Katholische Reformbewegungen
im Frankreich
des 17. Jahrhunderts

Im 17. Jahrhundert entstanden verschiedene Bewegungen, die katholische Kirche reformieren wollten, ohne sich jedoch von ihr abzuspalten. Diese inneren Reformen („katholische Reformation“) sollten teilweise der Ausbreitung der protestantischen Reformation in Frankreich entgegenwirken.

Reformbestrebungen im Katholizismus

Schon nach dem Konzil von Trient (1545-1563) hatten sich innerhalb der katholischen Kirche zahlreiche reformerische Strömungen bemerkbar gemacht. Im 17. Jahrhundert bekamen sie vor allem in Frankreich ein starkes Gewicht. In der Regel wollten diese Reformbewegungen, an deren Spitze die Gesellschaft Jesu (Compaña de Jesús oder Societas Jesu : der „Jesuitenorden“) stand, eine weitere Ausbreitung der protestantischen Reformation verhindern. Sie hielten der römisch-katholische Kirche ihre eigentliche Berufung vor und forderten eine Rückkehr zu wahrer Heiligkeit und wahrer Nächstenliebe, wobei diesen Begriffe freilich unterschiedliche Bedeutungen zugemessen wurden. Der Wille zur Reform führte im Schoße der Kirche zu wichtigen Debatten.

Einige Bewegungen verschrieben sich einer Neuordnung des Gemeinschaftslebens der Welt- und Ordensgeistlichkeit. Kardinal Pierre de Bérulle (1567-1622), der bereits den Karmeliterorden in Frankreich eingeführt hatte, stiftete auch die weltgeistliche Bruderschaft der französischen Oratorianer. Der Orden der Salesianer wurde von Saint François de Sales (1567-1660) gestiftet. 1617 wurde der nach seinem Stifter (1581-1660) benannte Orden von Saint Vincent de Paul ins Leben gerufen.

Andere religiöse Strömungen setzten auf eine Religiosität des inneren Erlebens, wie der Quietistismus, eine Bewegung, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von Fénelon (1651-1715) und Madame Guyon (1648-1717) gefördert wurde.

Die aufgrund ihrer weithin spürbaren Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft bekannteste Reformbewegungen ist jedoch der Jansenismus.

Die Reformbestrebungen innerhalb der katholischen Kirche stehen im Zusammenhang mit den großen politischen und sozialen Debatten, die das französische 17. Jahrhundert durchzogen. Die Monarchie, die in einer sich schnell modernisierenden Gesellschaft zu absoluter Regierungsgewalt gelangte, versuchte, sich aus der politischen Bevormundung durch die Römische Kirche zu befreien (sie spielte mit der Idee einer Gallikanischen Kirche, die sich mehr oder minder am Modell der Anglikanischen Kirche orientierte). Die Zivilgesellschaft hatte ihrerseits mit wirtschaftlichen Umbrüchen zu kämpfen (Ausweitung des Handwerks, der Manufakturen und des Handels), meldete sich mit eigenen Forderungen zu Wort und stellte die Rechtmäßigkeit gewisser Machtbefugnisse in Frage. So bestritt zum Beispiel die freigeistige Strömung den Erkenntniswert von „Offenbarungswahrheiten“, da diese ihrer Meinung nach einer freien Kritik unterzogen werden sollten. Während des Bürgerkrieges der Fronde (1648-1653), in dem sich Teile der Justizbeamtenschaft und des Hochadels gegen den Kardinal Mazarin stellten, wurden einige königliche Machtbefugnisse von den Aufständischen in Frage gestellt ; ihr Standpunkt wurde von gewissen Kreisen katholischer und protestantischer Reformer geteilt.

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