und Kinder.

Im Château d’If, einem Festungsgefängnis, werden manche Hugenotten viele Jahre lang eingekerkert. Protestantische Galeerensträflinge, die sich standhaft weigern zu konvertieren, werden dort in die Verliese geworfen.

Die Insel Sainte-Marguerite (bei Cannes)

Ein altes Fort dient als Gefängnis für sieben Pastoren, die bei der Aufhebung des Edikts von Nantes Frankreich verlassen haben und auf den Rat von Claude Brousson hin zurückgekehrt sind, um die Gläubigen nicht im Stich zu lassen ; sie haben viel gepredigt, bevor sie zwischen 1689 und 1692 in Paris festgenommen und auf die Insel Sainte-Marguerite verbracht werden, wo sie in strenger Einzelhaft gehalten werden. Sie versuchen, miteinander oder mit der Außenwelt in Verbindung zu treten und singen Psalmen, was ihnen von ihren Wächtern verboten wird. Als Folge von Misshandlungen sollen zwei oder drei von ihnen wahnsinnig geworden sein.

Lyon

  • Schloss von Pierre-Encize: Gefängnis für geflohene Protestanten

Lyon ist ein Durchgangsort für diejenigen, die versuchen, über die Grenze nach Genf zu gelangen. Die Gefängnisse in Lyon, vor allem das Gefängnis Pierre-Encize, füllen sich.

Tour de Crest (Drôme)

  • Turm von Crest © Collection privée

Der ehemalige Bergfried dient von 1687 bis 1740 als Hugenottengefängnis.

Häuser für Neukatholiken

Es gibt noch weitere Arten des Freiheitsentzugs (ohne Gerichtsurteil) für diejenigen, die nicht bereit sind, ihren Glauben aufzugeben : in diesem Fall dienen Klöster als Gefängnisse für Frauen. Die jungen protestantischen Mädchen, die ihren Eltern entrissen wurden, werden in « Häusern für Neukatholiken » eingesperrt. In beiden Fällen wird versucht, sie zum Abschwören zu bewegen. Sie erhalten ständig Besuche von Bekehrern.

Weiter im Rundgang

Bibliographie

  • Artikels
    • „Liste de plusieurs prisonniers et prisonnières pour la foi“, dressée par Daniel de Superville le 13 novembre 1712, Bulletin de la SHPF, SHPF, Paris, 1879, Numéro 28

Dazugehörige Rundgänge

  • Königliche Repression gegen Protestanten

    Mit der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) wurde jegliche Ausübung des protestantischen Gottesdienstes illegal: Tempel wurden zerstört und Pfarrer ausgewiesen. Protestanten hingegen ist es nicht gestattet, das Königreich zu...

Dazugehörige Vermerke

  • Die Todesstrafe

    Die Todesstrafe droht Pastoren, die nach Frankreich zurückkehren, Schleusern, die beim Verlassen des Königreichs geholfen haben sowie Gläubigen, die bei einer geheimen Versammlung überrascht werden.
  • Gegen Protestanten verhängte Strafen

    Das Edikt von Fontainebleau (1685) und verschiedene Verordnungen des Jahres 1686 sehen die gegen die Protestanten zu verhängenden Strafen vor.
  • Antoine Court (1695-1760)

    Antoine Court hat es sich zur Aufgabe gemacht, nach der Widerrufung des Edikts von Nantes (1685) den Protestantismus in Frankreich neu zu beleben und den versprengten Gemeinden eine neue Organisation...
  • Die Galeerenstrafe

    Nahezu 1.550 « Galeerensträflinge für den Glauben », die verurteilt wurden, weil sie ihre religiösen Überzeugungen nicht aufgeben wollten, verbrachten bis zu dreißig Jahren auf den Galeeren.
  • Die Wiedereinrichtung der Kirchen im Untergrund

    Die Wiedereinrichtung der Kirchen im Untergrund war das Werk von Antoine Court, der die reformierte Kirchenordnung zunächst im Süden Frankreichs und dann auch in einigen nördlichen Landesteilen wieder verbindlich machte.