Die Tracht der Diakonissen von Reuilly
Bei der Gründung des Ordens 1841 wollten die Diakonissen sich durch die Tracht nicht zu weit von der gewöhnlichen Frau unterscheiden. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts möchten sie stärker als in der Vergangenheit ihre Zugehörigkeit zu einer religiösen Gemeinschaft zeigen.
Die Gründung 1841
Der Diakonissenorden von Reuilly wurde 1841 gegründet und vereinte Frauen, die sich dem Dienst für Gott weihten und deren Tätigkeit darin bestand, „die Nöte sowohl des Körpers als auch der Seele zu lindern und besonders die der Kranken, Kinder und Armen“.
In den Orden eintreten hieß eine Tracht tragen, die die Diakonissen nicht von den gewöhnlichen Frauen unterschied: „Wohltätige Werke tun in der Kleidung der gewöhnlichen Frau und der Haube, die die Bediensteten tragen. So würden diese Frauen in der Welt als gewöhnliche Frauen betrachtet, die die wahre Aufgabe der Frau ausüben.“ (Brief von Pastor A. Vermeil an Caroline Malvesin vom 21. April 1841)
Diese Tracht bestand darum zu jener Zeit aus „einem einfachen schwarzen Kleid nach der derzeitigen Mode, lang mit einem weiten Rock und einer dazu passenden vorne geknöpften Bluse; dazu kamen ein Halstuch, ein Umhang oder eine Schürze, Zeichen ihrer Berufung zur Arbeit, und eine Haube mit Schleier“, doch diese Kopfbedeckung wurde schnell als zu „klösterlich“ beurteilt, denn sie konnte mit der der katholischen Nonnen verglichen werden.
Nach sehr heftigen Diskussionen innerhalb des Ordens wurde eine Haube mit kleinen Falten gewählt, die den Kopf völlig einhüllt, mit einem Band geschlossen und einer Schleife aus schwarzem Satin versehen, gleich der von Schwester Caroline Malvesin, der ersten Priorin.
Während des Krieges 1814-1918 wurde diese zu schwierig zu pflegende Haube zugunsten einer Rückkehr zur kurzen Haube, ähnlich der der Krankenschwestern, aufgegeben.
Nach 1945
Nach dem Krieg 1940-1945, der Veränderung in der katholischen Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil und die sozialen Umstürze der 60er Jahre „erreicht die Säkularisierung der Gesellschaft einen Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt“. Doch im Gegensatz zu den weiblichen katholischen Orden gehen die protestantischen Gemeinschaften und besonders die Diakonissen von Reuilly den Weg einer größeren Sichtbarkeit ihrer religiösen Berufung und ihre Kleidung wird zum Symbol und Zeichen dieser Wahl.
Das Kleid ist nicht mehr schwarz, sondern recht auffällig königsblau, lang und mit einem Skapulier, einer Art Messgewand mit klösterlicher Bedeutung, das sie ablegen, wenn sie zu Dienstbeginn eine Schürze umbinden.
Auf dem Kopf eine Haube, auch sie weiß, halblang, und je nach ihrer Wahl Schuhe oder Sandalen. Auf ihrem Kleid tragen sie ein Hugenottenkreuz aus Silber, recht groß – etwa vier Zentimeter –, auf dem das Datum ihrer Weihe eingraviert ist.
Diese sehr „religiöse“ Tracht ist das einzige Beispiel im französischen Protestantismus zusammen mit dem der Diakonissen im Elsass und den Schwestern von Pomeyrol für die Ablehnung der von den Kirchen der Reformation gewollten anonymen Kleidung. Bei den Diakonissen von Reuilly handelt es sich um ein Zeichen für eine geistliche Entwicklung, in der das kontemplative Leben einen größeren Raum einnimmt und in der, wie die „Ordensregel“ bestimmt, „diese Tracht dich als ihr Mitglied bezeugt und (…) du durch sie ein stummes Wort wirst, das man annimmt oder ablehnt, aber das da ist“.
x Die erste Adresse des Ordens lautete Rue de Reuilly 95 im 12. Pariser Bezirk – heute steht das Mutterhaus in Versailles. In der Rue de Reuilly 95 befinden sich ein Institut zur Ausbildung in der Krankenpflege und ein Heim für junge Arbeiterinnen.
Bibliographie
- Bücher
- LAGNY Gustave, Les origines des diaconesses, Paris, 1958
- Artikels
- „Article in“, Bulletin Communion, 30498, Numéro 84
- LAMBIN Rosine, „Le costume des diaconesses protestantes“, Bulletin de la SHPF, SHPF, Paris, 36342, Tome 45
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