Der Aufstand der Kamisarden (1702-1710)

Im 18. Jahrhundert sprach man vom „Krieg in den Cevennen“, wenn man sich auf die Guerilla bezog, die zu Beginn des Jahrhunderts die Cevennen verwüstete, um eine Wiedereinsetzung des Edikts von Nantes mit Waffengewalt zu erzwingen. Die Bezeichnung „Kamisardenaufstand“ wurde erst später üblich.

Eine religiöse Guerilla

Kartusche (Randverzierung) einer Cévennenkarte « Das Kriegsgeschehen in den Cevennen mit den Bergen und den Ebenen in der Umgebung des Languecoc. » Nieuwe Caart van Sevennes. C. Dankckerts Amsterdam 1703.

Mit der Widerrufung des Edikts von Nantes (Oktober 1685) sind die Tempel der Protestanten zerstört und ihre Pastoren des Landes verwiesen worden. Ihnen folgen Laienprediger nach, die auf geheimen Versammlungen das Wort verkünden, sowie Propheten, die unter dem Einfluß des „Geistes“ reden. Im Languedoc, wo die Religionsverfolgungen besonders unbarmherzig sind, rufen die Propheten zur Revolte auf.

Der Krieg wird am 24. Juli 1702 durch die Ermordung des Abbé du Chayla in Pont-de-Montvert (im heutigen Departement Lozère) ausgelöst. Der Abbé war in den Hohen Cevennen der Oberaufseher der katholischen Mission, die zur Bekehrung der dortigen Protestanten eingesetzt worden war. Sein Eifer hatte ihm ihren Haß zugezogen. Der eigentliche Kamisardenaufstand dauerte nur zwei Jahre, aber er hielt zwei Marschälle Frankreichs und 25.000 Soldaten in Atem. Die Kamisarden brachten den königlichen Truppen einige Niederlagen bei. Ihre bekanntesten Anführer waren Rolland und Jean Cavalier.

Im Mai 1704 erleidet Jean Cavalier eine Niederlage und willigt daraufhin in Verhandlungen mit dem Marschall Villars ein. Er ergibt sich und kann Frankreich verlassen. Von den anderen Anführern werden einige getötet ; andere legen die Waffen nieder und nehmen jeder für sich Friedensverhandlungen mit dem Marschall auf. Bis 1710 kommt es jedoch noch zu mehreren Versuchen, den Aufstand wieder anzufachen. Das gelingt aber nicht mehr.

Wer sind diese Kamisarden, die über zwei Jahre lang die Truppen von Louis XIV. – eine der schlagkräftigsten Armeen Europas – in Schach halten ? Es sind Bauern und Handwerker der Cevennen, die sich im Umkreis ihrer Heimatorte zu kleinen Trupps mit festen Anführern und wechselnden Kämpfern zusammenschließen. Ihre Anführer sind meist sehr jung und haben keinerlei militärische Ausbildung. Diese Guerilla verfügt jedoch über hervorragende Ortskenntnisse und kann sich auf die Unterstützung der Bevölkerung verlassen. Sowohl auf Seiten der Kamisarden als auch unter den Soldaten kommt es zu grauenvollen Gewaltausbrüchen : die königlichen Truppen scheuen ihrerseits nicht davor zurück, ganze Dörfer niederzubrennen. Die Cevennen versinken in Blut und Asche. Die Kampfziele dieser Guerilla sind in erster Linie religiöser Natur : die Freiheit des reformierten Gottesdienstes soll wieder herbeigeführt werden. Die Kamisarden leben in ihrer Religion : es werden geheime Gottesdienste abgehalten, es werden Psalmen gesungen, und Prediger und Propheten ergreifen das Wort. Die Propheten spielen noch eine andere wichtige Rolle in diesem Krieg, da auf ihre „erleuchtete“ Weisung hin Überfälle und militärische Operationen geplant und durchgeführt werden. Daher ist öfters auch von einem „Heiligen Krieg“ die Rede.

Bibliographie

  • Seiten
    • Site sur les Camisards | Link

Dazugehörige Rundgänge

Der Cevennenkrieg

Im 18. Jahrhundert sprach man vom „Krieg in den Cevennen”, wenn man sich auf die Guerilla bezog, die zu Beginn des Jahrhunderts die Cevennen verwüstete, um eine Wiedereinsetzung des Edikts...

Die Rolle der Frauen im Protestantismus

Von der „tüchtigen Frau“ der Sprüche zur Frau als Staatsbürgerin

Dazugehörige Vermerke

Der Auftakt der Revolte

Der Aufstand der Kamisarden begann am 24. Juli 1702 mit der Ermordung des Abbé du Chayla in Pont-de-Montvert (im heutigen Departement Lozère).

Das Ende des Kamisardenaufstandes

Die Anführer der Kamisarden legen einer nach dem andern die Waffen nieder und nehmen mit dem Marschall Villars in lockerer Folge Verhandlungen auf. Bis 1710 kommt es dennoch zu Versuchen,...

Der Ablauf des Kamisardenaufstandes, 1702-1704

Die heiße Phase des Aufstandes dauert nur zwei Jahre, hält aber zwei Marschälle Frankreichs und 25.000 königliche Soldaten in Atem. Gewaltätigkeiten der einen wie der anderen Seite lassen die Cevennen...

Die Ursprünge des Kamisardenaufstandes

Die Widerrufung des Edikts von Nantes im Oktober 1685 zieht die Zerstörung der protestantischen Kirchen, die Ausweisung der Pastoren und das Verbot der reformierten Religionsausübung nach sich. Doch schon bald...

Abraham Mazel (1677-1710)

Der Prophet und Kämpfer Abraham Mazel ist einer der wenigen Kamisarden, die den Aufstand von der ersten bis zur letzten Stunde mitgetragen haben.

Élie Marion (1678-1713)

Élie Marion ist einer der wenigen Kamisardenführer und -propheten mit Hochschulausbildung. In seinem Londoner Exil gründet er die Gemeinschaft der ‚Kinder Gottes‘ (auch‚ French Prophets‘ genannt) und setzt alles daran,...

Les Camisards

Guerre civile en Cévennes Tricentenaire de la guerre des camisards (1702-2002)