Das Religionsgespräch
von Poissy (1561)

Um es nicht zu einem Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten kommen zu lassen, lädt Katharina von Medici Theologen beider Parteien zu einem Religionsgespräch in Poissy ein. Das Vorhaben scheitert.

Ein Aussöhnungsversuch

Katharina von Medici (1519-1589), Königin von Frankreich © SHPF

Katharina von Medici, die Witwe von Henri II., ist seit der Thronbesteigung ihres minderjährigen Sohnes Charles IX., dem Nachfolger ihres ältesten Sohnes François II., Regentin Frankreichs. In einer schwierigen politischen Lage will sie einen drohenden religiösen Konflikt entschärfen : sie sieht die Königsmacht durch die Unruhen und das Erstarken der Partei der Guises seit der gescheiterten Verschwörung von Amboise in Gefahr.

Die Regentin beruft eine Versammlung katholischer und reformierter Theologen ein, die in Poissy in Gegenwart des Königs und der königlichen Familie eine Annäherung der unterschiedlichen Glaubenssätze versuchen sollen.

An der Abendmahlsfrage scheiden sich die Geister

Das Religionsgespräch von Poissy (1561) © SHPF

Auf katholischer Seite sind 40 Kirchenfürsten versammelt, darunter der Kardinal von Lothringen (ein Guise) und der Kardinal de Tournon. Die protestantische Delegation zählt 12 Mitglieder und wird von Théodore de Bèze (Beza) angeführt.

Der Kanzler Michel de l’Hospital trägt den Willen des Königs vor : « Wir wünschen, daß Ordnung und Einheit in Sanftmut und Güte wieder hergestellt werden ; für Unser Reich ist der Friede wichtiger als jegliches Dogma ». Doch die Theologen verstehen diese Sprache nicht.

Théodore de Bèze (Beza) bestreitet mit Nachdruck die Realpräsenz Jesu Christi im Brot und Wein des Abendmahls : der Körper Christi, ruft er aus, « ist vom Brot und Wein so weit entfernt wie die höchsten Himmel von der Erde ».

Eine Einigung ist unmöglich.

Daraufhin erläßt Katharina von Medici auf Anraten von Michel de l’Hospital im Januar 1562 das Edikt von Saint-Germain-en-Laye (auch « Januaredikt » oder « Toleranzedikt » genannt), in dem den Protestanten offiziell das Recht zugestanden wird, sich zu ihrem Gottesdienst in den Vorstädten sowie auf dem Lande zu versammeln.

Die Situation wird brenzlig

Die Katholiken können sich mit dem Edikt von Saint-Germain-en-Laye nicht abfinden. Nach dem Massaker von Wassy (1. März 1562), in dem 74 Protestanten von der Garde des Herzogs von Guise umgebracht worden sind, brechen sechs Wochen später die Religionskriege (« Hugenottenkriege ») aus.

Das Religionsgespräch hat zwei weitere Auswirkungen :

  • Das 1545 einberufene, inzwischen aber mehrfach vertagte Konzil von Trient nimmt ab Januar 1562 seine regelmäßigen Sitzungen wieder auf.
  • Die anläßlich des Religionsgespräch erstmals in Frankreich aufgetretenen Jesuiten erhalten dort das Niederlassungsrecht.

Bibliographie

  • Artikels
    • DUFOUR Alain, „Le colloque de Poissy“, Mélanges d'histoire du XVIe siècle offerts à Henri Meylan, Bibliothèque historique Vaudoise, Lausanne, 1970, p. 127-137

Dazugehörige Rundgänge

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Dazugehörige Vermerke

Michel de l’Hospital (1505-1573)

Er ist ein katholischer Jurist und wird von Katharina von Medici dazu angehalten, Katholiken und Protestanten zu einem friedliches religiösen Zusammenleben zu bewegen. Dieser Versuch scheitert.

Die Verschwörung von Amboise (1560)

Die protestantische Partei versucht, den König zu entführen, um ihn dem Einfluß der Guises zu entziehen.

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Das Massaker von Wassy (1562)

Für die Protestanten beginnen die Religionskriege mit dem Massaker von Wassy. Für die Katholiken werden sie von der Eroberung von Orléans durch Louis de Condé ausgelöst.