Die Einheit der Kirche erhalten
Als Melanchthon 1518 nach Wittenberg kam, bewunderte er Luthers kompromisslose Rückkehr zur Bibel als einzige Quelle des Glaubens. Unter Einfluss von Luther wurde Melanchthon selbst zu einem Vordenker der Reformation. Melanchthon musste sein humanistisches Erbe jedoch nicht aufgeben. Im Gegenteil. Die Reformation braucht den Humanismus. Ohne sprachlich-literarische Bildung wird der Christ „fundamentalistisch“ und intolerant. Ein gebildeter Christ lässt das Gespräch mit Andersgläubigen nicht abreißen. Melanchthon hoffte zeitlebens auf die Kraft der Kommunikation.
Melanchthon erlebte dabei viele Enttäuschungen. Kaiser Karl V. belegte Luther 1521 auf dem Reichstag von Worms mit der Reichsacht und drohte, mit Gewalt gegen die „lutherischen“ Städte und Fürsten vorzugehen . Aber weil er außerhalb des Reiches Krieg führte, konnte er diese Drohung nicht umsetzen. Erst 1530 kehrt der Kaiser zurück undverlangte von den Anhängern der Reformation, dass sie sich auf dem Reichstag in Augsburg verantworteten. Im Auftrag des Kurfürsten von Sachsen und der anderen evangelischen Stände stellte Melanchthon eine Verteidigungsschrift zusammen. Darin zeigte er, dass reformatorische Glaubensüberzeugung und das Bemühen um Kirchenreformkeine „ketzerischen“ Neuheiten sind. Sie sind biblisch begründet und deshalb „katholisch“, also allgemein-christlich.
Melanchthon hoffte, Kaiser und Reich von seiner Argumentation zu überzeugen. Nur eine gemeinsame Rückkehr zur biblischen Quelle kann zu wahrer Einheit führen. Humanistische Bildung und reformatorische Gesinnung kommen im Augsburger Bekenntnis zu einer eindrucksvollen Synthese.
Melanchthon schrieb im Augsburger Bekenntnis (CA 21, Schluss des Lehrteils) : „Das ist die Summe der Lehre, welche in unseren Kirchen gelehrt wird. Da diese in der Heiligen Schrift klar gegründet ist und der christlichen, ja auch der römischen Kirche nicht entgegen steht, so meinen wir, unsere Widersacher können nicht uneinig mit uns sein“.