Albert Schweitzer (1875-1965)

Albert Schweitzer wird im Elsass, in Kayserberg, geboren. Sein Vater ist Pfarrer und Musikliebhaber. Weiterführende Schule in Mühlhausen. Von aussergewöhnlicher Persönlichkeit, entwickelt er seine Tätigkeiten in vier Wirkungsbereichen.

Musiker

Albert Schweitzer (1875-1965)
Albert Schweitzer (1875-1965) © S.H.P.F.

Er beginnt in Paris, dann in Strassburg, eine musikalische Ausbildung. Als sehr begabter Organist und Organist der Bach-Gesellschaft gibt er zahlreiche Konzerte und macht sich einen Namen als Historiker der religiösen Musik in Deutschland vor Johann-Sebastian Bach.

Jean Sébastien Bach, le musicien poète, 1905, Lausanne (Foetisch ed.1951)

Theologe und Philosoph

Nacheinander übt er verschiedene Funktionen aus : 1899 Promotion in Philosophie, Vikar an Sankt-Nikolaus in Strassburg, 1900 Promotion in Theologie, Professor an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Strassburg von 1902 bis 1912, wo er den Lehrstuhl Neues Testament innehat. Als liberal angesehen, ist er am Entstehen der Strömung der « konsequenten Eschatologie » beteiligt, die die Ursprünge des Christentums betrifft. In seinem Werk über die Leben-Jesu-Forschung zeigt er, dass jeder Historiker seinen Jesus nach seiner Idee, seiner Zeit, konstruiert : rationalistisch, romantisch, bürgerlich moralisch. Auf der Suche nach dem authentischen Jesus, befreit von der Dogmatik der Kirche, besteht Albert Schweitzer auf der Wichtigkeit des jüdisch-apokalyptischen Hintergrundes : Das nahe Kommen des Reiches Gottes (Parusie) dient als Schlüssel, um die Rätsel des Denkens Jesu zu lösen. Das Wissen, die historische Erkenntnis, kann das geistliche Leben einer Epoche nicht konstruieren und hat den « Willen » erstickt, der an ein unabweisliches radikales, heroisches Unendliches gebunden ist, und die einzige Art und Weise ist, zu « Kindern des Gottesreiches » zu werden. Entgegen « aller vergeblichen Versuche, Jesus zu modernisieren, indem man in seiner Botschaft das, was durch die Zeit bestimmt ist, reduziert oder es reinterpretiert, als ob es uns auf diese Weise näher werden würde », geht es darum, völlig die « großen zivilisatorischen Aufgaben, die der Religion zufallen », zu erfüllen. In seinem Werk Die Mystik des Apostels Paulus urteilt Albert Schweitzer, Paulus habe eine Botschaft, die ursprünglich an ihr palästinisches Umfeld gebunden war, in eine Mystik universeller Tragweite verwandelt.

Als wichtigste Veröffentlichungen sind zu nennen : Das Abendmahlproblem auf Grund der wissenschaftlichen Forschungen des 19. Jh. und der historischen Berichte, Tübingen 1901 ; Von Reimarus zu Wrede, Tübingen 1906 ; Geschichte der paulinischen Forschung von der Reformation bis heute, Tübingen 1911 ; Geschichte der Leben-Jesu-Forschung, Tübingen 1913 ; Die Mystik des Apostels Paulus, Tübingen 1931.

Philosoph

1899 hatte Schweitzer über die Religionsphilosophie Kants geschrieben. Von 1923 bis 1952 beschäftigen sich seine Nachforschungen mit der Entwicklung der europäischen Kulturphilosophie : Verfall und Wiederaufbau der Kultur und Kultur und Ethik. In Die Weltanschauung der indischen Denker untersucht er die Geschichte der indischen Denkweise. Ausgehend vom Problem der Ethik in der Entwicklung des menschlichen Denkens begründet er die Ethik auf die Ehrfurcht vor dem Leben. Er plädiert für eine Religion, die sich von dogmatischen Spekulationen freimacht, und die vor allem mystisch und ethisch ist. Er nimmt an, dass mangelnde Spiritualität die moderne Welt verschlechtert und sie unmenschlich macht. Er ruft zur Ehrfurcht vor dem Leben auf, die, übersetzt in moderne Sprache, das ist, was sich im Herzen der Botschaft Jesu befindet,.

Arzt

Von 1905 bis 1912 studiert er Medizin und schreibt seine Doktorarbeit über die Geschichte psychiatrischer Untersuchungen über Jesus. Er geht 1913 nach Lambarene (Gabun) und kehrt wegen des Krieges nach Frankreich zurück. Nach einer Stelle als Hautarzt in Strassburg, kehrt er 1924 nach Lambarene zurück, wo er sein Krankenhaus neu aufbaut. Von 1927 bis 1939 weilt er mehrmals in Europa, kümmert sich aber weiterhin um Lambarene, das er 10 Jahre lang, von 1939 bis 1948, nicht verlässt. Sein Werk ist umstritten, weil er es ablehnt, sein Krankenhausdorf, in das die Kranken ihre Familie mitbringen, wenn sie sich behandeln lassen, zu modernisieren. Seine Gegner werfen ihm eine traditionnelle und überholte Sicht der Afrikaner vor. Seine Befürworter halten dem entgegen, dass er durch einen den entfernten Buschdörfern ähnlichen Ort es den Leuten, die die Trennung im Krankenhaus nicht ertragen würden, ermöglicht, trotzdem gut behandelt zu werden. Er kehrt 1959 bis zu seinem Tode am 4. September 1965 nach Lambarene zurück, wo er auch bestattet ist.

1951 wird er in die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften gewählt, und 1953 erhält er den Friedensnobelpreis : er hält in Oslo seine berühmte Rede über das Friedensproblem, und vor allem gegen die nukleare Aufrüstung.

Die Gesellschaft der Freunde Albert Schweitzers befindet sich 1, Quai Saint-Thomas in Strassburg.

Bibliographie

  • Bücher
    • SCHWEITZER Albert, Ma vie, ma pensée, Albin Michel, Paris, 1960

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