Ein Humanist wird Calvins Schüler
Théodore de Bèze wird 1519 in Vézelay in der Bourgogne (Frankreich) geboren. Er unternimmt literarische und juristische Studien in Orléans und in Paris und interessiert sich lebhaft für die neuen reformerischen Ideen. Eine glänzende Zukunft als Gelehrter liegt vor ihm, als er 1548 schwer erkrankt. Dieser Schicksalsschlag führt ihn an die Seite der Reformatoren.
Er muß ins Exil gehen und wird Professor der altgriechischen Sprachen in Lausanne, später Professor der Theologie sowie Pastor in Genf. Er ist der erste Rektor der 1559 von Calvin in Genf gegründeten Akademie.
1561 nimmt er als Leiter der protestantischen Delegation am Religionsgespräch (colloque) von Poissy teil und ist während des ersten französischen Religionskrieges (1562-1563) Feldprediger der Armee des Prinzen Condé. Er übernimmt 1571 den Vorsitz über die Synode von La Rochelle, auf der die Reformierten Kirchen Frankreichs ein gemeinsames Glaubensbekenntnis (Confessio Gallicana oder Confession de La Rochelle) annehmen.
1563 ist er wieder in Genf, wo er Calvin an der Spitze der Genfer Kirche ablöst. Nach Calvins Tod (1564) führt er dessen Werk in dessen Geiste fort, indem er die kirchliche und geistige Leitung der internationalen reformierten Bewegung übernimmt.
Das literarische Werk von Théodore de Bèze
1550 verfaßt er die biblische Tragödie Das Opfer Abrahams (Abraham sacrifiant), in der er geschickt die Geisteswelt des Humanismus mit der Glaubenswelt des Christentums verbindet. In wohl keinem anderem seiner (hinterlassenen) Werke erreicht er eine derartige gedankliche und sprachliche Vollkommenheit.
Sein 1559 in französischer und 1560 auch in lateinischer Sprache erschienenes Bekenntnis des christlichen Glaubens (Confession de la foi chrétienne) faßt auf systematische Weise die Grundlagen der reformierten Konfession zusammen.
Ab 1561 führt er das von Clément Marot begonnene Werk fort und vollendet die Übertragung der Psalmen in französische Verse, die später vertont und im Genfer Psalter zusammengefaßt werden.
Seine Abhandlung Über die Rechtsgewalt der Obrigkeit über ihre Untertanen (De jure magistratuum oder Du droit des magistrats sur leurs sujets, 1574) gehört zu den Schriften protestantischer Denker, die nach den Bartholomäus-Pogromen (1572) den Widerstand gegen eine tyrannische Regierung als berechtigt darstellen. Mit dieser Schrift reiht sich Théodore de Bèze in die Bewegung der Monarchomachen („Kämpfer gegen die Alleinherrscher“) ein.
Sein Briefwechsel ist sehr umfangreich. Er stand mit Theologen, Staatsmännern und Schriftstellern in ganz Europa in Verbindung.